Schalke kreiselt am Abgrund

Schulden von insgesamt 280 Millionen Euro? Trainer Felix Magath redet’s klein: „Dummes Zeug“
GELSENKIRCHEN Schalke ist Kult. Die Liebe der Fans ist dem Revierklub ebenso sicher wie das Chaos. Klar, dass die Veltins-Arena auch beim Spitzenspiel gegen den HSV (bei Redaktionsschluss nicht beendet) ausverkauft war. Klar jedoch ist ebenfalls: Spielt Schalke 04 dieser Tage sportlich auch in der Spitzengruppe, so kämpft der massiv verschuldete Verein auf anderer Ebene um seine Existenz.
Die neuesten Horrormeldungen: Zu den verbrieften Schulden von 136,5 Millionen und dem aktuellen Saison-Fehlbetrag von circa 30 Millionen Euro kommen – laut „Welt am Sonntag“ – weit über 100 Millionen Euro an Verbindlichkeiten. Diese würden in einem Geflecht von Schalke-Tochterfirmen, die sich gegenseitig Kredite gewähren, hin- und hergeschoben.
Reißt dieser seltsame Schalker Finanz-Kreisel – die DFL überprüft dieser Tage im Rahmen des Nachlizensierungsverfahren auch die Knappen – den Klub in den Abgrund? Wird die Lizenz entzogen? Werden Stars wie Neuer oder Rafinha im Winter verkauft?
Finanzvorstand Peter Peters schweigt bislang. Schalkes Allzweckwaffe heißt auch in dieser Frage Felix Magath. Der Cheftrainer, im Vorstand zuständig für PR und Marketing, sagte am Sonntag: „Das ist alles dummes Zeug. Da werden alte Kamellen aufbereitet, immer wieder dasselbe. Niemand hat hier was versteckt.“
Ob er sich da wirklich so sicher ist? Im „WamS“-Interview hatte Magath noch zugegeben: „Ich habe natürlich gewisse Einblicke gewonnen, zum vollständigen Überblick hat es aber noch nicht gereicht.“ Dennoch weiß der 55-Jährige, dass niemand etwas versteckt hat? Obwohl er zugibt, das Finanzgeflecht „nicht in seiner Gänze“ zu durchblicken. Obwohl er sagt: „Man hat das Gefühl, dass eine solch komplizierte Konstruktion dafür da ist, um gewisse Dinge nicht so genau darlegen zu müssen.“
Geschaffen wurde das Konstrukt wohl vom – zum Chefrepräsentanten degradierten – Ex-Finanzboss Josef Schnusenberg. Gemeinsam mit dessen Nachfolger Peter Peters arbeite Magath nun daran, „eine neue Transparenz zu schaffen“. Davon ist man aber noch mindestens so weit entfernt wie von der Konsolidierung. Wie diese funktionieren könne? „Wir werden die finanzielle Situation in den Griff bekommen“, sagt Magath nur.
Intern hoffen viele offenbar auf eine milde Gabe von Aufsichtsratsboss und Fleischmillionär Clemens Tönnies.