Prinz sucht Bindung
Neun Tore haben die DFB-Frauen bisher bei der EM erzielt. Doch ausgerechnet Deutschlands Top-Torjägerin und Gallionsfigur läuft in Finnland EM bislang ihrer Form hinterher.
TAMPERE Birgit Prinz genießt ihre neue Rolle. Die jungen Dinger, die sich gegenseitig die Fingernägel lackieren, haben ihr endlich die Show gestohlen. „Das hat sie die ganzen Jahren ja gewollt, dass sie mehr als Teamspielerin gesehen wird", sagt Silvia Neid. Die Rekordspielerin der deutschen Fußball-Frauen, die auf ihre sagenhafte Bilanz von 194 Länderspielen mit 123 Toren ohne besonderen Stolz blickt, überlässt gerne den zehn bis zwölf Jahre jüngeren Mitspielerinnen die Medienbühne. Die Aufgaben, die ihr über Jahre als Aushängeschild der deutschen Frauen-Nationalmannschaft aufgebürdet wurden, hat Birgit Prinz nur widerwillig erledigt.
Dass die formidable Frauschaft des DFB als „Birgit Prinz & Co." bezeichnet wurde, scheint schon lange her zu sein. Bei der Europameisterschaft in Finnland ist die 31-Jährige vom Stress, ungewollt im Rampenlicht zu stehen, befreit. Dafür plagt die Psychologiestudentin eine andere Sorge.
Neun Tore wurden beim 5:1 gegen Frankreich am Donnerstag und beim 4:0 gegen Norwegen am Montag erzielt, aber beide Male konnte sich die dreimalige Welt-Fußballerin nicht als Torschützin auszeichnen. „Ich bin mit meiner Leistung zufrieden, aber noch nicht richtig im Spiel", sagte sie. So beschreiben Fußballer gern die Tatsache, dass sie fleißig genug waren, aber zu viele Aktionen nicht klappten. Sie sucht noch die Bindung zum Spiel.
„Was ihr fehlt, ist ein Tor. Ich wünsche ihr so sehr, dass das passiert", erklärte Silvia Neid. Die Welt- und Europameisterinnen beeindrucken die Konkurrenz mit starken Leistungen, doch die Prinzessin des deutschen Fußballs muss erst noch Fahrt aufnehmen. Der Gruppensieg steht auch ohne ihre Tore bereits fest; nach dem letzten Vorrundenspiel am Sonntag in Tampere gegen Island treffen die deutschen Frauen am Freitag in Lahti auf den Zweiten der Gruppe C, wahrscheinlich England oder Italien.
Prinz, die Galionsfigur des deutschen Frauenfußballs, hat zumindest eine Erklärung parat für ihre Flaute. „Ich weiß, dass ich nichts anderes erwarten konnte. Ich hatte schließlich sehr lange keine Spielpraxis. Das merke ich“, sagte Prinz, die im Spiel im April gegen Vize-Weltmeister Brasilien einen Rippenbruch erlitten hatte und seit dem noch nicht zu ihrer alten Form gefunden hat. Und so muss sie sich bisher bescheiden geben. „Im Prinzip ist mir egal, wer die Tore macht. Hauptsache, wir machen sie.“
G.D
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