Pflicht erfüllt: DFB-Team siegt 3:0 in Kasachstan
ASTANA - Schwach gespielt, aber sicher gewonnen: Die Fußball-Nationalelf ist nach dem 3:0 in Kasachstan auf dem besten Weg zur Europameisterschaft. Doch wirklich überzeugen konnte Joachim Löws «Boy Group» zur Geisterstunde nicht.
Mit späten Toren hat die deutsche Fußball- Nationalmannschaft bei der Nachtschicht in Kasachstan einen peinlichen Betriebsunfall gerade noch abwenden können. Torgarant Miroslav Klose mit seinem 58. Länderspiel-Treffer (48. Minute), Mario Gomez (76.) und Lukas Podolski (85.) sorgten am Dienstag für den glanzlosen 3:0 (0:0)-Sieg in Astana und hielten die DFB-Elf in der Qualifikation für die EM 2012 auf Kurs. Im letzten Pflichtspiel des Jahres vergab die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw vor etwa 20 000 Zuschauern unter dem Hallendach der Astana Arena gegen das engagierte, aber harmlose Team des deutschen Trainers Bernd Storck beste Möglichkeiten für einen höheren Sieg gleich im Dutzend.
«Zwölf Punkte aus vier Spielen, besser geht's nicht», urteilte Kapitän Philipp Lahm. Auch eine Durchschnitts-Leistung reichte bei der Länderspiel-Premiere gegen den krassen Außenseiter auf Kunstrasen zum Erfolg, der die souveräne Tabellenführung mit 12 Punkten in der Gruppe A bescherte. «Für uns zählen nur die drei Punkte, wir sind jetzt vorneweg», meinte Podolski zufrieden. Dank der Schützenhilfe von Berti Vogts und Aserbaidschan gegen die Türkei (1:0) kann das DFB-Team beruhigt in die Winterpause der EM-Ausscheidung gehen.
Fortgesetzt wird die Qualifikationsrunde erst am 26. März, wenn wieder Kasachstan der Gegner in Kaiserslautern ist. In diesem Jahr steht nur noch das Testspiel in Schweden am 17. November an.
Knapp 4000 Kilometer entfernt von der Heimat schickte Löw zur Geisterstunde in der zentralasiatischen Steppe dieselbe Elf aufs Feld, die vier Tage zuvor die Türken glanzvoll 3:0 in Berlin bezwungen hatte. Kurz vor der Partie hatte auch Mittelfeld-Zauberer Mesut Özil nach überwundener Knöchelverletzung Grünes Licht für seinen Einsatz gegeben. «Wir sind gewarnt, aber es ist klar, dass wir hier drei Punkte holen wollen. Das ist unser Anspruch», betonte Teammanger Oliver Bierhoff kurz vor dem Anpfiff.
Ein Anti-Jet-Lag-Plan sollte dem DFB-Team nach der weitesten Anreise zu einem Qualifikationsspiel in der langen Verbandsgeschichte und vier Stunden Zeitverschiebung Beine machen. Dennoch wurde die Pflichtaufgabe zum befürchteten Kraftakt.
Unter dem geschlossenen Hallendach der Astana Arena mühte sich der turmhohe Favorit von Beginn an um Kontrolle, hatte aber sichtlich Mühe mit dem ungewohnten Kunstrasen. Die mutigen Kasachen versuchten immer wieder, früh das Aufbauspiel des WM-Dritten zu stören und zwangen Löws «Boy Group» so zu einigen ungewohnten Fehlern. Vor allem Innerverteidiger Holger Badstuber und Real-Madrid-Profi Sami Khedira leisteten sich mehrfach grobe Schnitzer.
Dennoch kam die DFB-Elf gegen die Hausherren schnell zu Chancen und hätte die Partie viel früher entscheiden können. Lukas Podolski drosch den Ball nach Kloses Solo aus 18 Metern freistehend drüber (6.). Drei Minuten später schoss Thomas Müller aus spitzem Winkel am kurzen Eck vorbei. Kloses Kopfball nach Müllers Flanke strich über die Latte (16.).
Immer, wenn das deutsche Team das Tempo mit schnellen Flachpässen erhöhte, kam der Fußball-Zwerg aus dem neuntgrößten Land der Erde in Schwierigkeiten. Nach einer feinen Kombination stand plötzlich Özil völlig frei, sein Schuss wurde jedoch in höchster Not noch abgeblockt (19.). Toni Kroos (22.), der abermals den verletzten Bastian Schweinsteiger in der Mittelfeld-Zentrale ersetzte, und erneut Özil (28.) vergaben danach aus bester Position ebenfalls fahrlässig die längst verdiente Führung.
Coach Löw haderte auf der Bank längst sichtlich verärgert mit der Abschlussschwäche seiner Schützlinge. Doch das Geduldsspiel ging weiter. Kroos scheiterte per Fernschuss an Keeper Andrej Sidelnikow (36.), Khedira zielte zunächst knapp daneben (41.) und hatte dann Pech bei einem Kopfball an die Latte (43.). Weil Sidelnikow auch Özils Kracher parierte, ging es torlos in die Kabinen.
Kurz nach der Pause brach Klose in seinem 105. Länderspiel auf Vorlage von Podolski dann den Bann, als er vor zwei Verteidigern an den Ball kam und ins leere Tor traf. Doch danach wurde das Spiel der Deutschen keineswegs besser. Stattdessen kamen sogar die Gastgeber durch Zweitliga-Profi Heinrich Schmidtgal von Rot-Weiß Oberhausen zu einigen Chancen (52./57.). Erst der Treffer des für den verletzten Klose eingewechselten Gomez beseitigte die letzten Zweifel. «Für mich persönlich war es ein schönes Erlebnis», bekannte der Münchner. Podolski setzte dann mit seinem 42. Länderspiel-Tor den Schlusspunkt und zog damit mit dem verletzten Kapitän Michael Ballack in der DFB- Torschützenliste gleich.
dpa