Ruttens letzte Tage auf Schalke
Trainer Fred Rutten steht auf Schalke vor dem Aus. Derweil erneuert Oliver Kahn sein Interesse an dem Manager-Job in Gelesenkirchen. Sogar Beckenbauer hält ihn für den richtigen Mann.
GELSENKIRCHEN Wenn die Wogen des Chaos höherschlagen, hält man sich gerne an alten Gewohnheiten fest. Also musste auch am Dienstag Trainer Fred Rutten bei Schalke-Geschäftsführer Peter Peters zum allwöchentlichen Rapport antanzen. Als „Routine wie nach jedem Bundesliga-Spiel“, bezeichnete Peters, das Gespräch mit dem Chefcoach. Die Gerüchte, Rutten werde noch in dieser Woche entlassen, wolle man „ in aller Ruhe nicht kommentieren“, so Peters. Dennoch dürfte die gestrige Unterredung die vorerst letzte gewesen sein. Denn Fred Rutten und Schalke 04, haben sich nicht mehr viel zu sagen.
Längst gilt es als offenes Geheimnis, dass der 46-jährige Schalker Übungsleiter eher früher als später von seinen Aufgaben entbunden wird. Die ehemaligen Schalke-Profis Youri Mulder und Mike Büskens stehen schon bereit, um das Team zumindest interimsweise vom Holländer zu übernehmen. Für die beiden Co-Trainer nichts Neues: Schon im Vorjahr, nach der Trennung vom damaligen Trainer Mirko Slomka, sprangen Mulder und Büskens kurzfristig ein. Auch Rutten selbst schein längst mit dem Abenteuer Schalke abgeschlossen zu haben. Nach der jüngsten 1:2-Pleite gegen den Hamburger SV meinte Rutten, er plane nur noch „von Woche zu Woche“. Die Resignation war in seinen Worten nicht zu überhören.
Tatsächlich hinterlässt der ehemalige Erfolgstrainer von Twente Eschede eine katastrophale Bilanz. Unter der Leitung des vermeintlichen Erneuerers scheiterte Schalke in der Qualifikation zur Champions League, schied in der Gruppenphase aus dem Uefa-Cup aus und verabschiedete sich nach einer peinlichen Niederlage in Mainz im Viertelfinale aus dem DFB-Pokal. In der Liga beträgt der Rückstand auf einen Uefa-Pokal-Platz aktuell sieben Punkte. Rutten, dem immerhin der zweitteuerste Kader der Bundesliga anvertraut wurde, stellte kleinlaut fest: „Es bringt nichts, jetzt über internationale Plätze zu reden."
Das haben auch die Bosse erkannt und reden daher vom radikalen Umbruch. Allen voran Schalkes mächtiger Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Nach dem Rauswurf von Sportdirektor Andreas Müller will Tönnies noch in dieser Woche einen neuen Manager präsentieren Und dass der Oliver Kahn heißen wird, gilt als immer wahrscheinlicher. Der Ex-Bayer sagte nun im ZDF: „Mit einer Mannschaft als Manager etwas zu bewegen, bei einem Verein wie Schalke 04, ist eine hochinteressante Geschichte.“ Weniger euphorisch klang der potenzielle Nachfolger von Uli Hoeneß beim Thema FC Bayern: „Ich bin ja nicht mit diesem Verein verheiratet.“
Wagt Schalke mit Kahn den Neuanfang?
Zumindest Franz Beckenbauer hat dieser Verbindung seinen Segen gegeben: „Er ist ein intelligenter Mensch, der sehr wachsam durch die Welt geht. Ich traue ihm zu, Schalke wieder auf den Weg zu bringen. Er wäre der richtige Mann dafür“, sagte der Bayern-Präsident gestern am Rande der Uefa-Exekutivsitzung in Kopenhagen. Trainer Rutten traut das auf Schalke kaum noch jemand zu.
Reinhard Keck