Angeführt vom überragenden Doppel-Torschützen Özil spielen Deutschlands Fußballkünstler beim 6:2 Österreich schwindlig und qualifizieren sich locker für die EM: „Da sind wir auf jeden Fall ein Favorit“
Gelsenkirchen - Über die Spielfreude dieser DFB-Elf wundern wir uns ja schon lange nicht mehr. Doch bei diesem 6:2 gegen die zeitweise bemitleidenswerten Österreicher am Freitag in Gelsenkirchen setzten die Nationalspieler die Latte noch mal gehörig nach oben. Angetrieben vom alle überragenden Mesut Özil qualifizierte sich die von Bundestrainer Joachim Löw bedingungslos offensiv eingestellte Mannschaft nun auch offiziell für die Europameisterschafts-Endrunde in Polen und der Ukraine. Doch das nur nebenbei. Viel schöner noch ist die Gewissheit, dass die DFB-Jungs alle Fußball spielen können, dass sie Spaß haben an dem, was sie tun – und nun schon vom EM-Titel träumen.
„Mit uns ist zu rechnen bei der EM. Wir wollen den Titel holen und wir holen den Titel auch“, sagte Lukas Podolski.„Da sind wir auf jeden Fall einer der Favoriten. Unser Ziel muss sein, den Titel zu holen“, meinte Özil. Ganz unwahrscheinlich ist das nicht, wenn sie weiter so erfrischend und furchtlos spielen. „Es ist unsere Philosophie, permanent nach vorne zu gehen“, beruhigte der sichtlich zufriedene Bundestrainer hinterher. Und ergänzte:
„Wir haben die Qualifikation souverän geschafft. Früher ging es eigentlich nicht. Die Mannschaft hat Großartiges geleistet.“
Am Freitag hat sie das gewiss. Den Torreigen eröffnete da in der achten Minute Mesut Özil – dachten jedenfalls alle bis auf Miroslav Klose und Schiedsrichter Paolo Tagliavento. Özil, für den sie bei Real Madrid den Begriff Designer des Fußballs erfunden haben, jedenfalls nutzte nach Bastian Schweinsteigers Flanke eine missglückte Abwehr von Österreichs Schiemer zu einem strammen Schuss aus dem Stand von der Strafraumgrenze. Locker wie beim Strandfußball sah das aus.
Klose stand zwar irgendwie noch in der Schussbahn, doch wirklich berührt haben dürfte der Neu-Römer den Ball nicht. „Ich glaube, ich war irgendwie mit dem Knöchel dran“, meinte Klose nur achselzuckend, „na ja, Mesut hat ja noch zwei Tore gemacht.“ Tatsächlich dürfte Özil es verschmerzen können, dass der erste Treffer nicht ihm zugeschrieben wurde. Zumal ihm Klose mit einem klugen Stopper zum 2:0 verhalf (23.).
Nur fünf Minuten später hatte dann Badstuber seinen großen Auftritt. Als ob die Tricks von Özil und Co. ihn inspiriert hätten, rannte der Bayer in die gegnerische Hälfte und passte den Ball so zielgerichtet auf Lukas Podolski, dass der Kölner ohne größere Anstrengung sein 43. Länderspieltor machen konnte (28.). Dass Badstuber und Philipp Lahm kurz vor der Pause etwas unglücklicher agierten und Werders Marko Arnautovic zum 3:1 einnetzen konnte? Egal!
Ein bisschen Schadensbegrenzung gegen das nächste Deutschland-Trauma für die Österreicher. Mehr nicht. Genau so wie der Treffer vom Stuttgarter Martin Harnik nach 50 Minuten. Die DFB-Show ging schließlich auch in der zweiten Halbzeit weiter. Zwei Minuten nach Wiederanpfiff rannte Özil Schalkes Christian Fuchs davon und schob den Ball am konsternierten Keeper Christian Gratzei vorbei ins Tor. Sechs Minuten vor dem Ende dieser wirklich beeindruckenden Lehrstunde in Zauberfußball erzielte Schürrle nach Doppelpass mit Klose sein viertes Jokertor im siebten Länderspiel. Und am Ende traf auch noch Götze (89.).