Rekordabstieg oder Rettung? „Der Club is a Depp“
NÜRNBERG - Am Samstag kämpft der 1. FC Nürnberg wieder einmal ums Überleben. Es droht der achte Abstieg – ein Rekord, den niemand will. Mit einem Sieg haben die Franken die Möglichkeit, aus eigener Kraft Relegationsplatz 16 zu sichern.
Es war 1999, als der ehemalige BR-Reporter Günther Koch ins Mikrofon rief: „Wir melden uns vom Abgrund.“ Er sollte Recht behalten, der 1. FC Nürnberg stieg trotz Heimspiel und bester Ausgangssituation gegen Freiburg ab. „Der Club is a Depp“ – das geflügelte Wort machte wieder einmal die Runde.
Am Samstag haben die Nürnberger wieder ein Heimspiel. Gegen Köln. Es wäre der achte Abstieg – ein Rekord, den niemand will. Mit einem Sieg vor 50000 Zuschauern haben die Franken die Möglichkeit, aus eigener Kraft Relegationsplatz 16 zu sichern.
Die Ausgangslage: Der Tabellen-15. Hannover (30 Punkte) kämpft gegen die punktgleichen Verfolger 1. FC Nürnberg und VfL Bochum (28 Zähler). Nur die Niedersachsen können sich im Endspiel in Bochum aus eigener Kraft vor dem Sturz in der Zweitklassigkeit bewahren. Nürnberg und Bochum haben es in der Hand, sich zumindest in die Relegation gegen den Zweitliga-Dritten zu retten.
In Sachen Überlebensrhetorik und Mitarbeitermotivation liegen die Trainer aller drei gefährdeten Vereine im Bereich Champions-League-Niveau. Etwa Club-Coach Dieter Hecking: „Am Samstag ist das kleine Einmaleins gefragt. Die Jungs müssen dem Druck standhalten, aber sie wissen, was auf dem Spiel steht. Ich bin überzeugt, dass wir gewinnen.“ Mit Hilfe der Fans. „Wir müssen das Stadion zum Brennen bringen“, fordert Hecking, der damit rechnet, „dass die Fans wie eine Wand hinter uns stehen“.
Die besten Karten hat allerdings Hannover, das mit einem Sieg in Bochum aller Sorgen ledig ist und mit einem Unentschieden auf jeden Fall die Relegation sicher hat. Das 6:1 gegen die Leistungsverweigerer aus Mönchengladbach letzte Woche hat für Selbstvertrauen an der Leine gesorgt. „Wir wollen diesen Schwung mitnehmen“, sagte Trainer Mirko Slomka, „wir wollen dem Gegner unseren Stempel aufdrücken. Die Mannschaft glaubt an ihre Stärke. Die Lage ist für uns komfortabler, denn der Druck ist für Bochum größer.“
10000 Fans wollen den Weg nach Bochum antreten, der erhoffte Heimvorteil für den VfL dürfte damit eher gering ausfallen. Der erst seit dem 1:3 bei Bayern im Amt befindliche Interimstrainer Dariusz Wosz hat immerhin schon mal die Stimmung in der Mannschaft verbessert – und das beim zuletzt elfmal sieglosen Team. „Die Mannschaft wird sich zerreißen, damit der VfL die Klasse hält“, ist Sportchef Thomas Ernst überzeugt. Wosz sagt: „Die Spieler werden darauf brennen, mit einem Sieg die Fans für den ganzen Mist, der diese Saison abgelaufen ist, zu entschädigen.“