Podolski: »Ich war noch nie weg«

Der Reservist trifft, jubelt wie bei der WM – und witzelt über Hitzfeld. Podolskis Tor zum 4:0 gegen die Schweiz schmeckte nach Sommer, nach dem Märchen 2006 und nach seinem besten Spiel.
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Unter dem Trikot steckt ein glücklicher und erfolgreicher DFB-Stürmer: Bayern-Star Lukas Podolski nach seinem Treffer gegen die Schweiz.
ap Unter dem Trikot steckt ein glücklicher und erfolgreicher DFB-Stürmer: Bayern-Star Lukas Podolski nach seinem Treffer gegen die Schweiz.

BASEL - Der Reservist trifft, jubelt wie bei der WM – und witzelt über Hitzfeld. Podolskis Tor zum 4:0 gegen die Schweiz schmeckte nach Sommer, nach dem Märchen 2006 und nach seinem besten Spiel.

Die Frage gefiel ihm nicht. Weil Lukas Podolski den Hintersinn verstanden hatte. „Ob er sich denn über seinen Treffer zum 4:0 im EM-Test gegen die Schweiz so richtig gefreut habe, wurde der 22-Jährige in der Interview- Zone des Basler St. Jakob- Parks gefragt. Seine Antwort, ausgesprochen in einer gefühlten halben Sekunde: „Ich freue mich immer über meine Tore.“ Seine Augen sagten: Nächste Frage. Der Reporter insistierte. Aber er habe sich doch trotz des klaren Spielstandes ganz besonders gefreut.

Podolski schmetterte blitzschnell zurück, was sich wie ein zu schnell abgespieltes Tonband anhörte. „Ich freue mich immer über meine Tore.“ Punkt. Alles klar? Die Message war: Was soll das Ganze? Es war sein 25. Treffer im DFB-Trikot. Na, und? Dennoch: Es war ein besonderes Tor, dieses erste seit September, als er in Köln zum 3:1-Endstand gegen Rumänien traf. Poldi hatte sich tatsächlich durch den Jubel verraten. Nachdem er den Ball überlegt am Schweizer Keeper Benaglio vorbei geschoben hatte, ballte er die Fäuste, zog sich das durchnässte Trikot über den Kopf und rutschte auf den Knien zur Eckfahne.

Ein gefühltes EM-Finaltor

Ein gefühltes EM-Finaltor. Die Augenzeugen im Stadion wähnten sich nicht in Basel, vergaßen die null Grad. Podolskis Tor schmeckte nach Sommer, nach dem Märchen 2006 und seinem besten Spiel, als er im Achtelfinale bei rund 30 Grad in München mit zwei Treffern Schweden fast allein besiegte und genauso wie nun am Mittwoch gejubelt hatte. Er wurde zum besten Jungprofi des Turniers gewählt, wechselte zu Bayern – und begann ein neues Leben als Reservist. Im Kopf aber war er nicht Lukas, er war WM-Held Podolski. Dafür hatte er sich einen – nicht namentlich, aber doch auch an ihn adressierten – Rüffel von Kapitän Michael Ballack („Das Schulterklopfen nach dem dritten Platz bei der WM hat sehr lange angehalten. Aber diese Zeit ist vorbei“) abgeholt. Auch daher die übermäßige Freude.

Und weil er spürt, dass er erstens bei Bayern am Duo Miroslav Klose/ Luca Toni (gemeinsam 26 Bundesliga-Tore) nicht vorbeikommt und zweitens in der Nationalelf von Mario Gomez überholt wurde, sowie von Rückkehrer Kevin Kuranyi bedrängt wird. Bei Bayern der dritte Mann, beim DFB Stürmer Nummer vier, der „Verlierer Nummer eins“, wie ihn Rekordnationalspieler Lothar Matthäus nennt? Podolski wehrte sich: „Ich bin immer da, ich war noch nie weg.“ Um rasch noch drei Sätze in eigener Sache in die Kameras zu sprechen: „Ich versuche immer, meine Leistung zu bringen, ob ich fünf Minuten, eine halbe Stunde oder 90 Minuten spiele.“ Und: „Ich weiß, was in mir steckt.“ Und schließlich: „Wenn man mich spielen lässt, zahle ich das mit guter Leistung zurück.“ Eben. Wenn.

Aber auch am Samstag in Nürnberg wird Bayern-Trainer Hitzfeld auf Klose/Toni setzen – und Poldi auf die Bank. „Ich gehe davon aus, dass er das Spiel gesehen hat“, meinte Podolski, und witzelte: „Er wird seine Schweizer Mannschaft gut analysiert haben.“ In knapp zwei Monaten ist Hitzfeld als Bayern-Trainer Geschichte. Bleibt für Poldi zu hoffen, dass sein künftiger Coach Jürgen Klinsmann die DFB-Elf analysiert hat.

Patrick Strasser

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