Rücktritt von Mesut Özil: So wehrt sich der DFB

Der Deutsche Fußball-Bund hat den von Mesut Özil erhobenen Vorwurf des Rassismus in einer Stellungnahme am Montag zurückgewiesen. Der DFB bedauerte den Abschied des Mittelfeldspielers aus der Nationalmannschaft.
von  sid

Frankfurt/Main - Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat den Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft bedauert und sich gegen dessen Anschuldigungen vor allem gegen Präsident Reinhard Grindel zur Wehr gesetzt.

"Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir (...) in aller Deutlichkeit zurück", hieß es in einer Stellungnahme des Verbandes. Der DFB hätte sich "gefreut, wenn Özil (...) weiter Teil des Teams hätte sein wollen", so der weitere Wortlaut.

Özil-Rücktritt: So wehrt sich DFB-Boss Grindel

Er "bedauert den Abschied" Özils und wolle seine "erfolgreiche Integrationsarbeit weiter konsequent und aus tiefer Überzeugung" fortsetzen. Vorausgegangen war eine Telefonkonferenz des Präsidiums mit dem im Urlaub weilenden Grindel an der Spitze. Der Verband bedankte sich für Özil für dessen Einsatz. "Er hat eine erfolgreiche Ära mitgeprägt, auf und gerade auch neben dem Platz. Er hatte entscheidenden Anteil daran, dass Deutschland 2014 in Brasilien Weltmeister geworden ist", hieß es.

Allerdings betonte der DFB: "Es gehört für uns als Verband auch zum respektvollen Umgang mit einem verdienten Nationalspieler, dass wir manche für uns in Ton und Inhalt nicht nachvollziehbare Aussage in der Öffentlichkeit unkommentiert lassen." Grindel war von Özil in dessen Rücktrittserklärung am Sonntag massiv angegangen worden.

Der 29-Jährige warf dem Funktionär offen Rassismus vor - und verfolgte die Reaktionen aus Singapur, wo er mit seinem Klub FC Arsenal weilt. Auf jedem veröffentlichten Foto: Ein Lächeln. Auf weitere Äußerungen verzichtete er.


Mesut Özil am Montag in Singapur. Foto: David Wirawan/International Champions Cup/dpa

Özil-Rücktritt: Bärendienst für Integrationsbemühungen des DFB?

Während Özil auch reichlich Kritik einstecken musste, "respektierte" Bundeskanzlerin Angela Merkel dessen Rücktritt. "Die Kanzlerin schätzt Mesut Özil sehr", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer, Özil habe "viel für die Nationalmannschaft getan".

Mit seinem Abschied könnte der 29-Jährige den Integrationsbemühungen des DFB aber einen Bärendienst erwiesen haben. "Das ist ein schwerer Rückschlag", sagte der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger dem SID. Özil "war ein großes Vorbild für die jungen Fußballer mit türkischem Migrationshintergrund", ergänzte er: "Das Ergebnis ist auch für unser Land nicht gut." Dies war auch bei den Reaktionen quer durch die Politikszene spürbar.

Die Kritik traf vor allem Grindel, einige Politiker forderten ihn zum Rücktritt auf. Das Agieren der DFB-Spitze sei "mindestens so desaströs" wie Özils Erdogan-Foto, sagte Grünen-Politiker Cem Özdemir: "Grindel zerhackt unsere Integrationsgeschichte." Der DFB brauche einen "Neubeginn".

Der Verband räumte nach seiner Präsidiumssitzung immerhin ein unglückliches Verhalten in der Erdogan-Affäre ein. Auch bedauerte er, "dass Mesut Özil das Gefühl hatte, als Ziel rassistischer Parolen gegen seine Person nicht ausreichend geschützt worden zu sein".

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