Risiken und Nebenwirkungen: Das Einreise-Wirrwarr im DFB-Camp

Die Pandemie und die unterschiedlichen Regeln in den Ländern machen die Vorbereitung zu einer logistischen Herausforderung. "Kein deutscher Spieler ist vollständig durchgeimpft", sagt der DFB-Arzt.
von  Patrick Strasser
Willkommen in Tirol: Bayern-Star und Nationalmannschaftsrückkehrer Thomas Müller bei der Ankunft in Seefeld.
Willkommen in Tirol: Bayern-Star und Nationalmannschaftsrückkehrer Thomas Müller bei der Ankunft in Seefeld. © picture alliance/dpa

Während Bundestrainer Joachim Löw froh war, am Freitagnachmittag mit den 20 Spielern seines 26-Mann-Kaders für die EM im Trainingslager von Seefeld endlich loslegen zu können, muss sich DFB-Direktor Oliver Bierhoff um die Spieler kümmern, die noch nicht da sind, vor allem die in England beschäftigten Profis.

Und darum, unter welchen Bedingungen sie in Zeiten der Corona-Pandemie einreisen dürfen. Es betrifft die Champions-League-Finalisten Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Timo Werner (alle Chelsea) sowie Ilkay Gündogan (ManCity), die sich am Samstag in Porto gegenüberstehen.

England-Legionäre von der Quarantänepflicht entbunden

Zumindest für Tirol konnte Bierhoff bereits einen Haken unter das Problem machen. Denn nach einem Erlass des österreichischen Gesundheitsministers wurden die England-Legionäre von der Quarantänepflicht (da Großbritannien ein Virusvarianten-Gebiet ist) in der Alpenrepublik entbunden. Das Trainingslager, so hieß es zu dieser Ausnahmegenehmigung, sei "im absolut zwingenden Interesse der Republik Österreich".

Analog zur Sondergenehmigung der Regierung Österreichs für die eigene Auswahl, die für ein Testspiel gegen England nach Middlesbrough reist. Bei ihrer Rückkehr müssen David Alaba und Co. nicht in zehntägige Quarantäne (frühesten erst nach fünf Tagen möglich). "Ich bin sehr dankbar, dass die österreichischen Behörden flexibel und gut reagiert haben und die Profisportler ausgenommen haben", sagte Bierhoff und betonte mit Sorgenfalten: "Aber in Deutschland wird es zum Problem."

Denn: Dort sind für Einreisende aus Virusvariantengebieten wie Großbritannien 14 Tage Quarantäne zwingend vorgeschrieben, ein Freitesten ist nicht möglich. Bierhoff: "Das macht mir noch ein bisschen Kopfzerbrechen."

Eine Quarantäne-Pflicht in Deutschland für die England-Legionäre "würde das Turnier unmöglich machen und an den ersten beiden Spielen könnte man auch nicht auf diese Spieler zurückgreifen", meinte Bierhoff.

Doch hinter den Kulissen arbeitet man an einer politischen Lösung - eine Ausnahmegenehmigung scheint auch hier sehr wahrscheinlich. "Es kann nicht immer eine Ausnahme für den Fußball geben, aber ich versuche, diese Problematik zu lösen", sagte Bierhoff.

Und wie sieht es mit den Impfungen der Nationalspieler aus? "Impfungen sind ein sehr heterogenes Geschehen", erklärte Mannschaftsarzt Tim Meyer und sagte über den rund 90-köpfigen DFB-Tross: "Wir haben Betreuer, die im medizinischen Bereich tätig sind und in der Priorisierung daher weiter vorne waren. Wir haben Spieler, die Corona-vorerkrankt sind und daher noch nicht dran sind. Kein Spieler ist vollständig durchgeimpft."

Kümmert sich um den DFB-Tross: Der Mediziner Tim Meyer.
Kümmert sich um den DFB-Tross: Der Mediziner Tim Meyer. © picture alliance/dpa

Einige haben jedoch bereits eine erste Impfung erhalten oder gelten nach überstandener Infektion als Genesene. Dies erhöhe, so Meyer, neben den strengen Schutzmaßnahmen die Sicherheit ebenfalls.

Spieler während des Turniers zu impfen ist nicht vorgesehen

Andere Nationalteams wie Italien, Belgien oder die Niederlande (sechs der 26 Spieler haben eine Impfung abgelehnt) sind bereits durchgeimpft - warum nicht das DFB-Team? Meyer: "Impfungen sind nicht in beliebiger Menge vorhanden. Ich finde es korrekt, dass von der Politik eine Reihenfolge festgelegt wurde. Ich bin der Ansicht, dass wir uns an diese Reihenfolge halten müssen - das gilt auch für Nationalspieler."

Spieler während des Turniers zu impfen sei nicht vorgesehen, meinte Meyer, "das halte ich für zu gefährlich angesichts der denkbaren Nebenwirkungen".

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