Poldi zu Özil: "Gut, dass du bei uns bist!"
Podolski überreicht Özil ein Arsenal-Trikot. Der Ex-Madrilene bemängelt bei Real „fehlendes Vertrauen”. Die britische Presse feiert ihn schon
München - Lukas Podolski ernannte sich kurzerhand zum offiziellen Repräsentanten seinen englischen Arbeitgebers FC Arsenal und übernahm die Zeremonie, die bei jedem Transfer obligatorisch ist: die Trikotübergabe. Er drückte seinem Nationalmannschaftskollegen Mesut Özil im Charles Hotel in München, der Unterkunft der deutschen Nationalmannschaft für das WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich am Freitag in München, das Jersey der Gunners in die Hände. Danach hieß es ganz anglophil cheese, please! – bitte lächeln! Ein Handyfoto geht um die Welt.
Montagnacht um 23.14 Uhr war der Wechsel Özils von Real Madrid, wo der Deutsche drei Jahre lang der beste Vorlagengeber des Vereins war, zum Klub von Lukas Podolski und Per Mertesacker perfekt. 50 Millionen Euro blättert Arsenal als Ablöse für Özil hin, der damit der teuerste Deutsche aller Zeiten ist. Mertesacker hatte Özil in der Wechselfrage bequatscht. Poldi, der mit einem Muskelbündelriss im Oberschenkel bis Jahresende ausfällt, hieß Özil herzlichst willkommen. „Gut, dass du bei uns bist!”
Özil, der bei Real nach der Verpflichtung von Gareth Bale (Tottenham) für die unvorstellbare Summe von 100 Millionen keine Rolle mehr bei Trainer Carlo Ancelotti spielte, verabschiedete sich artig: „Liebe Real-Madrid-Fans, vielen Dank für drei wundervolle Jahre mit euch. Die Zeit hier war einzigartig für mich!” In einer Umfrage der Zeitung „As” sprachen sich 66 Prozent gegen Özils Verkauf aus.
Bei der sportlichen Leitung Reals habe er diese Zuneigung nicht gespürt. „Ich habe in den letzten Tagen gemerkt, dass ich das Vertrauen vom Trainer nicht habe”, sagte Özil, „Arsenal gibt mir das Vertrauen, so kann ich mich weiterentwickeln.”
Wie groß das Zutrauen ist, beweist die Aussage von Arsenal-Coach Arsene Wenger. „Özil ist ein Spieler, den wir schon lange verfolgt haben, den wir bewundern!” Wenger ist nicht der einzige Bewunderer, auch die britische Presse – eigentlich traditionell kritisch – sparte nicht mit Lob. „Der ,Zauberer von Oz’ verfügt über Magie”, hochtrabte die „Daily Mail”. Und „The Sun” schrieb: „Arsenal hat den ,deutschen Messi’ geholt. Özil ist der kreativste Spieler Europas, seit er bei der WM 2010 die große Bühne betreten hat.” „The Guardian” lobte: „Özil ist der König der Vorlagen. Die Chance für einen Transfer dieser Größenordnung ergibt sich nicht oft.”
Nationalspieler Sami Khedira, Özils Teamkollege bei Real, der selber ein Angebot zum Wechsel hatte, sagte: „Ich habe von Mesut zwei, drei Tage vorher davon gehört. Wir sind sehr gute Freunde. Das könnte ein sportlicher Verlust für Real sein.” DFB-Teammanager Oliver Bierhoff gratulierte Özil. „Das ist ein richtiger Schritt. Mesut wird bei Arsenal noch mehr im Rampenlicht stehen und reifen.” Über den Ablöse-Irrsinn, dass für Bale 100 Millionen gezahlt werden, meinte Bierhoff: „Es ist freie Marktwirtschaft, aber man muss aufpassen, dass keine Preisspirale eintritt, die die kleinen Vereine kaputtmacht. Die Folge ist, dass die Preise überall hochgehen.”