Podolski: Gegen Zwerge ein Riese

Liechtenstein – ein Fall für den Bayern-Stürmer, der gegen unterklassige Teams fast immer trifft.
von  Abendzeitung
Hier feiert Lukas Podolski eines seiner vier Tore in der EM-Qualifikation – gegen San Marino.
Hier feiert Lukas Podolski eines seiner vier Tore in der EM-Qualifikation – gegen San Marino. © Bongarts/Getty Images

Liechtenstein – ein Fall für den Bayern-Stürmer, der gegen unterklassige Teams fast immer trifft.

LEIPZIG Nationalmannschaft ist gleich Grinsen. Oder Spass, wie Lukas Podolski sagt. Denn „Spaß“ betont er wie krass. „Ich habe immer Spass", sagte Podolski gestern also auf dem Podium bei der Pressekonferenz in Leipzig. Stimmt. Mal mehr (Nationalelf), mal weniger (FC Bayern). Spaßfaktor ist gleich Einsatzzeit, seine Maßeinheit für Laune. „Wenn ich auf dem Platz stehe, ist der Spassfaktor immer da." Ganz einfach.

Als Marcel Jansen dran war bei der Fragerunde, griff sich Podolski noch mal das Mikro und rief hinein: „Schöne, neue Frisur, ne?“ Poldi ist wieder da. In seiner Welt. Schöne, alte Welt. Die mit dem Adler, dem DFB-Wappen.

„Das hier ist Abwechslung vom Alltag", erzählte der 23-Jährige. Und wer mag schon Alltag? Beim 0:1 gegen Norwegen im Februar hatte er gefehlt, weil Bundestrainer Joachim Löw auf ihn verzichtet hatte. Für Podolski muss es eine Qual gewesen sein, nicht im Kreise der DFB-Kollegen zu sein. Lange war er verletzt gewesen, seit November, noch länger war er gekränkt worden von Jürgen Klinsmann beim FC Bayern. Luca Toni und Miroslav Klose waren gesetzt, Poldi auf die Bank versetzt. Im Januar wurde seine Rückkehr zum 1. FC Köln perfekt gemacht, sein Herzenswunsch erfüllt. Weil das Blockade-Duo Toni/Klose zuletzt verletzt ausfiel, ist er nun Stürmer Nummer eins bei Bayern. Und beim DFB mindestens die zwei. Mario Gomez (Stuttgart) und er werden gegen Liechtenstein am Samstag in der WM-Qualifikation stürmen dürfen. Beide bekämpfen ein Vorurteil: Gomez, dass er im Nationaltrikot beinahe nie (sechs Tore bei 21 Einsätzen) und Podolski, dass er nur gegen die so genannten Kleinen des Weltfußballs trifft.

"Ich werde Löw bitten, mich nur gegen die Top 20 einzusetzen"

Immer wieder wurde ihm dies vorgehalten - nicht ohne Grund. Bayern-Manager Uli Hoeneß rechnete dies Podolski gerne vor. Das Problem sei, so Hoeneß, dass 80 Prozent der Spiele des Nationalteams gegen Liechtenstein, San Marino, Moldawien oder Estland absolviert würden. „Wer gegen Liechtenstein zwei Tore macht, wird hochgejubelt", sagte Hoeneß über Podolski, der immerhin 31 Treffer in 60 Länderspielen gemacht hat. Doch gegen wen? In einem Test? Bei einem Turnier? Die AZ schaute nach.

Elf Tore machte er in Freundschaftsspielen, ebenso elf in WM- oder EM-Qualifikationsspielen, drei beim Confed-Cup 2005 sowie je drei bei der WM 2006 und der EM 2008. Eine solide Bilanz, für einen 23-Jährigen sensationell. Doch die Statistik ist aufgehübscht. Allein gegen Thailand, Liechtenstein, San Marino und Luxemburg, in der Fifa-Weltrangliste jenseits der 100 platziert, traf Podolski insgesamt zehn Mal. Weitere, unterklassige Opfer (aktuell schlechter als Rang 50): Südafrika, Slowenien, Slowakei und Zypern. Macht weitere sieben Treffer. Poldi – nur gegen Zwerge ein Riese?

Das wertvollste Poldi-Tor: Beim Confed-2005 gegen Brasilien (5.) oder bei der EM 2008 gegen Kroatien (7.). Gegen Weltklasse-Teams wie Italien, Spanien, England oder Argentinien war er stets leer ausgegangen. Ihn selbst ficht das nicht an. „Ich will Tore machen und uns weiter in Richtung WM schießen", sagte er. Egal gegen wen. Und zu Hoeneß' Vorwurf meinte er damals: „Ich habe mir das Spiel gegen Liechtenstein nicht ausgesucht. Aber ich werde Jogi Löw bitten, mich nur noch gegen die Top 20 der Welt einzusetzen." Ein Spaß, klar. Aber auch gegen die Großen sollte er mal wieder Ernst machen. Nächster Beweistermin: Im Oktober in Russland.

Patrick Strasser

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.