Raúl im Interview über Cristiano Ronaldo und den FC Bayern

Der 40-jährige gebürtige Madrilene spielte von 1992 bis 2010 für Real Madrid und im Anschluss bis 2012 für Schalke 04. Er gewann unter anderem dreimal die Champions League. Hier äußert er sich im Interview mit der Abendzeitung.
AZ: Senor Raúl, in der Champions League kommt es zum Rückspiel der beiden Topvereine Real Madrid und Paris Saint Germain. Was sagen Sie, die Legende der Königlichen, wer kommt weiter?
RAUL: Wenn ich was anderes sagen würde als Real Madrid, würde ich Probleme bekommen. Aber Spaß beiseite, es ist meine feste Überzeugung, dass Madrid stark genug ist, in die nächste Runde einzuziehen, die Ausgangssituation ist ja sehr gut.
Real hat das Hinspiel mit 3:1 gewonnen (hier geht's zum Bericht Real Madrid - Paris Saint Germain).
Genau. Das wird sich Real nicht mehr nehmen lassen, außerdem sind wir ein Verein, der dafür bekannt ist, dass er in den wichtigen, in den großen Spielen immer präsent ist. Das ist in der DNA des Klubs verankert und zwar unabhängig davon, wer auf dem Platz steht.
Real Madrid: Ein anderes Gesicht in der Champions League
Trotzdem steht Real in dieser Saison überraschend schlecht da.
In der Liga schon. Da hat Real Madrid einen unerwarteten Rückstand. Es gibt solche Spielzeiten, das passiert. Keiner will es, aber manchmal kann man es nicht verhindern. Aber in der Champions League sehen wir schon ein anderes Gesicht von Real Madrid. Paris ist ja eine Mannschaft, die ebenfalls mit Superstars gespickt ist. Die muss man erst mal schlagen.
Glauben Sie, dass diese Real-Mannschaft Ihren Zenit überschritten hat?
Nein, auf keinen Fall. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir Zeuge werden, wie eine Ära zu Ende geht. Real wird zu alter Stärke finden und wir auch sicher den ein oder anderen Transfer zur kommenden Saison sehen. Madrid hat nicht von seinem Glanz, seiner Gloria, seiner Strahlkraft verloren.
Es gibt auch einige Kritik an Trainer Zinedine Zidane.
Für mich ist er ein Glücksfall für den Verein. Er ist toll. Sehen Sie doch nur, was Real unter seiner Führung gleich geschafft hat. Sie haben wieder die Champions League gewonnen. Zidane war ein einzigartiger Spieler und als Trainer ist er auch schon ein Großer.

Paris muss ohne seinen Superstar, den Brasilianer Neymar, der am Fuß operiert wurde, auskommen.
Das ist sehr schade. Für ihn, den Verein, auch das Spiel. Ich Freude mich immer, wenn die Besten der Welt auf dem Platz stehen und gegeneinander antreten. Und Neymar ist unzweifelhaft einer der Besten. Aber so ist der Fußball, Verletzungen gehören leider dazu, das kann keiner verhindern. Ich wünsche ihm eine schnelle Genesung. Bei der WM will ich ihn auf jeden Fall wieder sehen.
Sie sprachen die Besten der Welt an. Wer ist das in Ihren Augen?
Es gibt viele herausragende Spieler, aber für mich stehen drei Spieler über den anderen. Das ist eben Neymar, Lionel Messi vom FC Barcelona - und natürlich Real Madrids Cristiano Ronaldo.
Auch er spielt nicht gerade seine beste Saison.
Er hatte zu Beginn dieser Spielzeit nicht ganz die Torerfolge, die wir von ihm gewohnt sind, die er auch von sich selbst erwartet. Aber in den letzten Wochen hat er doch gezeigt, dass er nichts, aber auch gar nichts von seinem Können, seiner Torgefahr eingebüßt hat. Fragen Sie mal bei Borussia Dortmund nach. Man sollte nicht an Ronaldo zweifeln. Er ist einer der größten Spieler aller Zeiten, einer der Größten, den die Welt je gesehen hat. Er ist einer, der in jeder Partie in der Lage ist, das Spiel auch mal alleine zu entscheiden.
Favoriten für die Champions League? - Manchester City, Real Madrid, FC Bayern
Wem trauen Sie in dieser Saison den Gewinn der Champions League zu? Dem FC Bayern? Den englischen Klubs wie Manchester City, die einen sehr starken Eindruck hinterlassen?
In erster Linie Real. Sie sind die Champions und solange sie nicht entthront sind, bleiben sie es auch. Bayern spielt gut, und es wird sicher nicht leicht, gegen die englischen Klubs zu bestehen.
Es gibt immer wieder Gerüchte um einen möglichen Wechsel von Bayerns Torjäger Robert Lewandowski zu Real Madrid.
Es gibt keinen Spieler der Welt, für den Real Madrid keine interessante Adresse wäre. Wenn so ein Angebot kommen sollte, wird jeder Spieler zumindest darüber nachdenken.
Sie sind auch für die Charity-Organisation Laureus, die sich um benachteiligte Kinder kümmert, aktiv.
Das stimmt, das ist eine Herzensangelegenheit. Ich habe ja 2015 bei New York Cosmos gespielt, da habe ich mich um Projekte in der Bronx gekümmert. Der Sport hat mir in meinem Leben so viel ermöglicht, hat mir ein Leben ohne große Sorgen, aber mit vielen Möglichkeiten eröffnet. Wenn ich ein bisschen von meinem Glück weitergeben kann und dazu beitrage, dass den Kindern, die sonst vielleicht keine große Chance hätten, der Weg in eine sorgenfreie Welt geebnet wird, dann ist das jede Anstrengung wert.
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