"Post für den Vater des Landesverräters"

Vater Gomez wundert sich über die Pfiffe gegen seinen Sohn. Und berichtet von üblen Drohbriefen, die es vor der Rückkehr nach Stuttgart gab: „Wenn er zwei Tore macht, würde man ihn kalt machen!“
UNLINGEN Über Jose Garcia Gomez hat Mario Gomez einmal gesagt, er würde Gerd Müller ähneln. Ein Typ klassischer Mittelstürmer eben. Wenig und immer da, wo es nötig ist. Am Sonntag allerdings konnte der Vater von Bayerns Mittelstürmer Mario Gomez nicht in der Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart sitzen und seinem Sohn beim Tore schießen zuschauen. „Wir hatten Familientermine“, sagt Papa Gomez, der im schwäbischen Unlingen ein Bau-Unternehmen betreibt. Vor dem erneuten Gastspiel des Rekordmeisters in Stuttgart im Pokal-Achtelfinale am Mittwoch (20.30 Uhr, ZDF live) erzählt Jose Gomez exklusiv in der AZ vom schwierigen Spiel am Sonntag für die Familie und Filius Mario.
Über den „Nicht-Jubel“ seines Sohnes beim ersten Tor sagt er: „Das hat Mario aus Respekt vor dem VfB getan. Er ist ein VfB-Bub, und das geht nicht einfach so weg. Er ist in diesem Verein groß geworden und hat dort viel erlebt.“ Als dann die Pfiffe der enttäuschten VfB-Fans kamen, als Gomez Tor zwei und drei erzielte, jubelte er doch. „Ich habe Respekt gezeigt, aber selbst keinen bekommen“, sagte der Bayern-Stürmer.
Vater Gomez hat die Pfiffe am Fernseher erlebt und sich natürlich nicht darüber gefreut. „Mario ist in Stuttgart ja nicht alleine weg. Der Klub hat ihn auch gerne gehen lassen, weil man viel Geld bekommen hat“, sagt er und erzählt der AZ prompt von den Drohbriefen, die im Hause Gomez am Fuße der schwäbischen Alb eingingen. „Wir haben Drohungen bekommen. Etwa zweieinhalb bis drei Wochen vor dem Spiel. Die Post war an den Landesverräter Baden-Württembergs gerichtet und Post für den Vater des Landesverräters. Wenn er zwei Tore macht, würde man ihn kalt machen, hieß es da. Das ist sehr traurig, dass es solche Reaktionen gibt und ich wünsche mir, dass das aufhört.“ Die Polizei habe er nicht eingeschaltet, der Briefeschreiber sei ein Wiederholungstäter, der bereits beim Wechsel zum FC Bayern ähnlichen Unfug verfasst habe.
Außerdem ist Vater Gomez „eingefleischter VfB-Fan“. „Man ist natürlich immer zuerst für seinen Sohn, aber ich hätte mich über drei Tore von Mario noch ein bisschen mehr freuen können, wenn der VfB vier geschossen und gewonnen hätte. Die Lage dort ist ja leider nicht so rosig.“ Außerdem, so sagt Jose Gomez, „haben die Stuttgarter sehr mitgeholfen beim Tore schießen von Mario. Da waren auch Geschenke dabei.“ Es seien gemischte Gefühle dabei, „weil ich nicht nur stolzer Spanier bin, sondern auch stolzer Schwabe“.
Inzwischen ist Mario Gomez zum besten Bayern-Stürmer geworden. Was die Familie in Unlingen nicht wundert. „Wenn man ihn spielen lässt, schießt er Tore“, sagt Jose Gomez. „Er ist nicht davon gelaufen, als es schwierig war, hat sich nicht beklagt. Andere wären vielleicht zerbrochen, er hat sich der Situation gestellt“, so Gomez senior. Der Sohn habe den Wechsel nicht bereut: „Von mir aus hätte er ja da bleiben können, aber er wollte weiterkommen.“
Am Mittwoch will Vater Gomez dann doch lieber ins Stadion kommen und zuschauen, wenn es im Achtelfinale des DFB-Pokals zur Neuauflage des Südschlagers kommt. „Wenn es die Verkehrslage zulässt, komme ich. Aber wenn es vier oder fünf Stunden dauert, weil wieder Schnee liegt, hat es keinen Zweck. Dann schauen wir zu Hause“, sagt Jose Garcia Gomez. Die Gemütslage ist ohnehin klar: Er wünscht sich viele Tore für Mario – und einen VfB-Sieg.
Oliver Trust