Robert Enkes Leidensgenosse: Sebastian Deisler

Der einst gefeierte Fußballer ging in eine Klinik und machte seine Depressionen öffentlich. Nach dem ersten Klinikaufenthalt feierte Deisler im Mai 2004 – damals noch unter Trainer Ottmar Hitzfeld, der ihn über Monate behutsam aufgebaut hatte – sein Comeback.
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Der einst gefeierte Fußballer ging in eine Klinik und machte seine Depressionen öffentlich. Nach dem ersten Klinikaufenthalt feierte Deisler im Mai 2004 – damals noch unter Trainer Ottmar Hitzfeld, der ihn über Monate behutsam aufgebaut hatte – sein Comeback.

Es war ein Tabubruch in einer Männerwelt, die keine Schwächen duldet: Im Herbst 2003 macht Sebastian Deisler – erfolgsverwöhnter Spieler beim FC Bayern München – seine Depressionserkrankung öffentlich und keinen Hehl daraus, dass er sich in psychiatrische Behandlung begeben hat. Es gibt viele Parallelen zur Erkrankung von Robert Enke (mit dem er 1998/99 gemeinsam bei Mönchengladbach spielte): Deisler galt als einer der großen Nachwuchsstars. Doch es gibt auch die Kehrseiten des Ruhms: „Basti fantasti“ wurde zunehmend zum Spielball der Profitinteressen der Clubs; das Medien-Spektakel um ihn, die Helden-Verehrung gaben ihm das Gefühl, es nicht mehr zu schaffen. Sein Familienleben geriet in Unordnung, häufige Verletzungen (vor allem am Knie) warfen ihn in seiner Karriere immer wieder zurück.

„Auf dem Platz verdränge ich alles“, war sein Motto, doch schließlich musste er sich seiner angegriffenen Psyche geschlagen geben.

Nach dem ersten Klinikaufenthalt feierte Deisler im Mai 2004 – damals noch unter Trainer Ottmar Hitzfeld, der ihn über Monate behutsam aufgebaut hatte – sein Comeback.

Doch schon im Oktober der erneute Rückfall: Kurz vor einem Champions-League-Spiel in Turin floh er, begab sich sofort in München wieder in Behandlung bei Professor Florian Holsboer vom Max-Plack-Institut für Psychiatrie. Daraus wurde ein erneuter Klinikaufenthalt, „viel zu spät“, wie Deisler eingestehen sollte.

Am 16. Januar 2007 dann das endgültige Aus: An diesem Tag geben Deisler und FCB-Manager Uli Hoeneß das endgültige Karriereende des wohl talentiertesten deutschen Mittelfeldspielers bekannt. Deisler verschwindet aus der Öffentlichkeit – in der er erst im Oktober 2009 wieder auftaucht: Der 29-Jährige hat ein Buch geschrieben, in dem er sein Schicksal auf den Punkt bringt: „Mein Ehrgeiz hat meine Knochen kaputt gemacht und dann meinen Kopf.“ „Zurück ins Leben“ heißt das Werk – ein Schritt, der Robert Enke nicht vergönnt war. M. Heinrich

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