Preetz, Herthas Anti-Hoeneß
BERLIN - Der neue Manager der Berliner betont den Teamgedanken. „Eines ist sicher: Mit mir gibt es keine Alleingänge oder Hauruck-Aktionen."
Mit viel Elan, Zuversicht und einer betonten Abgrenzung von Vorgänger Dieter Hoeneß hat Michael Preetz bei seiner „Herzensangelegeheit“ Hertha BSC Berlin die Arbeit als neuer Geschäftsführer aufgenommen. „Eines ist sicher: Mit mir gibt es keine Alleingänge oder Hauruck-Aktionen. So wie ich Fußball gespielt habe, agiere ich auch in meiner neuen Rolle. Ich bin ein Teamplayer und setze auf ein Miteinander“, sagte der 41-Jährige bei seiner Vorstellung.
Preetz zollt Dieter Hoeneß "hohen Respekt"
Am selben Tag, an dem der nach vereinsinternen Machtkämpfen zurückgetretene Hoeneß sich Richtung Sardinien in den Urlaub verabschiedete, zog für alle sichtbar ein neuer Führungsstil beim Hauptstadt-Klub ein. Preetz zollte Hoeneß für die geleistete Arbeit in 13 Jahren `hohen „Respekt“, doch mit der Installierung des eloquenten und kompromissfähigen Ex-Nationalspielers ist die Zeit der „One-Man-Show“ bei Hertha endgültig vorbei.
Dennoch trägt Berlins Bundesliga-Rekordtorschütze („Hertha ist eine Herzensangelegenheit“), dem in der Geschäftsführung Ingo Schiller als Finanzchef zur Seite steht, nun die Hauptverantwortung für die sportliche Entwicklung. Und dabei wird er sich an den Erfolgen von Hoeneß messen lassen müssen. „Wir sind nicht blauäugig und wissen, dass der Erfolg der letzten Saison nur schwer zu wiederholen sein wird. Aber wir sind ehrgeizig genug, wieder in diesen Dimensionen landen zu wollen“, meinte Preetz. Allerdings muss der Diplom-Sportmanager in seinen ersten Tagen gleich auf mehreren Baustellen gleichzeit arbeiten. Er muss mit Trainer Lucien Favre trotz eines reduzierten Personaletats mindestens drei Verstärkungen (bislang nur Christoph Jancker/ablösefrei von 1899 Hoffenheim) verpflichten. Favre gilt in Transferfragen jedoch als wenig kompromissbereit, was letzlich auch zur Entmachtung von Hoeneß geführt haben dürfte.
Außerdem soll ein Transferüberschuss von fünf Millionen Euro erwirtschaftet werden. Zudem muss Preetz im angespannten Verhältnis zwischen Favre und Kapitän Arne Friedrich, der im Saisonendspurt nur auf der Bank saß, vermitteln. Viele Probleme, doch der ehemalige Vizepräsident der Spielergewerkschaft VDV sieht sich gerüstet: „Ich gehe mit großer Zuversicht an die Sache, denn ich bin gut vorbereitet.“ Der Abiturient aus bürgerlichem Elternhaus hatte nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn 2003 zunächst als Assistent von Hoeneß für die Bereiche Scouting, medizinische Abteilung, Fanbetreuung und Städtepartnerschaft das Manager-Handwerk gelernt. Ab 2006 leitete er die Lizenzspielerabteilung und lehnte Angebote anderer Klubs ab. Zu verlockend war das absehbare Hoeneß-Erbe bei „seiner“ Hertha, mit der er als Spieler 1997 aufgestiegen und 1999 die Champions League erreicht hatte.
Hoeneß klinkt sich "mindestens sechs Monate" aus
Doch während seiner „Lehrjahre“ hat der gebürtige Düsseldorfer auch Zweifel an seiner Tauglichkeit für die vorderste Position hinterlassen. Als Hoeneß bereits vor einem Jahr unter Beschuss geriet und erklärte, er wolle künftig in der Öffentlichkeit weniger präsent sein, war von Preetz wenig zu sehen. Auch dürfte interessant sein, ob Preetz das notwendige Netzwerk und die Härte für das Manager-Geschäft mitbringt. Vorgänger Hoeneß wird das Wirken seine ehemaligen Schützlings aus der Ferne beobachten. Nach seinem neuntägigen Urlaub steht der Umzug aus Berlin nach München an. „Mindestens sechs Monate“ Auszeit wolle er sich vom Fußball-Geschäft gönnen, erklärte Hoeneß.