Robin Dutt wird DFB-Sportdirektor
Als gescheiterter Ex-Trainer des Bundesligisten Bayer Leverkusten tritt Robin Dutt ein schweres Erbe an: Matthias Sammer hatte nicht zuletzt wegen seiner Erfolge im Junioren-Bereich einen ausgezeichneten Ruf.
KÖLN/FRANKFURT - Die Würfel sind gefallen: Der ehemalige Leverkusener Trainer Robin Dutt hat beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) das Rennen um die Nachfolge von Matthias Sammer gemacht und wird als neuer Sportdirektor künftig eine entscheidende Rolle beim Verband spielen.
In einer Telefonkonferenz sollen am Dienstagnachmittag nach Informationen der Bild-Zeitung und Sky Sport News HD die entscheidenden Details geklärt worden sein. Zuvor hatte Dutt, der als ausgezeichneter Fachmann gilt, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Generalsekretär Helmut Sandrock und nicht zuletzt wohl auch Bundestrainer Joachim Löw, der in die Suche mit eingebunden war, mit seinem Konzept offensichtlich überzeugt. Vom DFB gab es dazu keine offizielle Stellungnahme. Der 47-jährige Dutt soll am Mittwochmittag in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main offiziell vorgestellt werden.
Sammer hatte am 2. Juli überraschend seinen Job beim DFB vorzeitig aufgegeben und war als neuer Sportvorstand zum deutschen Rekordmeister Bayern München gewechselt. Dutt tritt nun ein schweres Erbe an, denn Sammer, der seit 2006 dieses Amt bekleidete, hatte nicht zuletzt wegen seiner großen Erfolge im Junioren-Bereich einen ausgezeichneten Ruf. Auch wenn er hin und wieder mit Löw Meinungsverschiedenheit hatte und sich zuletzt beim Thema Nationalmannschaft sehr zurückhielt, hatte die Stimme des früheren Nationalspielers Gewicht.
Dutt kommt seinerseits mit der Hypothek eines gescheiterten Bundesliga-Trainers zum DFB, der seinerseits wie angekündigt frühzeitig vor dem ersten Saison-Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am 15. August in Frankfurt gegen Argentinien den Sammer-Nachfolger präsentiert. Dutt war am 1. April bei Bayer Leverkusen wegen Erfolglosigkeit vorzeitig entlassen worden. In den wenigen Monaten unter dem Werkskreuz hatte er keinen Draht zur Mannschaft gefunden, zudem durch teilweise merkwürdige Personalentscheidungen und diffuse Aussagen seinen guten Ruf selbst beschädigt.
Nach seiner Demission hatte unter anderen Nationalspieler Andre Schürrle die Entlassung von Dutt als logische Konsequenz und „unumgänglich“ bezeichnet, was kein gutes Licht auf den Fußballlehrer warf, der von 2007 bis 2011 als Trainer des SC Freiburg einen tadellosen Ruf erworben hatte.
Dutt setzte sich am Ende offensichtlich gegen hochrangige Konkurrenz durch. DFB-Vizepräsident Dr. Hans-Dieter Drewitz hatte zuletzt noch FCK-Boss Stefan Kuntz zur Diskussion gestellt. Es gebe aber auch andere Namen, hatte er aber zu Wochenbeginn auch erklärt. Während Kuntz offenbar in der Gerüchteküche als Nebelbombe gezündet wurde, verhandelte der DFB wohl intensiv mit Dutt, der im Gespräch mit der Rheinischen Post gerade erst erklärt hatte, dass ihn das kurze Gastspiel bei Bayer Leverkusen weiter gebracht hat. „Ich besitze ein Jahr mehr an Erfahrung. Die Erfahrung möchte ich nicht missen. Dieses Jahr hat für mich eine deutliche Weiterentwicklung bedeutet“, sagte Dutt, der sich auch zu seiner Zukunft geäußert und dabei möglicherweise schon einen Fingerzeig auf seine neue Aufgabe gegeben hatte. „Natürlich möchte ich in der 1. Liga arbeiten, aber heutzutage darf man nicht so unhöflich sein und kategorisch irgendetwas ausschließen.“
Dutt hatte zuletzt auch Angebote aus der Schweiz, Österreich, Belgien und der Türkei vorliegen, wollte aber nach eigenen Angaben nicht ins Ausland. Auch DFB-General Sandrock, der bei der Suche nach dem Sammer-Nachfolger federführend war, hatte zuletzt schon einen versteckten Hinweis gegeben. „Ob am Ende des Tages 100 Länderspiele oder 400 Bundesligaspiele auf der Bewerbung eines Kandidaten kleben müssen, lasse ich mal außen vor“, sagte der Niersbach-Nachfolger. Da hatte er offenbar schon an Dutt gedacht, der als Aktiver nicht über die Verbandsliga (FV Zuffenhausen) hinausgekommen war. Von Länderspielen ganz zu schweigen.
Sandrock formulierte aber auch: „Entscheidend ist die Qualität. Man muss verschiedene Kompetenzen sehen, die für diese Aufgabe erforderlich sind. Sammer zeichnet eine starke soziale und Führungskompetenz neben allen sportfachlichen Dingen aus. Solche Attribute braucht sein Nachfolger auch.“ Die Messlatte liegt hoch für Robin Dutt, der als Trainer allerdings kontinuierlich immer eine Stufe höher geklettert war.