Pfiffe gegen Spaniens Marc Cucurella in der Allianz Arena in München: "Das ist eine Schande"

München - Es sind Szenen, die nicht in das Bild dieser Euphorie-Europameisterschaft passen. Präsentierte sich Deutschland doch bisher als makelloser, weltoffener und vor allem respektvoller Gastgeber. Einzig die Deutsche Bahn sorgte für das ein oder andere Fiasko.
Doch dieses Bild, das an die WM 2006 erinnert, bekam am Dienstagabend in der Münchner Arena einen weiteren Kratzer. Was war passiert? Zahlreiche Deutschlandfans nahmen die Partie der Spanier gegen Frankreich (2:1) zum Anlass, ihren Frust über das Ausscheiden der DFB-Elf an Marc Cucurella (25) auszulassen.
Jeder Pass, jeder Einwurf und jede noch so kurze Einblendung des Katalanen auf der Videotafel wurde mit wütenden Pfiffen begleitet. Cucurellas Stellungsfehler, den Randal Kolo Muani (25) zum zwischenzeitlichen 1:0 ausnutzte, feierten die Fans gar mit Schadenfreude.
Cucurellas Handspiel gegen DFB-Team vom Schiedsrichter nicht geahndet
Der Hintergrund: Linksverteidiger Cucurella bekam im Viertelfinale gegen Deutschland (1:2 n. V.) im Strafraum einen Schuss von Jamal Musiala (21) an die Hand. Aber anstatt auf den Punkt zu zeigen, ließ Schiedsrichter Anthony Taylor (45) die Partie weiterlaufen. Auch eine Überprüfung der Szene durch den Videoschiedsrichter fand nicht statt.
Deutliche Worte dafür, dass nun ausgerechnet Cucurella für diese Aktion ausgepfiffen wird, fand Coach Luis de Fuente (63) nach dem Spiel. "Ohne despektierlich zu sein, diese Leute repräsentieren niemanden", betonte der Spanier und schob hinterher: "Deutschland als Gastgeber war außergewöhnlich. Die Leute, die gepfiffen haben, repräsentieren weder Deutschland noch sonst jemanden."
Cucurella-Kollege Vivian schimpft über Pfiffe in München
Wenig Verständnis für die Buh-Rufe der DFB-Fans hatten auch die Mitspieler des Lockkopfes. "Ich denke, das ist eine Schande", sagte Verteidiger Dani Vivian (25). "Kein Spieler verdient das. Ich denke, wer zu einem Fußballspiel geht, um jemanden auszubuhen, hat keinen Respekt für den, der seinen Job macht." Rums!
Und Cucurella selbst? Der nahm es gelassen, freute sich vielmehr darüber, am Sonntag in Berlin (21 Uhr) um den Henri-Delauny-Pokal spielen zu dürfen. "Für mich ist das egal", erklärte der Chelsea-Profi. "Wir müssen konzentriert bleiben." Denn was gibt es Besseres, als die Schmährufe durch den EM-Sieg, es wäre der Vierte von Spanien, zu kontern.