Real feuert Benitez: Klub-Ikone Zidane macht's

Einen Tag nach dem 2:2 beim FC Valencia hat Real Madrid die Reißleine gezogen und sich vorzeitig von Trainer Rafael Benitez getrennt. Nachfolger wird Klub-Idol Zinedine Zidane.
von  sid
Zinedine Zidane (rechts) löst bei Real Madrid Rafael Benitez als Trainer ab.
Zinedine Zidane (rechts) löst bei Real Madrid Rafael Benitez als Trainer ab. © dpa

Madrid - Rafael Benitez ist nach nur 216 Tagen als Chefcoach bei Real Madrid bereits Geschichte, nun soll die französische Fußball-Legende und Real-Ikone Zinedine Zidane die Königlichen wieder erstrahlen lassen.

Der Welt- und Europameister wird am heutigen Dienstag erstmals auf dem Trainingsgelände Ciudad Real Madrid bei einer Übungseinheit von Weltmeister Toni Kroos und Weltfußballer Cristiano Ronaldo das Kommando führen. Dies bestätigte Real-Boss Florentino Pérez nach einer Krisensitzung am Montagabend.

"Ich bin stolz diesen Klub zu trainieren. Wir haben die besten Fans der Welt, und ich werde alles Menschenmögliche tun, um die Mannschaft wieder zum Erfolg zu führen", sagte Zidane: "Ich werde mein Herz und meine Seele in diesen Job legen."

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Der 43-jährige Zidane, dem bei seiner ersten Station als Chefcoach in der Beletage des europäischen Fußballs der frühere Real-Profi und bisherige Junioren-Trainer Santiago Solari als Assistent zur Seite stehen soll, ist bereits der 14. Real-Trainer in den vergangenen 13 Jahren.

Keine 24 Stunden nach dem enttäuschenden 2:2 des spanischen Rekordmeisters beim FC Valencia zogen Pérez und seine Vorstandskollegen die Reißleine, da sie die sportlichen Ziele des Klubs akut gefährdet sahen.

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"Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen, aber uns blieb keine andere Wahl", sagte Pérez. Benitez hatte bei Real erst am 3. Juni des vergangenen Jahres die Nachfolge von Carlo Ancelotti angetreten, der im kommenden Sommer beim FC Bayern in die Fußstapfen von Pep Guardiola tritt.

Nach dem Remis in Valencia hat Real in der Liga nach 18 Runden vier Punkte Rückstand auf den Tabellenführer und Stadtrivalen Atlético Madrid und zwei auf den Erzrivalen FC Barcelona, der aber noch ein Spiel in der Hinterhand hat.

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Zidane, der Ancelotti 2013/14 bereits als Co-Trainer beim weißen Ballett assistierte, soll Real wieder in die Erfolgsspur zurückführen, nachdem im bisherigen Saisonverlauf eine Menge schief gelaufen ist. Angeblich haben sich Kapitän Sergio Ramos oder auch Ronaldo für eine Beförderung des dreimaligen Weltfußballers und gegen eine Rückholaktion von José Mourinho ausgesprochen, der nach seinem Rauswurf beim FC Chelsea wieder auf dem Markt ist.

Benitez, der bei Real angeblich einen Vertrag bis 2018 unterschrieben hatte, wehrte sich bis zuletzt gegen seine Demission und witterte eine Verschwörung. "Es gibt eine Kampagne gegen Florentino, mich und das gesamte Team", hatte er bei einer Pressekonferenz am Jahresende gesagt: "Alles wird manipuliert und verdreht, das kann jeder sehen. Mein Verhältnis zu den Spielern ist viel besser als man es überall liest."

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Zu diesem Zeitpunkt blies dem früheren Real-Jugendtrainer beim erfolgsverwöhnten spanischen Rekordchampion angesichts von drei Ligapleiten, darunter das schmerzhafte 0:4 vor eigenem Publikum im Clßsico gegen den FC Barcelona, und dem peinlichen Aus im Königspokal bereits ein eisiger Wind ins Gesicht.

Nach dem Remis bei Benitez' Ex-Klub Valencia, den der gebürtige Madrilene 2002 und 2004 zur Meisterschaft geführt hatte, war für die Real-Führung das Maß nun endgültig voll. Spätestens nachdem sich der 55-Jährige Anfang Dezember im Pokalspiel beim Drittligisten FC Cadiz einen peinlichen Wechsel-Fauxpas geleistet hatte, der zum Ausschluss aus dem Wettbewerb führte, war Benitez stark in die Kritik geraten.

Real hatte im Viertrunden-Hinspiel der Copa del Rey in Cadiz (3:1) den wegen dreier Gelber Karten aus der Vorsaison als Leihspieler beim FC Villarreal nicht spielberechtigten Dennis Tscheryschew aufgestellt und ihn kurz nach der Pause ausgewechselt.

Der 43-Jährige Zidane, der die Königlichen 2002 als Spielmacher zum Champions-League-Titel und zum Weltpokalsieg geführt hat, wird von der zweiten Mannschaft der Madrilenen hochgezogen. Mit Real Madrid Castilla hatte er die vergangene Saison der Segunda Division auf dem sechsten Tabellenplatz abgeschlossen. Aktuell liegt die Mannschaft auf dem zweiten Tabellenrang der drittklassigen Segunda B. Zidanes Sohn Enzo (20) spielt dort wie einst sein berühmter Vater im Mittelfeld.

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