Real nach dem Aus: "Eine Ära geht zu Ende, ein Katastrophe"

Hohn und Spott für die „Königlichen“, Lobeshymnen auf Liverpool und Respekt vor Michael Ballack & Co: Doch nach der „Wiedergeburt“ des FC Chelsea droht dem Nationalmannschaftskapitän auf dem Weg zu Europas Vereinsthron die schärfste Konkurrenz aus der eigenen Liga.
Real Madrid muss sich dagegen nach seinem kläglichen Scheitern im Achtelfinale der Champions League inklusive Rekordpleite auf langanhaltende Nachwehen einstellen. „Alles muss erneuert werden – bis hin zur Krone im Vereinswappen“, forderte das Sportblatt „As“. „Diese Real-Elf entspricht nicht einmal den Minimalanforderungen in Europa“, meinte „Marca“. „Was Real in Liverpool bot, entsprach dem Niveau eines englischen Drittligisten“, befand „El Mundo“ nach dem fünften Aus in Serie im Achtelfinale durch das 0:4 im Rückspiel bei den „Reds“.
Ballack kann aufatmen
Aufatmen konnte Ballack mit den „Blues“ nach dem hart erkämpften 2:2 bei Juventus Turin. „Wir haben schlecht begonnen und sind erst nach dem Gegentor aufgewacht. Dass wir dann nochmals in Rückstand geraten, darf eigentlich nicht passieren. Wir haben Gott sei Dank zurückgeschlagen und sind verdient in die nächste Runde eingezogen“, sagte er beim TV-Sender Premiere.
Zweimal geriet das Chelsea-Team von Interimstrainer Guus Hiddink in Rückstand, zweimal glichen die Gäste aus. „Wiedergeborenes Chelsea schlägt mutige Route ein“, titelte die „Times“, nachdem Ballack & Co unter Hiddink in den vergangenen sechs Spielen fünf Siege feierten und am Dienstagabend im Stadio Olimpico vor den Augen des jubelnden Clubchefs Roman Abramowitsch das wichtige Remis erreichten. „Alle Qualitäten, die ihnen ihre Kritiker unter Guus Hiddinks Vorgänger absprachen – Mut, Widerstandsfähigkeit, das Glück des Tüchtigen - waren wieder zu sehen“, befand das Londoner Blatt. Und auch Hiddink selbst freute sich über die Reaktion seiner Profis auf dem Rasen: „Das ist es, was ich an dieser Mannschaft so mag.“
Raúl bitte Fans um Vergebung
Auf Zuneigung werden die Madrider Kollegen wohl vergeblich warten. 0:5 nach Hin- und Rückspiel gegen die furios aufspielenden „Reds“. Während sich die Liverpooler schon mal in beste Stimmung für das Premier-League-Duell mit Spitzenreiter Manchester United am kommenden Samstag brachten, flehte Real-Kapitän Raúl bei den Fans um Vergebung. „Liverpool war in allen Belangen besser“, räumte der Kapitän ein: „Wir können uns nur bei den Fans entschuldigen.“
Für Trainer Juande Ramos, Nachfolger des Ende vergangenen Jahres entlassenen Bernd Schuster, wird das wohl nicht reichen. Er dürfte seine Chancen auf eine Vertragsverlängerung zum Saisonende verspielt haben; die Tage von Sportdirektor Pedja Mijatovic scheinen gezählt zu sein und Interimspräsident Vicente Boluda dürfte kaum länger als bis zum Sommer im Amt bleiben.
Submarines besser als die Königlichen
„Mit der Katastrophe von Anfield ging bei den Madrilenen eine Ära zu Ende“, mutmaßte das Sportblatt „Marca“ und schrieb von einer „unumgänglichen Katharsis“, von der auch die für 300 Millionen Euro neu formierte Mannschaft nicht unberührt bleiben dürfte. Pikant am Rand: Während die spanische Millionen-Metropole mal wieder nicht in der Runde der besten Acht vertreten ist, gelang dies dem FC Villarreal aus dem 51 000-Einwohner-Städtchen an der Mittelmeerküste. Das „Yellow Submarine“ gewann als erster spanischer Club bei Panathinaikos Athen.