Podolski nach seinem Ausraster: Prinz Peinlich

Der Kölner fällt wieder mal negativ auf. Diesmal hat er sich im Disput mit einem Reporter „im Ton vergriffen“, gibt er zu. Sein Image gerät in Gefahr. Auch der Bundestrainer tadelt ihn.
von  Abendzeitung
Lukas Podolski im Spiel gegen Argentinien
Lukas Podolski im Spiel gegen Argentinien © dpa

MÜNCHEN - Der Kölner fällt wieder mal negativ auf. Diesmal hat er sich im Disput mit einem Reporter „im Ton vergriffen“, gibt er zu. Sein Image gerät in Gefahr. Auch der Bundestrainer tadelt ihn.

Die Ablenkung kam für Lukas Podolski (24) wie gerufen: Ab ins Phantasialand! Der Stürmer war am Donnerstagabend in Brühl nahe Köln ins Hotel Matamba geladen, auf dem Gelände des Vergnügungsparks Phantasialandes.

Weit weg waren dort die Szenen aus München, als Podolski im Anschluss an den WM-Test gegen Argentinien (0:1) mit DSF-Reporter Christian Ortlepp heftig aneinander geraten war (AZ berichtete). Es war eine erneute Überreaktion, ein neuerlicher Ausraster – auch wenn die Schuldfrage, wer hier wen provoziert hatte, nicht abschließend geklärt werden konnte.

In Brühl präsentierte RTL mit großem Aufgebot sein WM-Team für Südafrika, mit Moderator Günther Jauch sowie WM-Experte Jürgen Klinsmann. Besonders über den Sommermärchen-Bundestrainer der WM 2006 wird sich Podolski gefreut haben. Ach, waren das Zeiten. Klinsmann, die WM in Deutschland, Poldi im Sturm mit Klose, Poldi als „Schweinski“ mit Kumpel Bastian Schweinsteiger. Unbekümmert, frech, geradeaus und fußballerisch wertvoll – so ging Lukas’ Stern auf.

Doch mit dem Wechsel zu Bayern im Jahr 2006, dem vermeintlichen Höhepunkt der Laufbahn, begann der Karriere-Knick. Die Stadt Köln und der Verein feierten sich letzten Sommer für die Rückholaktion von Prinz Poldi, am Samstag trifft er wieder auf die Bayern.

Ein mickriger Treffer ist dem einstigen Stürmerwunderkind in dieser Saison für seinen Herzensklub gelungen, genau so oft flog er vom Platz. Beim blamablen Pokal-Aus der Kölner bei Zweitligist Augsburg innerhalb von neun Minuten: Eingewechselt, gefoult, gemeckert – und tschö, Poldi. Fast 1400 Minuten ist er nun schon ohne Tor. Und viel schlimmer: Als Podolski drei Spiele mit einem Bandscheibenvorfall fehlte, fuhren seine Mitspieler sieben Punkte ein. Schnell hieß es: Läuft ja sogar besser ohne den Prinzen. Seit seiner Rückkehr rennt und kämpft er verbissen, stellt eigene Zweikampfrekorde (führte zuletzt beim 0:0 in Leverkusen ganze 22!) auf, hat aber keinerlei Torszenen. Wie auch beim Länderspiel.

Ob er deshalb frustriert in die Interview-Zone kam? Augenzeugen sagten: Nein, zunächst nicht. Schließlich war er zuvor in der Kabine der Argentinier und hatte ein Souvenir dabei. Podolski: „Maradona hat mir ein Nationaltrikot geschenkt und darauf ein Autogramm für Louis geschrieben.“ Für seinen Sohn. Doch selbst der Kleine, geboren im April 2008, hat den Jung-Papa nicht erkennbar ruhiger oder gelassener gemacht. Beobachter erkennen bei ihm eine Frustschwelle wie bei einem Jugendspieler. Letztes Jahr rutschte ihm nach einem Disput während des Länderspiels in Wales gegen Kapitän Michael Ballack die Hand aus. Aus ihm war Prinz Peinlich geworden.

Nun rastete er wieder aus. Um die Wogen zu glätten, informierte er im Mannschaftshotel noch in der Nacht Bundestrainer Löw, Manager Bierhoff und sogar DFB-Präsident Zwanziger. Am Donnerstag zeiget er Reue: „Ich fühlte mich durch einige Anmerkungen zum Spiel provoziert. Darüber habe ich mich geärgert und ihm deshalb meine Meinung gesagt. Ich habe ihn aber nicht geschlagen. Wenn ich mich im Ton vergriffen habe, entschuldige ich mich dafür.“

Vom Bundestrainer musste er eine Rüge einstecken. „Seine unbeherrschte Reaktion nicht zu rechtfertigen“, sagte Löw. Ortlepp meinte zur AZ: „Alles in Ordnung – wir haben uns wieder lieb. Es bleibt nichts zurück.“ Doch. Der Beigeschmack.

P. Strasser

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