Rasenkrieg auf Schalke

Der FC Bayern schaltet vor dem Titel-Endspiel die Deutsche Fußball Liga ein und fordert sogar Punktabzüge für den Spitzenreiter. Die DFL hält das für „unsachlich und populistisch.“
MÜNCHEN Es gibt ja allerhand zu tun am Tag nach einem wunderbaren Fußballspiel. Nach einem 2:1 gegen Manchester United, das allen Augenzeugen sehr lange im Gedächtnis bleiben wird.
Der FC Bayern hat sich gedacht: Der nächste Feind ist immer der ärgste, in diesem Fall der FC Schalke und sein Spielfeld, das – wie beim 1:0 vor einer Woche im Pokal zu sehen – den Namen Rasen nicht verdient und einen englischen Greenkeeper an den Rand der Raserei bringen würde. Also hat der Vorstand am Mittag eine Presseerklärung hinausgesandt, darin heißt es: „Der FC Bayern hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) aufgefordert, gemäß § 6, Nr. 6 der Lizenzierungsordnung dafür Sorge zu tragen, dass die Spielfläche in der Arena auf Schalke ordnungsgerecht den Anforderungen für Fußball-Bundesligaklubs entspricht.“ Es folgte der Auszug für alle nicht der Regelungen Mächtigen: „Die Lizenzierungsordnung, der alle 36 deutschen Bundesligaklubs verpflichtet sind, schreibt vor: ,Das Spielfeld des Stadions muss ( ... ) absolut eben sein, sich in gutem Zustand befinden und während der gesamten Spielzeit für die Wettbewerbe des Ligaverbandes, des DFB und der Uefa bespielbar sein.’“ Darunter der Befund, als handele es sich um medizinisches Bulletin: „Dies ist auf Schalke nicht der Fall. Die Spielfläche erfüllt diese Kriterien aktuell nicht.“ Gezeichnet: Der Vorstand.
Das ist mehr als Rasenschach um das Gelsenkirchener Geläuf, das tatsächlich aus dem WM-Jahr 2006 stammt und seither nicht erneuert wurde. Die Schalker sind mächtig stolz, ihren Rasen zur Belüftung und Sonneneinstrahlung für nur 10000 Euro aus der Arena herausschieben zu können. Ein neues Geläuf wie zwei bis drei Mal pro Jahr in der Allianz Arena kostet eine fünfstellige Summe.
Den Bayern geht es nicht darum, für eine eventuelle Niederlage beim Titelvorentscheider zwischen Schalke und Bayern am Ostersamstag (15.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) ein Alibi zu schaffen, hier es geht es ums Prinzip. „Ich bin stocksauer, wir werden uns das nicht gefallen lassen“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nach dem 2:1 gegen ManU. Er ging noch weiter, er ritt die Bielefeld-Attacke, die für jeden Schalker die schärfste Konfrontation sein dürfte. Für andere Vergehen gegen die Lizenzierungsordnung, so der Vorstandsboss, wie die von Zweitligist Arminia Bielefeld habe es ja Punktabzüge gegeben. Will Bayern etwa Meister am grünen – ganz und gar ebenen – Tisch werden?
Das ist Rasenkrieg. Der Fall zeigt: Wie in all den Jahren der Zwistigkeiten mit Bremen (80er Jahre), Dortmund (90er) und hin und wieder den Daum-Leverkusenern zeigt sich: Je ernster die Bayern einen Rivalen nehmen, desto intensiver bekämpfen sie ihn gerade außerhalb des Platzes.
Der Konter der DFL kann nur Stunden später. „In der laufenden Spielzeit entscheidet eine Platzkommission bzw. der Schiedsrichter über die Bespielbarkeit des Feldes. Wir verwahren uns daher gegen die unsachlichen und populistischen Äußerungen aus dem Hause des FC Bayern München“, hieß es in einer von den DFL-Geschäftsführern Christian Seifert und Holger Hieronymus gemeinsam unterzeichneten Erklärung.
Und Schalke-Trainer Felix Magath? Bleibt wie immer cool und sagt: „Meine Mannschaft wird die richtige Antwort auf dem Platz geben.“ Auf genau diesem Acker. Einem Rasen, der laut Ivica Olic einem „Billardtisch“ ähnlich. Der Kroate spottete: „Das war nicht Bundesliga-Niveau, sondern eher wie in Russland.“
Viel Spaß am Samstag!
Patrick Strasser