Philipp Lahm: So kritisieren ihn die Experten

Nach zwei weniger überzeugenden Spielen in der Nationalelf kritisieren zahlreiche Experten den Kapitän – und Fußball-Deutschland diskutiert: Soll er im Mittelfeld oder als Rechtsverteidiger ran?  
von  az

Nach zwei weniger überzeugenden Spielen in der Nationalelf kritisieren zahlreiche Experten den Kapitän – und Fußball-Deutschland diskutiert: Soll er im Mittelfeld oder als Rechtsverteidiger ran?

Santo Andre  - Nun also auch Christoph Daum. „Für die Mannschaft wäre es meiner Meinung nach besser, wenn Philipp außen spielen würde“, sagte Daum der „Welt“, reihte sich damit ein in die Riege derer, die es besser wissen wollen als Joachim Löw. Es geht um Kapitän Philipp Lahm und dessen Position in der Nationalmannschaft. Der Undiskutable wird diskutiert, der Kapitän kritisiert. Neues Metier, neue Maßstäbe, so ist das dieser Tage.

Als bester Außenverteidiger der Welt hat er ausgedient, spielt bei der WM zentral im deutschen Mittelfeld – so hat es der Bundestrainer entschieden. Doch Lahm liefert nicht, hatte sowohl beim 4:0 gegen Portugal als auch beim 2:2 gegen Ghana Probleme im Spielaufbau, wirkte eher gehemmt als dominant – was ihm einiges an Kritik eingebracht hat. Waren es zunächst nur ein paar fehlgeleitete Bälle, ein paar verlorene Zweikämpfe, wurden Lahms Probleme vor dem 1:2 gegen Ghana offengelegt:

Fehlpass, Gegentor. „Philipp hat heute einen rabenschwarzen Tag erwischt, ihm ist nichts geglückt“, sagte TV-Experte Mehmet Scholl und trat damit eine Debatte los. Sollte er nicht besser wieder nach rechts hinten? „Wir haben auf der Position im Mittelfeld ja Alternativen“, sagte Daum. Und: „Es ist nicht so, dass er da unverzichtbar ist.“ Zweifel an Lahm? An jenem Profi, den alle Trainer gerne klonen möchten, den viele für den weltbesten Defensivspieler halten? Eigentlich tabu. Doch ausgerechnet bei der WM muss sich der 30-Jährige erstmals in seiner Karriere handfeste Kritik gefallen lassen.

Lesen Sie hier: Lahm wackelt – ist bei Löw aber gesetzt

Bundestrainer Joachim Löw und sein Assistent Hansi Flick denken aber nicht einmal ansatzweise daran, an ihrer Entscheidung zu rütteln. Sie hatten sich schon vor der WM dafür entschieden, Lahm vor der Abwehr einzusetzen – dabei bleibt es. Ein Wechsel von Lahm nach rechts hinten sei überhaupt „keine Option. Wir haben einen klaren Plan. Wir sehen Philipp im Mittelfeld“, stellte Flick klar.

Er wollte zwar nicht verhehlen, „dass Philipp in der ein oder anderen Situation einen Fehlpass gespielt hat. Aber er macht sich im Mittelfeld richtig gut. Er gibt uns eine richtig gute Ordnung, ein Gleichgewicht“. Auch bei Bayern spielt Lahm im Mittelfeld. Flicks Fazit der Analyse: „Unser Spiel im Mittelfeld greift langsam.“ Was die Frage aufwirkt, ob Lahm wirklich so schlecht war. Selbstkritisch sagte er, dass man sich einen Fehler wie vor dem 1:2 natürlich „nicht erlauben“ dürfe, auch sonst ein paar Dinge besser hätten laufen können.

„Wir hatten Probleme beim Aufbau, das war taktisch nicht so clever.“ Im Mittelfeld taten sich tatsächlich oft Lücken auf – wofür der Kapitän aber nicht alleine verantwortlich ist. Lahm konnte daran einfach nichts ändern. Schuldzuweisungen gab es ohnehin keine. „Philipp ist in der Verteidigung und auch im Mittelfeld ein herausragender Spieler“, sagte Mats Hummels. Laut Statistik war Lahms Spiel sogar sehr ordentlich.

Immerhin hatte er mehr Ballkontakte als Sami Khedira, spielte insgesamt auch genauere Pässe und gewann alle Zweikämpfe. Dazu kamen die Umstände in der Sauna von Fortaleza. „Der Boden war unglaublich hart und stumpf. Da unterlaufen Spielern mit einer engen Ballführung schon mal Fehler“, nahm Löw Lahm in Schutz. Für Donnerstag gegen die USA in Recife sind 28 Grad und Regen angesagt. Vielleicht ist das ja eher dem Philipp sein Wetter.

<strong>Hier gibt es alle Infos zur WM 2014</strong>

 

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