Rehhagel: Mit Goethe und Rettungsschirm
MAINZ Otto Rehhagel ist es gewohnt, die Dinge im Griff zu haben. Egal ob zu Hause oder als Gast. Nach dem 3:1 beim FSV Mainz 05 war das nicht anders. Da beendete der Gäste-Coach trotz bester Laune die Pressekonferenz kurzerhand mit den Worten: „Schluss jetzt!” Dabei scheint sein mögliches Erfolgskapitel bei der Hertha nun gerade erst zu beginnen.
3:1 in Mainz: erster Auswärtssieg seit dem 29. Oktober 2011. „Endlich ist die schwarze Auswärtsserie weg”, jubelte Manager Michael Preetz, warnte aber zugleich vor zu viel Euphorie: „Das war nur ein Etappensieg. Es wird ein Sprint bis zum 34. Spieltag.” Rehhagel sieht das ähnlich: „Wenn wir heute verloren hätten, wäre es ganz schwer geworden. So können wir drinbleiben. Aber es wird noch sehr, sehr schwer. Ich habe nichts mehr zu verlieren, ich habe alles gewonnen.”
Die Tage nach der 0:6-Klatsche gegen den FC Bayern hatte der Trainer-Oldie zur Gesprächstherapie genutzt: „Ich will mit meiner Erfahrung helfen. Tore schießen kann ich nicht. Ich habe den Spielern gesagt, ich bin für sie Tag und Nacht zu erreichen. Ich pendle nämlich nur zwischen Hotel und Stadion hin und her”, berichtete der 73-Jährige von seiner ungewohnten Schmuse-Taktik.
Der 73-Jährige hatte auch den zweifachen Torschützen Adrian Ramos wieder aufgebaut: „Ich habe ihn daran erinnert, dass er es schon mal besser gemacht hat als in den letzten Wochen. Adrian sollte mit Selbstvertrauen ins Spiel gehen”, erzählte Rehhagel über sein erfolgreiches Aufbaugespräch.
Nach der Partie ging es vor den Kameras des ZDF mal wieder um zwei alte Freunde: „Man muss vorsichtig sein, wenn man zu erkennen gibt, dass man weiß, wer Schiller und Johann Wolfgang von Goethe sind - schon wird das hämisch kommentiert.” Er pflegt seine Animositäten mit den Medien, dabei ist er doch selbst für die Scherze verantwortlich. Beispiel? „Hertha braucht für die nächsten Jahre einen Rettungsschirm.” Finanzieller Natur. Rehhagel muss es ja wissen: Er war jahrelang Griechen-Trainer.
Hertha-Profi Peter Niemeyer relativierte derweil den Otto-Rummel: „Es geht nicht nur um ihn. Wir Spieler stehen da draußen und müssen den Arsch in der Hose haben.” Am nächsten Samstag wieder, gegen den VfL Wolfsburg.