Robert Enke: Das Protokoll seines einsamen Todes

HANNOVER - Depressionen haben Robert Enke in den Tod getrieben. Einsam fuhr er am Dienstagabend zu dem Bahnübergang bei Hannover, an dem er sich das Leben nahm. Die Polizei hat den Freitod des Nationaltorwarts rekonstruiert.
Früher Dienstagabend: Nationaltorwart Robert Enke steuert seinen schwarzen Geländewagen nach Eilvese. Das Dorf liegt nur etwa eine Autominute vom Heimatort der Enkes entfernt nahe der nach Hannover führenden Bundesstraße 6. Durch Eilvese verläuft die Zugstrecke Bremen-Hannover. In dem Ortsteil halten nur S-Bahnen, andere Züge rauschen mit hohem Tempo durch.
In der Nähe einer Unterführung steuerte Enke sein Auto auf einen Feldweg. Nach etwa 100 Metern macht der Weg eine Kurve und verläuft parallel zu den Gleisen. Der an Depressionen leidende Familienvater parkt den Wagen in der Kurve und steigt aus. Enke schließt das Fahrzeug nicht ab, seine Geldbörse lässt er auf dem Beifahrersitz liegen. Den etwa 2,5 Meter breiten Weg trennt ein schmaler Grünstreifen von den Schienen. Schon nach wenigen Schritten beginnt das Gleisbett.
Gegen 18.25 Uhr: Auf dem Gleis nach Hannover versucht der Regionalexpress RE 4427 noch eine Notbremsung. Im Führerhaus des Zuges sind zwei Lokführer, einer von ihnen bekommt gerade eine Einweisung in die Strecke. Beide sagen später übereinstimmend aus, dass sie eine stehende Person auf den Gleisen bemerkt hatten.
Außer den Lokführern gibt es keine Zeugen für den Selbstmord. Die Seite, von der sich der Fußballprofi den Gleisen näherte, ist unbewohnt. Auf der anderen Seite steht hinter einem Lärmschutzwall ein Einfamilienhaus.