Pro und Contra in der AZ: Ist es richtig, dass Joachim Löw Bundestrainer bleibt?
München - Die Entscheidung ist gefallen. Joachim Löw bleibt Coach der deutschen Nationalelf. Darauf haben sich die DFB-Spitze und der 58-Jährige trotz des Vorrunden-Aus bei der Russland-WM geeinigt. Dort hat Schweden das Viertelfinale durch ein 1:0 gegen die Schweiz erreicht.
Das teilte der Verband am Dienstag mit. Zuerst hatten "Sport Bild" und "Bild" über die Entscheidung berichtet. Löws Vertrag hat eine Laufzeit bis zur nächsten WM-Endrunde 2022 in Katar. Nach dem erstmaligen Vorrunden-Aus einer DFB-Auswahl bei einer WM-Endrunde hatte sich Löw allerdings Bedenkzeit erbeten, ob er weitermacht.
Die Entscheidung ruft auch in der AZ-Redaktion ein gespaltenes Echo hervor. Ein Pro und Contra.
AZ-Sportchef Christoph Landsgesell traut Löw den Neuaufbau zu.
Das blamable WM-Vorrundenaus der deutschen Nationalmannschaft ist gerade mal eine Woche her, die Wunden noch frisch, längst nicht verheilt. Trotzdem ist die Erkenntnis, dass Joachim Löw für einen Neuaufbau des Teams der ideale Trainer ist, richtig. Keiner weiß besser als er, was in Russland wirklich schiefgelaufen ist. Aus der nun folgenden Fehleranalyse – und das ist die Grundvoraussetzung für eine wieder erfolgreiche Zukunft – muss er nun die richtigen Schlüsse ziehen.
Dabei wird er nicht umhinkommen, einigen seiner Schützlinge, mit denen er 2014 den Gipfel in Rio erklomm und 2018 in Kasan abstürzte, das Vertrauen zu entziehen. Dass Löw grundsätzlich weiß, wie es geht, hat er oft genug, nicht nur mit dem WM-Titel, bewiesen. Außerdem, und auch das gehört zur Wahrheit: Es gibt auf dem Trainermarkt im Moment keine wirkliche Alternative zu Löw.
DFB-Reporter Patrick Strasser hätte sich einen Neuanfang gewünscht.
Nach dem "worst case", dem Vorrunden-Aus einer deutschen Nationalelf – die Dimensionen dieses historischen Desasters wird man erst in Jahren verstehen – hätte ich mir einen klaren Schnitt und einen Neuanfang gewünscht. Gänzlich unbelastet, ohne die bösen Erinnerungen an Watutinki, Mexiko, Südkorea und Kasan im Hinterkopf. Joachim Löw hat großartige Verdienste um die Nationalelf, unbestritten.
Aber der Bundestrainer hat eben auch dieses Ausscheiden zu verantworten. Er setzte auf seine Helden von 2014 – und wurde enttäuscht. Er verzockte sich mit der Annahme, Spieler zu schonen und rotieren zu können für die K.o.-Runden, wenn es wirklich wichtig wird. Ein Trugschluss. Löw macht weiter. Natürlich hat er diese Chance verdient. Aber nur, wenn es den Kämpfer in ihm weckt, von Trotz und Zorn getrieben, und wenn er die "klaren Veränderungen", von denen er gesprochen hat, auch umsetzt. Rigoros.
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