Pezzoni vermisst "einen wie Hoeneß"

Wirbel um aufgelösten Vertrag: Der von Fans bedrohte Profi erhebt Vorwürfe gegen Köln.
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Wirbel um aufgelösten Vertrag: Der von Fans bedrohte Profi erhebt Vorwürfe gegen Köln

KÖLN Wer lügt in dieser Schlammschlacht? Eine Woche nach seiner Vertragsauflösung hat Kevin Pezzoni den 1. FC Köln in Bedrängnis gebracht. Die Geißböcke mussten ihre Darstellung vom Wunsch des Spielers nach einer Trennung korrigieren. Zudem diskreditierten sie den 23-Jährigen durch Interna.


Pezzoni hatte im ersten Interview seit der Vertragsauflösung dem Klub widersprochen. „Ich wollte nie meinen Vertrag auflösen”, sagt er der „Welt am Sonntag”, „Frank Schaefer hat am Dienstag gesagt, dass sich der Verein schon länger mit dem Thema beschäftigt hat. Erst hieß es, die Vertragsauflösung war spontan und einvernehmlich. Nun war es angeblich schon länger geplant. Es wirkt, als ob auf eine günstige Gelegenheit gewartet wurde, mich loszuwerden.” Die Darstellung des FC, der Verein habe ihm zur Anzeige gegen die Hooligans geraten, sei ebenfalls falsch.


Geschäftsführer Claus Horstmann rückte von der bislang verbreiteten Lesart („Haben seiner ausdrücklichen Bitte entsprochen”) ab: „Der Spieler ist am 29. August zu uns gekommen, weil er sich nicht mehr zutraute, im Spiel gegen Cottbus aufzulaufen. Die für ihn schlechtere Alternative zur Vertragsauflösung wäre gewesen, ihn aus dem Kader zu streichen.” Zudem offenbarte Horstmann ein neues Detail: „Er hat noch eine Abfindung erhalten.” In einer SMS habe sich Pezzoni „für die Unterstützung bedankt”. Nun sagte Horstmann, es sei „irrelevant, wer das Wort Vertragsauflösung als erstes in den Mund genommen” habe: Wenn Pezzoni keine Auflösung gewollt habe, „hätte er nicht unterschreiben dürfen”.


Im Interview sprach Pezzoni von Angst: „Seit mir die Nase gebrochen wurde, bin ich vorsichtig, wenn mir im Dunkeln eine Gruppe Männer entgegen kommt. Meine Freundin ist zuletzt abends mit dem Hund raus, weil sie nicht wollte, dass ich das tue.” Seine Wohnung in Köln stehe bereits leer. Über die Drohungen der Facebook-Gruppe sagte Pezzoni: „Da wurde gedroht, mich zu erschießen oder mir die Beine zu brechen. Als ich am Donnerstag zum Training kam, standen da Polizisten. Ich wusste nicht, dass die wegen mir da sind.”


Der Verteidiger beklagte zudem mangelnde Solidarität. „Ich hatte gehofft, dass die Verantwortlichen sich hinter mich stellen. Eigentlich sollte ein Verein in der Lage sein, seine Spieler vor Fans zu schützen.” Er hätte sich „jemanden wie Bayern-Präsident Uli Hoeneß” gewünscht: „Als die Bayern-Fans Manuel Neuer attackierten, hat Hoeneß sich vor ihn gestellt und für ihn gekämpft. Mir wurde in ähnlicher Situation lieber die Vertragsauflösung angeboten. Ich habe das Gefühl, so sollte ein unangenehmes Thema auf einfache Weise beendet werden.”


Horstmann konterte: „Der Verein hat alles getan, um Kevin in angemessener Weise zu schützen. Die Vorwürfe sind substanzlos, unangebracht, schaden ihm selbst am meisten.” Zudem untergrub der Verein Pezzonis Glaubwürdigkeit durch Details zu dessen Nasenbeinbruch im Karneval: „Nach dem uns bekannten Status der Ermittlungen ist der Angriff vermutlich auf private Beziehungsumstände zurückzuführen. Für einen Zusammenhang zwischen der Gewalttat und gewalttätigen Fans gibt es keine Hinweise.”


Alain Caparros, Vorstandsvorsitzender von Hauptsponsor Rewe, drohte mit Rückzug. Er könne nicht zulassen, „dass Rewe im Zusammenhang mit Gewalt und Kriminalität im Umfeld des Fußballs in Verbindung gebracht wird”.

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