Real nach 0:5-Niederlage gegen Barca: „Wir dürfen nicht weinen“

Real Madrid wird im „Clasico“ von Barça, angeleitet vom genialen Messi, 5:0 demontiert. Kritik an Özil: „Er riss das Team in die Tiefe“.
BARCELONA Gäbe es ein weltweites Museum, in dem ununterbrochen Fußballspiele in Endlosschleife auf Flachbildschirmen liefen, müssten die Besucher für den Anblick dieser Partie noch extra bezahlen, Anhänger von Real Madrid bekämen allerdings eine Ermäßigung aus Mitleid.
„El Clasico“, das Duell zwischen dem FC Barcelona und dem königlichen Hauptstadtklub, Ausgabe Nummer 167, ausgetragen am 29. November 2010, war mehr als ein Spiel. Einerseits Kunstwerk – 5:0, andererseits Beleidigung – 0:5. Die Blau-Roten aus Barcelona brachen über die Real-Stars wie ein Naturereignis herein, nicht einmal ihre Würde konnten die Weißen im Auge des Barca-Taifuns Messi retten.
Das Sportblatt „Marca“ ist in Madrid ansässig, ein Real-Hausblatt. Dort hieß es am Dienstag: „Dieses Barça ist wohl die beste Elf der Fußballgeschichte und wird für immer in Erinnerung bleiben.“ Als würde man sich distanzieren wollen. Und „El Mundo Deportivo“ registrierte im Lustspielhaus „Camp Nou“ einen „granatblauen Orgasmus“, an einem Abend, an dem „Weltstars gefressen wurden“. Die Torschützen der Menschenfresserelf hießen Xavi (10.), Pedro (18.), zweimal David Villa (55./58.) und Jeffrey (90.+1) – beim zweiten Treffer gingen 21 Ballkontakte voraus, in Halbzeit zwei spielten Lionel Messi und sein Artistenensemble Tratzball mit den Madrilenen. Höher gewann Barcelona einen „Clasico“ nie – und das am 111. Vereinsgeburtstag.
José Mourinho, der Imperator Reals, gab sich kleinlaut nach dem Debakel: „Nach so einem Spiel muss ich schon kräftig schlucken. Aber wir dürfen jetzt nicht weinen“, sagte der portugiesische Coach, der zugab: „Ich war darauf bedacht, dass mein Team seine Würde behält.“ Was nicht gelang: Sergio Ramos sah in der Nachspielzeit Rot für ein Foul an Messi, mit dem man sonst höchstens einen Vergewaltiger vor der Flucht vom Tatort stoppen möchte.
Und die Deutschen? Was war mit Sami Khedira? Ging unter, 90 Minuten lang im Sog des Barça-Spiels. Und Mesut Özil? Abgesoffen, nach 45 Minuten von Mourinho erlöst. „Marca“ lästerte: „Özils klägliche Darbietung riss das Team mit in die Tiefe.“ Schönspieler Cristiano Ronaldo? Fiel nur auf, als er Barça-Trainer Josep Guardiola rempelte.
Für die Profis des FC Bayern wird dieses Spiel Folgen haben. Trainer Louis van Gaal, ein Barcelonist, wird die DVD der Partie heilig sprechen.
Patrick Strasser