Reuter "mag nicht jammern" – Augsburg ergeht es wie dem BVB
Von großen Sprüchen hält Stefan Reuter nichts. Abstiegskampf statt Europa League bleibt sein Thema beim FC Augsburg. Ob Vogt oder Ostrzolek – auf Hahn könnten weitere Abgänge folgen. Das Gerüst bleibe aber erhalten, ebenso wie der längst bewunderte Trainer.
Augsburg – Beim FC Augsburg arbeiten keine Träumer. Die Verantwortlichen des Fußball-Bundesligisten kalkulieren nach dem Millionen-Wechsel ihres Top-Torschützen André Hahn zu Borussia Mönchengladbach durchaus den Verlust weiterer Leistungsträger ein. „Wenn ein Verein wie der FC Augsburg eine gute Saison spielt, machen auch die Spieler auf sich aufmerksam. Da ist es normal, dass der eine oder andere den Verein verlässt“, sagte Geschäftsführer Stefan Reuter im Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Der 47 Jahre alte Manager versprach den FCA-Fans vor dem Heimspiel am Samstag gegen den deutschen Meister Bayern München aber, dass das aktuell auf Platz acht rangierende Team nicht zerfallen werde: „Das Gerüst wird auf alle Fälle erhalten bleiben.“ Das Kommen und Gehen von Spielern sei normal. „So, wie es uns ergeht, wenn ein großer Club kommt, so ergeht es Zweitligisten, wenn der FC Augsburg kommt. So funktioniert das Fußball-Geschäft.“
Einen großen Aderlass mussten in den vergangenen Jahren auch Mönchengladbach (Reus, Dante, Neustädter) und der SC Freiburg (Kruse, Makiadi, Flum) nach Top-Spielzeiten hinnehmen. „Mit Ausnahme des FC Bayern geht es doch allen Vereinen so. Dortmund ist zweimal Meister geworden, stand im Finale der Champions League – trotzdem hat die Borussia Götze und Lewandowski an die Bayern verloren. Da wäre es sehr naiv zu glauben, dass es dem FC Augsburg nicht so ergehen könnte“, erläuterte Reuter. In der Bundesliga-Etattabelle nehme der FCA schließlich nur Rang 17 ein.
Als besonders umworben gelten neben Fast-Nationalspieler Hahn, der wegen einer Ausstiegsklausel zwei Jahre vor dem Ablauf seines Vertrages den Verein verlassen kann, Linksverteidiger Matthias Ostrzolek (23) und Mittelfeldakteur Kevin Vogt (22). „Jeden Fall wird man individuell betrachten müssen“, sagte Reuter vielsagend. Die Verträge der beiden Youngster laufen jeweils 2015 aus.
Es sei auch ein erfreulicher Aspekt, dass sich junge Spieler in Augsburg entwickeln könnten und ihren Marktwert steigern würden, so Reuter: „Es gilt für uns, neue Spieler zu finden und Abgänge zu kompensieren. Ich bin weit davon entfernt zu jammern.“
Sein Ziel sei es, die Mannschaft „größtenteils“ zusammenzuhalten. Kapitän Paul Verhaegh, Mittelfeldchef Daniel Baier und Routinier Halil Altintop sollen auch in der kommenden Spielzeit vorneweg marschieren: „Das Gefüge ist stimmig, die Mannschaft funktioniert.“
Die knapp drei Millionen Euro für Hahn müssten nicht zwingend „eins zu eins“ ins Team reinvestiert werden. „Unser Ziel ist, uns punktuell zu verstärken“, kündigte Reuter an. Gelassen sieht der Manager mögliche Abwerbeversuche bei Trainer Markus Weinzierl, der sich ebenfalls für größere Vereine interessant gemacht hat. Der Trainer habe „ein ganz klares Bekenntnis“ zum FCA abgegeben: „Er hat seinen Vertrag bis 2017 verlängert, weil er es sehr schätzt, was hier entsteht“, betonte Reuter. Der Weltmeister von 1990 sieht persönlich „keine Eile“ für eine Ausweitung seines nur noch bis 2015 laufenden Kontraktes. Seine Mission, die er Ende 2012 antrat, sei aber noch nicht erfüllt: „Es ist ein sehr großer Reiz, den FC Augsburg richtig stabil zu machen.“
Die FCA-Macher stellen sich in Zukunft wieder auf Abstiegskampf ein. „Unser Saisonziel wird definitiv wieder lauten, am Ende der nächsten Saison drei Mannschaften hinter uns zu lassen. Jedes Jahr länger in der ersten Liga macht uns stabiler“, sagte Reuter.
Den Europapokal mag er nicht als Ziel für die letzten sechs Spiele ausgeben: „Durch Sprüche gewinnt man keine Spiele. Es ist nicht sinnvoll für einen Verein wie unseren, nach außen offensiv mit dem Ziel Europa League umzugehen. Das ist nicht realistisch.“ Das sei schon eher ein Achtungserfolg gegen seinen Ex-Club Bayern München: „Wir werden versuchen, vielleicht ein Pünktchen mitzunehmen.“