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Schalke greift durch: Aufsichtsrat weg und Gazprom vom Trikot

Die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts treffen auch Schalke 04 wegen der problematischen Partnerschaft mit dem russischen Staatskonzern Gazprom. Beim Zweitligisten muss ein Aufsichtsrat sein Mandat niederlegen, der Sponsor verschwindet vom Trikot.
von  AZ/dpa
Der FC Schalke 04 wird nicht mehr mit dem Schriftzug des Hauptsponsors Gazprom auflaufen.
Der FC Schalke 04 wird nicht mehr mit dem Schriftzug des Hauptsponsors Gazprom auflaufen. © picture alliance / dpa

Gelsenkirchen - Russlands Angriff auf die Ukraine zwingt den FC Schalke 04 im Umgang mit seinem russischen Hauptsponsor Gazprom nun doch zu harten Konsequenzen.

Gazprom-Vertreter Warnig legt Mandat im Aufsichtsrat nieder

Zunächst vermeldete der Verein am Donnerstagmorgen, dass der von den USA mit Sanktionen belegte Geschäftsmann Matthias Warnig sein Mandat als Gazprom-Vertreter im Aufsichtsrat niederlegt. Der Schriftzug des Unternehmens dominierte da noch auf der Sponsorenwand.

Knapp vier Stunden später war auch klar: Auf den Trikots der Schalker wird ab sofort kein Verweis auf den Energieriesen mehr zu sehen sein. "Mit Blick auf die Ereignisse, Entwicklung und Zuspitzung der vergangenen Tage" habe sich der Klub dazu entschieden, den Schriftzug vom Trikot zu nehmen, hieß es in einer Mitteilung.

Trainer Grammozis ohne Gazprom-Schriftzug auf der Jacke 

Der Schritt erfolge nach Gesprächen mit Gazprom Germania. "Stattdessen wird Schalke 04 auf der Brust der Königsblauen stehen", teilte der Verein mit. Trainer Dimitrios Grammozis war seiner Zeit schon ein bisschen voraus gewesen: Auf seiner Jacke bei der Pressekonferenz fehlte schon der Schriftzug des Sponsors. Die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts treffen also auch Schalke wegen der problematischen Partnerschaft mit Wucht.

Denn der russische Staatskonzern, einer der großen Gasversorger Deutschlands, hält den mit rund 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten Traditionsclub quasi über Wasser. Der Kontrakt läuft noch bis 2025.

Schalke-Sprecher Siekmann: "Alle im Verein schockiert"

Der bisherige Aufsichtsrat Warnig ist der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Nord Stream 2 AG, die eine Tochterfirma des russischen Energiekonzerns Gazprom ist. "Sobald alle formellen Prozesse, die eingehalten werden müssen, durchgeführt sind, wird er dann auch den Aufsichtsrat des FC Schalke 04 verlassen", sagte Klub-Sprecher Marc Siekmann. Alle im Verein seien "schockiert gewesen von den Geschehnissen, die sich innerhalb Europas abspielen".

US-Präsident Joe Biden hatte am Mittwoch Strafmaßnahmen gegen die Betreibergesellschaft der Nord Stream 2 AG und deren Chef Warnig angekündigt. Das Finanzministerium in Washington erklärte, Geschäfte mit dem Betreiber Nord Stream 2 AG müssten innerhalb einer Woche beendet werden.

Grammozis: "Solche Ereignisse sind nicht irgendein Nebengeräusch"

Angesichts der russischen Eskalation hatte die Bundesregierung das Vorhaben am Dienstag auf Eis gelegt und das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2 vorerst gestoppt. Warnig saß seit 2019 als Gazprom-Vertreter im Aufsichtsrat.

Der ehemalige Schalker Aufsichtsratschef und Fleischproduzent Clemens Tönnies holte Gazprom Germania an Bord. Damals hielt er zusammen mit Putin ein Schalke-Trikot in die Kameras. Der Marketingexperte Raphael Brinkert brachte im Zusammenhang mit einer möglichen Trennung von Gazprom einen Sponsorenpool für Kompensationszahlungen ins Spiel.

Der Zweitliga-Fünfte Schalke hatte am Mittwoch betont, für Frieden und friedliches Miteinander zu stehen und dass Gewaltfreiheit im Leitbild des Vereins festgehalten sei. Trainer Grammozis gab am Donnerstag vor dem Samstagsspiel beim Karlsruher SC zu, "dass solche Ereignisse nicht irgendein Nebengeräusch sind, sondern im Alltag schon sehr stark auf einen einprasseln".

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