Poldi zu Arsenal? Köln gibt Hoffnung auf
Ein Wechsel von Lukas Podolski in das Fußball-Ausland erscheint immer wahrscheinlicher. Doch der Berater des Kölner Nationalspielers will aktuell nichts offenbaren und bleibt beim Zeitplan: Erst im Sommer soll Klarheit herrschen.
Köln/Düsseldorf/London – Lukas Podolskis Berater Kon Schramm wirkte dezent genervt am Dienstagabend. Viele SMS-Anfragen und zahlreiche telefonische Versuche von Medienvertretern, ihn zu einer Aussage über den künftigen Arbeitgeber des Fußball-Nationalspielers zu bewegen, brachten Schramm fast ein wenig in Rage. Die Reaktion war eindeutig:
„Ich gebe grundsätzlich keine Kommentare zu Spekulationen über die weitere sportliche Zukunft von Lukas Podolski ab.“ Stattdessen verwies Schramm zum wiederholten Mal auf den Zeitplan, den er, Podolski und Bundesligist 1. FC Köln Anfang Januar vereinbart hatten. Der Verein erklärte, sich an Spekulationen nicht beteiligen und diese auch nicht kommentieren zu wollen. Erst „im Sommer“ wird laut Schramm erläutert, ob Podolski seinen bis 2013 laufenden Vertrag mit dem FC erfüllt, ihn angesichts eines offerierten Jahressalärs von kolportierten fünf Millionen Euro sogar verlängert oder zum FC Arsenal in die englische Premier League geht.
Mit den Londonern sei sich Podolski bereits einig, berichtete die „Bild“-Zeitung (Mittwoch). Köln müsse sich mit Arsenal, wo Podolskis Nationalmannschaftskollege Per Mertesacker spielt, nur noch über die Höhe der Ablösesumme verständigen. In englischen Medien wird schon seit Wochen über ein angebliches Interesse Arsenals an dem Dortmunder Mario Götze und Podolski spekuliert. Podolski soll schon im Januar als möglicher Winter-Zugang bei den Nord-Londonern im Gespräch gewesen sein. Laut „Daily Telegraph“ (Mittwoch) dürfte er nach Saisonende für 16 Millionen Pfund (19 Millionen Euro) zu haben sein.
Die „Daily Mail“ berichtete, Köln fordere rund 15 Millionen Pfund (17,8 Millionen Euro) und habe ein Arsenal-Angebot über acht Millionen Pfund (9,5 Millionen Euro) ausgeschlagen. Podolskis und Schramms Prämissen sprechen indes dafür, dass trotz aller Verlockungen jetzt noch keine Entscheidung fallen wird. Sicher: Mit der sportlichen Situation der erneut gegen den Abstieg spielenden Kölner und der Entwicklung am Geißbockheim ist der Profi nicht zufrieden und hat dies mehrfach bekundet. Andererseits gibt es keinen Grund, eine Eilentscheidung zu fällen.
Der auf 20 Millionen Euro geschätzte Marktwert Podolskis würde noch steigen, wenn der 26-Jährige bei der EM ein Top-Turnier liefert oder sogar Europameister wird. In diesem Fall könnte der 1. FC Köln um eine noch höhere Ablösesumme feilschen, der Spieler könnte seine Gehaltsvorstellungen bei einem neuen Arbeitgeber auf sein Wunschniveau bringen. Bei Arsenal scheint es möglich. Durch die Verkäufe von Samir Nasri (Manchester City) und Cesc Fabregas (FC Barcelona) nahm der Mertesacker-Verein laut BBC 41,6 Millionen Pfund (49,2 Millionen Euro) ein.
Nach den am Montag veröffentlichten Zahlen für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2011/2012 (30. November) konnte der Verein einen Gewinn von 49,5 Millionen Pfund (58,6 Millionen Euro) einstreichen. Für einen Podolski-Transfer spricht, dass Arsenal-Coach Arsène Wenger zuletzt unter starker Medienkritik für seine verhaltene Transferpolitik stand. Zudem ist Arsenal im Sturm nicht optimal besetzt: Kapitän Robin van Persie ist quasi Alleinunterhalter (23 Tore). Und sein Abgang ist zu befürchten:
Er soll Gerüchten zufolge in Barcelona und bei Real Madrid zur neuen Saison im Gespräch sein. Der „Daily Telegraph“ berief sich am Mittwoch auf den „Bild“-Beitrag, schrieb aber, es sei unwahrscheinlich, dass eine Einigung mit Köln und Podolski/Schramm vor dem Saisonende und der Champions-League-Teilnahme der Wenger-Mannschaft erfolgt.
Das Blatt schrieb, Podolskis flexible Einsetzbarkeit bringe Arsenal „frische Optionen“ und „entscheidende Unterstützung für Robin van Persie“. Der FC Arsenal steht nach dem 0:4 beim AC Mailand vor dem Champions-League-Aus und droht als derzeitiger Vierter, in dieser Saison erstmals seit Jahren die Königsklasse zu verpassen.
Solbakken weiß mehr
„Ich weiß etwas mehr als ihr“, sagte Trainer Stale Solbakken am Mittwoch lächelnd zu den Journalisten und deutete auch an, dass Podolskis Entscheidung bereits gefallen ist. „Er weiß viel“, sagte der Norweger ziemlich unzweideutig: „Aber für mich ist wichtig, dass er alles unter Kontrolle hat und sich auf die kommenden Spiele konzentrieren kann.“
In den vergangenen Wochen hatte der Coach, der trotz des Entzugs der Kapitänsbinde ein vertrauensvolles Verhältnis zum 95-maligen Nationalspieler pflegt, stets betont, er rede täglich mit Podolski und wisse, dass dessen Entscheidung noch nicht gefallen sei. Genau dieses Bekenntnis vermied er nun auch auf mehrere Nachfragen – er sagte stattdessen:
„Lukas ist im Moment FC-Spieler. Und wir wissen, dass er es bis zum Ende der Saison sein wird. Dann müssen wir sehen, was passiert.“ Indirekt warb der Trainer sogar schon um Verständnis für die Entscheidung Podolskis, die wohl bald öffentlich werden wird.
„Lukas' Entscheidung ist wichtig für uns alle, aber auch für ihn. Das müssen wir respektieren“, sagte Solbakken. FC-Geschäftsführer Claus Horstmann wollte die Meldungen über die Einigung auf SID-Nachfrage ebenfalls nicht dementieren, sagte nur: „Wir äußern uns nicht.“