Pizarro schlägt, Diego würgt: Werder wie im Wirtshaus

Werder Bremens Top-Spieler Pizarro und Diego rasten in Karlsruhe aus, der Klub kriselt. Per Mertesacker muss feststellen: „So hat das keine Zukunft.“
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Werder Bremens Top-Spieler Pizarro und Diego rasten in Karlsruhe aus, der Klub kriselt. Per Mertesacker muss feststellen: „So hat das keine Zukunft.“

KARLSRUHE Trainer Thomas Schaaf klagte mit dem Charme einer Bandansage über immer gleiche Fehler. Manager Klaus Allofs mühte sich derweil, das Wort Krise nicht so schlimm erscheinen zu lassen. „Ich habe keine Angst vor dem Wort Krise, wenn das bedeutet, dass wir viele Dinge nicht richtig umsetzen“, sagte Allofs, als gelte es, laut in den dunklen Keller zu pfeifen. Mit der 0:1-Niederlage gegen einen leidenschaftlichen KSC aber stießen die Bremer in eine neue Dimension der Krise vor. Die Werder-Bosse müssen sich noch vor der Winterpause die drängende Frage stellen: Wie viel Zukunft steckt überhaupt noch in dieser Mannschaft?

Antworten hat man in Bremen bisher keine gefunden. Dafür muss man sich nun mit neuen Problemen beschäftigen: Auf dem Rasen des Wildparkstadions ging es in den Schlussminuten zu wie bei einer wüsten Wirtshausschlägerei. Im Mittelpunkt dabei zwei Führungsspieler der Bremer, die mit saftigen Sperren rechnen müssen.

Was Claudio Pizarro derart ausrasten ließ, wusste er später selbst nicht genau. „Manchmal macht man so etwas, wenn es nicht läuft“, mutmaßte der Peruaner. Als der KSC durch Stefan Buck (84.) verdient führte, versuchte der Stürmer, erfolglos einen Elfmeter zu schinden und beantwortete die Proteste des KSC mit einem rüden Schlag gegen den Kopf von Verteidiger Martin Stoll. Schiedsrichter Guido Winkmann zeigte Rot. Pizarro muss mit mindestens drei Spielen Sperre rechnen.

Warum sich dann auch noch Diego einmischte und KSC-Verteidiger Christian Eichner am Hals würgte, als gelte es einen neuen „Tatort“-Krimi zu drehen, blieb ein Rätsel. Diego, der mit einer Sperre durch den DFB-Kontrollausschuss rechnen muss, verzog sich schweigend in den Mannschaftsbus, während sich Pizarro wenigstens entschuldigte: „Ich hätte so nicht reagieren dürfen. Aber das ist, wie sagt man, Temperament.“ Hätte er das mal lieber als Spieler auf sportliche Weise gezeigt.

Am Dienstag droht Werder ein weiterer Rückschlag. Gelingt gegen Inter Mailand in der Champions League kein Heimsieg, gleichzeitig darf Farmagusta keinen Punkt in Athen holen, verpasst Werder sogar den Uefa-Cup, den der Gruppendritte erreicht. „Die Nerven liegen blank“, sagte Allofs. „Man lässt das auf solch dumme Art und Weise raus. So landen wir nie in der Spitzengruppe.“ Die Bremer brauchen die Millionen aus den internationalen Wettbewerben, um teure Stars zu finanzieren.

Wie ein angeschlagener Boxer taumelt Werder Richtung Winterpause. „So gut, wie es geht, müssen wir versuchen, die Winterpause zu erreichen“, sagte Per Mertesacker. „So hat das keine Zukunft.“

Schon gibt es Gerüchte über eine interne Streichliste im Werder-Kader, was Allofs nicht bestätigen mochte. Längst aber scheint unumgänglich, dass man in Bremen zu radikaleren Mitteln greift, um einen Neuanfang zu schaffen.

Torsten Frings hatte schon vor Karlsruhe getönt, „2009 greifen wir wieder an“, was wie eine Ausrede wirkte. Prompt zeigte das KSC-Spiel: Die Werder-Krise ist auch eine Krise der Führungsspieler, die leer und kraftlos wirken. Frings enttäuschte, Diego und Pizarro fielen kaum auf – und dann aus der Rolle.

Oliver Trust

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