Phantomtor, komm' bald wieder

24 der 36 Vereine aus der 1. und 2. Liga stimmen gegen die Einführung der Torlinientechnik– Antrag damit abgelehnt! Der FC Bayern stimmte dafür, 1860 dagegen.
München - Der FC Bayern hatte sich ganz grundsätzlich und definitiv für die Torlinientechnik ausgesprochen. Entsprechend enttäuscht war Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, als die Vereine der DFL sich am Montag gegen die Einführung entschieden. „Als Demokraten haben wir das zu akzeptieren, aber wir bedauern dies“, sagte Rummenigge: „Wir werden in Zukunft weiter mit Fehlentscheidungen leben müssen. Es sollte dann aber auch nicht weiter darüber lamentiert werden.“ Beim TSV 1860 war die Lage nicht ganz so eindeutig: Trainer Friedhelm Funkel ist ein ausdrücklicher Freund der Technik („Ich verstehe die Entscheidung überhaupt nicht und dass man in der heutigen Zeit noch dagegen sein kann“) – der Verein stimmte dagegen.
Für die nächsten Jahre ist das Thema jedenfalls erledigt. Auf der Mitgliederversammlung der DFL votierten nur 9 von 18 Erstligisten und lediglich drei Zweitligavereine für die Einführung einer Torlinientechnologie. Die nötige Zweidrittelmehrheit wurde damit klar verfehlt. „Die Vereine haben entschieden, zunächst auf die Einsetzung der Torlinientechnologie zu verzichten. Bis auf weiteres ist dieses Thema damit für uns erledigt“, sagte Präsident Reinhard Rauball.
„Es gab ein demokratisches Votum, das es zu akzeptieren gilt. Für die Wahrnehmung der Bundesliga sehe ich dadurch keinen Nachteil. Die steht und fällt nicht mit der Torlinientechnologie“, kommentierte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert das Ergebnis. 250<TH>000 (Magnetsystem) bis 500<TH>000 Euro (Kamera) hätte die Neuerung die Vereine für rund drei Jahre gekostet – zu viel offenbar. „In der 2. Liga ist bestimmt aus finanziellen Gründen dagegen gestimmt worden“, sagte Friedhelm Funkel. Wie eben in seinem eigenen Verein. „Die Torlinientechnik bedeutet einen hohen finanziellen Aufwand. Folglich ist der Mehrwert nur gering“, erklärte Geschäftsführer Markus Rejek.
Damit bleibt die englische Premier League die bislang einzige Liga, in der eine Torlinientechnik "Hawk-Eye" zum Einsatz kommt, der Weltverband Fifa baut bei der WM in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) ebenfalls auf ein kamerabasiertes System "GoalControl".
Richtig Fahrt gewonnen hatten die teils hitzigen Diskussionen nach dem "Phantomtor von Sinsheim" am 18. Oktober 2013. Bayer Leverkusens Torjäger Stefan Kießling köpfte den Ball während der Partie bei 1899 Hoffenheim (2:1) durch ein Loch im Außennetz ins Tor – Schiedsrichter Felix Brych gab den Treffer dennoch und schrieb damit ein Stück Sportgeschichte. International setzt die Fifa seit dem Confed-Cup im vergangenen Jahr auf das Kamerasystem GoalControl. Die<WC> <WC1>Uefa hingegen lehnt die technische Hilfe in ihren Klubwettbewerben strikt ab.
In Deutschland hatten sich neben den Bayern in der ersten Liga unter anderem Hoffenheim und Bremen für eine Einführung der Technik ausgesprochen. Klar dagegen positioniert hatten sich Frankfurt, Hamburg, Wolfsburg und Freiburg – zumeist mit ähnlicher Argumentation: „Wir glauben, dass man im Fußball möglichst wenig verändern soll am Regelwerk“, sagte Carl-Edgar Jarchow. Weitere Phantomtore sind also keinesfalls ausgeschlossen.