Papas Traum von der Unsterblichkeit

Miroslav Klose muss bei der WM nur einen Treffer schießen, dann hat er Ronaldos Torrekord eingestellt. Doch es gibt Fragezeichen: Wie fit ist der Ex-Bayer? Und: Reicht er als einziger echter Mittelstürmer aus?
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Miroslav Klose muss bei der WM nur einen Treffer schießen, dann hat er Ronaldos Torrekord eingestellt. Doch es gibt Fragezeichen: Wie fit ist der Ex-Bayer? Und: Reicht er als einziger echter Mittelstürmer aus?

St. Martin -  Von draußen prasselt laut der Regen auf das Dach des Medienzentrums im Trainingslagerquartier des DFB in Südtirol, drinnen sagt Miroslav Klose leise: „Wer mich kennt, weiß, dass das schon ein Ziel von mir ist.“

Wer Klose kennt, weiß auch: Lauter wird er nicht mehr werden, größere Töne sind nicht zu erwarten.

Miroslav Klose, 35, der ewige Torjäger des DFB-Teams, kann sich in Brasilien endgültig unsterblich machen. Ein Tor während des Turniers, und er würde gleichziehen mit Ronaldo, der 15 Tore bei Weltmeisterschaften erzielt hat. Zwei Treffer, und Klose wäre alleiniger WM-Rekord-Torschütze. Und ganz nebenbei auch Gerd Müller überflügeln, mit dem er sich momentan noch den Posten als DFB-Rekordtorschütze teilt.

Klose will die Rekorde, klar. Er ist als Torjäger auf die Welt gekommen. Ohne diese Qualität schießt man nicht eben 68 Treffer in der Nationalmannschaft. Doch Klose hat sich auch immer als Mannschaftssportler gesehen. Er war für einen Goalgetter immer auch eine Spur zu mannschaftsdienlich, immer auch etwas zu uneigennützig. „Mich treibt nicht nur der Rekord an. Das allerwichtigste ist die Mannschaft. Wenn die Mannschaft gut spielt und ihre Offensivstärke ausspielt, dann kommen die Stürmer zu Chancen“, sagt er also auch.
Doch in einem Punkt ist dieser Satz falsch. Denn „die Stürmer“ ist übertrieben. Streng genommen müsste er sagen: „der Stürmer“. Oder auch: „Ich.“

Klose ist der einzige echte, der einzige klassische Mittelstürmer im DFB-Aufgebot. Während Italiens Nationalcoach Cesare Prandelli etwa sieben Stürmer in sein vorläufiges WM-Aufgebot berief, begnügte sich Löw mit Klose. Ex-Löwe Kevin Volland ist zwar durchaus Stürmer, doch er interpretiert seine Rolle wie ein Eishockey-Spieler, rennt während einer Partie so viel durch die Hälfte des Gegners, dass auch er zur Heerschar der so genannten „Falschen Neuner“ gezählt werden muss, zu all den Müllers, Götzes, Özils, Reus’. Zu all den umfunktionierten offensiven Mittelfeldspielern, die Löw so mag und so gerne ins Sturmzentrum stellt.

Gladbachs Max Kruse ließ der Bundestrainer angeblich zu Hause, weil der vor einem Länderspiel mal Damenbesuch im Hotel empfing, Leverkusens Stefan Kießling spielt seit Jahren schon keine Rolle. Und Mario Gomez traute Löw nach dessen langer Verletzungsphase nicht zu, rechtzeitig fit zu werden.
So blieb nur Klose, der ewige Miro.

Das ist durchaus ein Risiko. Weniger, weil der mit seinen 35 Jahren mit Abstand der Älteste im Aufgebot ist und von Debütanten wie Shkodran Mustafi nicht nur als Papa der Kompanie, sondern fast schon als Legende angesehen wird. Sondern weil Klose ein recht seltsames Jahr bei Lazio Rom hinter sich hat.
Sieben Tore erzielte er in der abgelaufenen Saison, für seine Verhältnisse ist das nahe dran an nichts. Aber er war eben auch in fast keinem seiner 24 Spielen richtig fit. Die ganze Saison über quälte er sich mit kleineren Verletzungen herum. „Oft habe ich gespielt, obwohl ich noch nicht richtig fit war, weil die Mannschaft mich gebraucht hat, aber dann kann man natürlich nicht die Leistung abrufen“, sagt Klose. Er rieb sich mal wieder für seine Mannschaft auf. Zum Dank verlängerten die Römer seinen Vertrag um ein weiteres Jahr.

Doch nun steht erstmal die WM an, der Rekord, der Traum vom Titel. Klose sieht gute Chancen für seine Mannschaft, obgleich er sagt, dass die Südamerikaner in Brasilien klar im Vorteil wären. Doch er will alles tun, um den vierten deutschen Titel möglich zu machen. „Ich gehe davon aus, dass ich beim Turnier bei 100 Prozent bin“, sagt er: „Es geht mir sehr gut, ich bin auf einem sehr guten Weg. Alles läuft in den richtigen Bahnen.“ Wenn er so viel Optimismus verströmt, muss man ihm das einfach glauben.

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