Poker um Schürrle geht weiter
Bayer-Ass Andre Schürrle empfahl sich mit zwei Toren nachdrücklich für einen Wechsel zum FC Chelsea.
Leverkusen - Mehr als ein „Ich sage nichts“ und ein Kopfschütteln gab es vom Mann des Tages nicht. Der mögliche Wechsel von Andre Schürrle zur neuen Saison zum Champions-League-Sieger FC Chelsea hatte den 22 Jahre alten Star von Bayer Leverkusen wortkarg und spröde werden lassen – selbst über seinen Gala-Auftritt beim 5:0 (2:0) gegen Abstiegskandidat 1899 Hoffenheim wollte das Objekt der Blues-Begierde nicht reden.
„Schü“ verließ mit schnellen Schritten die Katakomben der BayArena, fast so, wie er zuvor die Gegenspieler auf dem Platz hatte stehen lassen. Bayer verkündete, dass sich kein neuer Sachstand im Poker mit dem Klub des Milliardärs Roman Abramowitsch ergeben habe. Soll heißen: Chelsea will Schürrle für fünf Jahre bis 2018 verpflichten, dieser soll angeblich 4,8 Millionen Euro per annum in der britischen Hauptstadt kassieren, und der Werksklub will 20 Millionen Euro Ablöse und als Dreingabe den belgischen Jungstar Kevin de Bruyne (Werder Bremen) haben.
„Es gibt Gespräche, aber man ist weit entfernt davon, dass etwas fix ist“, betonte Trainer Sascha Lewandowski, dessen Team mit Riesenschritten in Richtung Champions League marschiert. Immerhin sickerte inzwischen durch, dass de Bruyne offenbar nicht abgeneigt ist, beim möglichen Königsklasse-Starter Bayer zu kicken, auch wenn er eigentlich mit Borussia Dortmund geliebäugelt hatte. Aber Chelsea will die Ablöseforderung des Werksklubs drücken, Bayer-Sportchef Rudi Völler ist somit als Verhandlungsführer gefordert.
Dass der Weg für einen Transfer von Schürrle in Richtung Chelsea bereitet ist, daran führt allerdings kein Weg vorbei. Und welche Bedeutung der Ex-Mainzer in seiner derzeitigen Verfassung für den Werksklub hat, unterstrich der pfeilschnelle Offensivspieler gegen den Tabellenvorletzten. Schürrle glänzte mit einem Doppelpack (31./69.) zu seinen Saisontoren 10 und 11 sowie einer Vorlage für Stefan Kießling zum 1:0.
Die Transfer-Gerüchte um Leverkusens „9“ haben ganz offensichtlich die Mannschaft in keinster Weise tangiert. „Wir haben davon nichts mitbekommen und auf dem Platz die Antwort gegeben“, sagte Torschütze Stefan Reinartz (79.), während Kapitän Simon Rolfes schon für den Tag X vorbereitet scheint: „Schü ist ein überragender Spieler, aber man weiß ja, wie das im Fußballgeschäft läuft. Wenn er wechselt, muss es auch weitergehen, und wir müssen sehen, dass wir ihn ersetzen.“ Interessant im Übrigen Rolfes' Geständnis, dass er mit Schürrle „nicht direkt“ über die Transferspekulationen gesprochen habe.
Der mögliche 20-Millionen-Mann, der seinem Ex-Klub Mainz unter Umständen einen Geldsegen von drei Millionen Euro (30 Prozent der Ablöse jenseits der 10-Millionen-Grenze) bescheren würde, war aber nicht der Einzige, der herausstach. Kießling (16./65.) schnürte ebenfalls einen Doppelpack und hat schon 21 Saisontore auf dem Konto. Er stellte damit seinen persönlichen Rekord von 2010 ein. „Jetzt habe ich noch vier Spieltage, um den zu steigern. Außerdem will ich jetzt die Bestmarke von Ulf Kirsten, der liegt nur noch einen Treffer vorn“, sagte Kießling, der Jagd auf die 22-Tore-Marke des langjährigen Bayer-Ausnahmestürmers und dreimaligen Bundesliga-Torschützenkönigs macht. Klar ist für Kießling allerdings: „Die Torjägerkanone spielt für mich keine Rolle.“
Enttäuscht war derweil der neue 1899-Trainer Markus Gisdol nach der Pleite, die auch auf die frühe Rote Karte für Eugen Polanski (23.) zurückzuführen war, der nach Notbremse gegen Kießling vom Platz flog. Den Foulelfmeter von Rolfes (24.) parierte dann jedoch Torwart Koen Casteels.
„Meine Mannschaft ist noch nicht stabil genug. Gegen Gegner eines anderen Kalibers als Leverkusen sieht das schon wieder anders aus“, resümierte Gisdol. Nach zuvor vier Punkten aus zwei Spielen unter Gisdol treten die Kraichgauer im Abstiegskampf wieder auf der Stelle. „Wir haben nicht das gezeigt, was uns zuletzt stark gemacht hat“, betonte Andreas Beck. Passiert ist allerdings im Abstiegskampf nichts, denn auch die Konkurrenten FC Augsburg, Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen gingen leer aus.