„Podolski braucht Druck“ - Ballack nicht im Stadion
Der Kölner Stürmer, zuletzt arg gescholten, überzeugt bei seinem Heim-Länderspiel – und bringt Mehmet Scholl damit in die Bredouille. Kapitän Ballack kommt nicht ins Stadion.
KÖLN Okay, Leverkusener und Kölner können sich, wenn es um Fußball geht, etwa so gut leiden wie Bayern und Löwen. Trotzdem haben sich ein paar Leverkusen-Profis beim Länderspiel gegen Aserbaidschan in der Kölner Arena tapfer auf die Tribüne gesetzt. Mittelfeldspieler Simon Rolfes etwa. Oder Stürmer Patrick Helmes.
Michael Ballack nicht.
Damit hat der Vielleicht-mal-oder-nie-wieder-Kapitän der Nationalmannschaft erneut für Diskussionsstoff gesorgt. Bundestrainer Jogi Löw hatte Ballack schließlich einigermaßen unmissverständlich aufgefordert, die Partie zu besuchen – auch wenn er nicht nominiert worden war. Löw: „Ich gehe davon aus, dass Michael zum Spiel kommt.“ Nun ist Löw des Irrtums überführt – was ihm kaum behagen wird.
Hinterher war Löw freilich bemüht, die Sache herunter zu spielen. Auf Ballacks Abwesenheit angesprochen, sagte er: „Er ist bei uns herzlich willkommen. Ich habe ihm das freigestellt, ob er kommt. Die Entscheidung muss er selbst treffen.“ Sie fiel negativ aus.
Der frühere Kölner Stürmerstar Toni Polster orakelte schon: „Es wäre schade, wenn eine Karriere des Michael Ballack so endet, dass er einfach nicht mehr einberufen wird.“
Könnte so kommen. Zumal Philipp Lahm, der Ballack-Ersatz als Bindenträger, seine Aufgaben wieder einmal solide erledigt hat in Köln. Der Bayern-Profi sammelt munter Pluspunkte in der K-Frage (siehe auch das Netzer-Interview unten).
Auch das kölsche Urgestein Lukas Podolski, nach dem 1:0 in Belgien zuletzt arg gescholten, hat erheblich Boden gutgemacht im Kampf um die Stammplätze. Schon vor seinem Tor zum 2:0 (45.) hatte ihn das Kölner Publikum, also sein Publikum, mit Sprechchören gefeiert – für eine überaus energische Leistung. Und am Spielfeldrand befand ARD-Experte Mehmet Scholl anerkennend: „Fast jeder Ballkontakt von Lukas ist gefährlich. Er hat auf öffentlichen Druck und Druck vom Bundestrainer so reagiert, dann bedeutet das aus meiner Sicht: Er braucht einfach Druck. Das Potenzial ist ja da.“
Der umjubelte Podolski befand: „Ich habe mich natürlich gefreut, dass wir in meinem so genannten Wohnzimmer spielen. Das Publikum hat mich unterstützt.“
Vor dem Anpfiff hatte derselbe Scholl seinen früheren Bayern-Kollegen Podolski noch ziemlich zerlegt: „Dass einer mit 80 Länderspielen sich freiwillig aus der Champions League zurückzieht (mit dem Wechsel zurück zum 1.FC Köln, die. Red.), erwartet man nicht. Ich habe ein bisschen Bedenken bei ihm.“
Scholl weiter: „Ich habe zwei Jahre mit ihm zusammen gespielt. Was ihm fehlt, ist Persönlichkeit. Wann ist Kampf gefordert? Wann muss ich mehr bringen. Da ist aus meiner Sicht etwas zu wenig.“
Eine Abrechnung war das gewesen. Später, als Podolski glänzend spielte, dribbelte sich Mehmet Scholl dann wortreich wieder heraus aus dieser Bredouille. Da witzelte er: „Man muss eigentlich beantragen, dass Länderspiele immer in Köln stattfinden!“
Ob Michael Ballack dann immer wegbleibt? ill, ps