Pfiffe gegen Goretzka: Schalke nur 1:1 gegen Hannover
Mit Pfiffen wird Leon Goretzka nach seinem angekündigten Wechsel zum FC Bayern auf Schalke empfangen. Und auch das Spiel der Königsblauen kann die Stimmung der Fans kaum bessern. Erst recht nach dem späten Ausgleich der Hannoveraner.
Gelsenkirchen - Dick eingepackt saß Leon Goretzka auf der Bank und musste den nächsten Rückschlag für den FC Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga tatenlos mit ansehen. Irgendwie passte das späte Gegentor beim 1:1 (1:0) der Königsblauen im Spiel gegen Hannover 96 zum ernüchternden Abend des hochveranlagten Nationalspielers. Mit Pfiffen und Unmutsbekundungen hatten die Fans auf den angekündigten Wechsel Goretzkas zum FC Bayern München (lesen Sie hier: der Goretzka-Wechsel und die Folgen) im Sommer reagiert, besänftigen konnte er den Anhang bei seinem durchwachsenen Einsatz über gut eine Stunde nicht.
Leon Goretzka: "Natürlich tun die Pfiffe weh"
"Es war eine besondere Situation für mich. Natürlich tun die Pfiffe weh, aber ich kann es ein Stück weit nachvollziehen. Es ist alles im Rahmen geblieben", sagte Goretzka und versprach, dass "ich mich im letzten halben Jahr zerreißen werde, damit wir die Ziele erreichen". Am Sonntag gelang dies noch nicht. Mit dem Mittelfeldspieler in der Startelf reichte es nur zu einem Punkt, der Sprung auf den zweiten Platz wurde verpasst. Die Königsblauen traten nicht wie ein Champions-League-Anwärter auf, für Goretzka waren es gefühlt "zwei verlorene Punkte".
Dabei sah es im Spiel gegen die Niedersachsen mit Schalkes Ex-Trainer Andre Breitenreiter zunächst noch gut aus: Winterzugang Marko Pjaca sorgte vor 60 650 Zuschauern mit seinem ersten Bundesliga-Treffer für die Führung (16.). Doch Niclas Füllkrug gelang kurz vor Schluss noch der nicht unverdiente Ausgleich (86.). Die Königsblauen liegen mit 31 Punkten auf dem dritten Platz hinter dem souveränen Spitzenreiter FC Bayern München und Bayer Leverkusen. Hannover bleibt Zehnter. "In der zweiten Halbzeit haben wir unsere guten Konter nicht zu Ende gespielt. Wir haben den Gegner stark gemacht", haderte Schalkes Max Meyer. Bei den Hannoveranern war dagegen die Freude groß. "Wir haben uns das Unentschieden mehr als verdient. Das war eine couragierte Leistung. Wir nehmen den Punkt gerne mit", sagte 96-Manager Horst Heldt.
Das große Thema aber war Goretzka: Obwohl der 22 Jahre alte Nationalspieler am Freitag seinen Weggang zum deutschen Rekordmeister bekannt gemacht hatte, beorderte Trainer Domenico Tedesco ihn nach wochenlanger Verletzung und erstmals nach 93 Tagen wieder in die Startelf. Der befürchte Spießrutenlauf für Goretzka blieb aus, auch wenn es Pfiffe und Unmutsbekundungen gab. "Er war völlig fokussiert. Wer Leon kennt, der weiß, dass er immer 100 Prozent gibt. Ich glaube nicht, dass er sich hängen lässt. Er ist ein super Mannschaftstyp, ein super Charakter. Keine Frage, dass die Mannschaft zu 100 Prozent hinter ihm steht", sagte Meyer über Goretzka und Sportvorstand Christian Heidel warb beim TV-Sender Sky für Verständnis: "Dass die Leute enttäuscht sind, ist selbstverständlich. Es steht aber nicht unter Strafe, zu den Bayern zu wechseln."
Und Domenico Tedesco wollte nicht länger auf den genesenen Spielmacher verzichten: "Wichtig ist immer der sportliche Erfolg. Die Leistung im Training zählt. Deshalb steht Leon verdient in der Startelf", sagte Tedesco, der zudem den im Winter von Juventus Turin ausgeliehenen Pjaca von Beginn an brachte. Und der Kroate bedankte sich bereits nach einer Viertelstunde mit der Schalker Führung nach schönem Pass des sehr starken Amine Harit.
Tönnies hatte die Stimmung angeheizt
Wenige Stunden zuvor hatte Clemens Tönnies seiner Verärgerung über Goretzkas Weggang Luft gemacht. "Meine erste Reaktion war, Du solltest das Trikot von Schalke nicht mehr tragen", sagte der Aufsichtsratvorsitzende am Sonntag bei Sky und heizte damit die Stimmung an. Für den Fall, dass die Fans den Transfer mit Protesten begleiten und sich das "negativ auf die Mannschaft auswirkt", hatte Tönnies sogar nicht ausgeschlossen, "dass Leon Goretzka bis zum Saisonende auf der Tribüne sitzt".
Stattdessen rackerte Goretzka gegen "96" im Mittelfeld, blieb aber insgesamt relativ unauffällig und wurde nach gut einer Stunde ausgewechselt. Nach dem Wechsel bemühte sich Hannover um den Ausgleich, blieb aber oft in der dicht gestaffelten Schalker Abwehr hängen. Beinahe hätte ein Fehler von Naldo zum 1:1 geführt, doch der Dreifach-Torschütze vom Spiel gegen Mainz, Füllkrug, konnte den Patzer nicht nutzen. Fährmann rettete noch einmal, als er einen Schuss von Ihlas Bebou (70.) entschärfte. Nach vorn allerdings blieben Schalkes Bemühungen auch nach dem Wechsel meist harmlos, auch wenn Tschauner gegen Breel Embolo noch mal eingreifen musste. So gab es kurz vor Schluss doch noch den Schock: Füllkrug traf zum Ausgleich.