Plötzlich Krisenreporter: "Eine perverse Situation"
Paris - Mehmet Scholl schlug die Hände vors Gesicht, das Antlitz aschfahl, er hatte mit den Tränen zu kämpfen. Dann sackte er fast aufs Pult, so als hätten ihm die Ereignisse in Paris buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen. Er verließ kurz das Studio.
Scholl und sein Co-Moderator Matthias Opdenhövel, die das Spiel Frankreich – Deutschland launig moderieren sollten, waren plötzlich zu Krisenreportern geworden. Während Sender wie CNN längst Sondersendungen laufen hatten und die politischen Korrespondenten aktiviert waren, musste das Duo bei der ARD die (lange) Zeit überbrücken, bis der Sender reagierte.
Bis dahin musste Opdenhövel, mit unverhohlenem Abscheu in der Stimme, einen Spielbericht Schweiz – Slowakei anmoderieren. obwohl er immer wieder betont hatte, nicht mehr über Fußball reden zu wollen. "Monitor"-Chef Georg Restle twitterte: "Liebe Kollegen, bitte keine weiteren Spielberichte. Es gibt Wichtigeres!"
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Das wusste auch Tom Bartels. Er musste, mit fragmentarischen Informationen über die Terrorvorfälle versehen, das Spiel kommentieren. Er tat dies mit brüchiger Stimme. "Eine perverse Situation", sagte Bartels. "Ich war überfordert. Es ist das Schlimmste, dass Menschen sterben während eines Sportereignisses. Es war grausam, mit Worten nicht zu beschreiben und zu lösen. Furchtbar, vor allem, wenn man sieht, dass die deutsche Mannschaft, die nicht informiert war, sich um den Ausgleich bemüht. Diese Sinnlosigkeit wurde mir immer mehr bewusst. Ich wollte nur, dass es zu Ende geht."
Sie haben es zu Ende gebracht. Mit Anstand.
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