Ottos Debüt mit 71

Rehhagel hat fast alles gewonnen – doch bei einer WM saß er noch nie als Trainer auf der Bank. „Das ist keine kleine Sache“, sagt Griechenlands Coach jetzt. Macht er noch weiter, bis er 80 ist?
von  Abendzeitung
Otto Rehhagel hat schon viel erreicht, nur bei einer WM war er noch nie. Jetzt feiert er Premiere.
Otto Rehhagel hat schon viel erreicht, nur bei einer WM war er noch nie. Jetzt feiert er Premiere. © dpa

Rehhagel hat fast alles gewonnen – doch bei einer WM saß er noch nie als Trainer auf der Bank. „Das ist keine kleine Sache“, sagt Griechenlands Coach jetzt. Macht er noch weiter, bis er 80 ist?

PORT ELIZABETH Der Mann kann es nicht lassen. Das linke Bein fast durchgestreckt, das rechte nach hinten gereckt, sodann tanzt Jabulani auf seinem Fuß und nach seiner Pfeife. Mit dem neuen Spielobjekt hat Otto Rehhagel sofort Freundschaft geschlossen; er, der am Samstag beim Spiel Griechenlands gegen Südkorea in Port Elizabeth (13.30 Uhr) mit 71 Jahren und 306 Tagen als ältester Trainer in die WM-Geschichte eingehen wird, hat auf dem Trainingsgelände der Northwood School in Durban seine Vorfreude ausgelebt. Da wurde ein bisschen mit dem Bällchen jongliert, dann wieder mit Assistenztrainer und Übersetzer Ioannis Topalidis parliert.

Noch immer kommt dieser Nationaltrainer ja gerne wie ein Jungspund daher: Die schwarzen Nockenschuhe und die tiefblaue Trainingshose bleiben sein Markenzeichen, genau wie eine unverwechselbare Mimik und ausladende Gestik. Und das volle Haupthaar hat er wohl Zeus zu verdanken, „Gott färbt ihm die Haare", hat ein österreichischer Kolumnist vor zwei Jahren während der Euro geschrieben. Während die (jüngeren) Kollegen in Ehren ergraut sind, schwingt sich König Otto alterslos auf die große WM-Bühne – übrigens das erste Mal in seiner Karriere. Eine große Herausforderung sei das, sagte er nun der Athener Zeitung „SportDay“, „du fühlst, du bist unter den besten Teams der Welt. Das ist keine kleine Sache.“

Wird er wieder einen Libero installieren, fragen sich Griechen besorgt, die ihrem „Rehakles" in einer Mixtur aus Respekt, Bewunderung und Unverständnis gegenüberstehen. „Wo die Logik endet, beginnt das Denken von Otto Rehhagel“, sagen sie. Insofern wäre es fast logisch, würde einer seiner Besten, Kostas Katsouranis, aus dem Mittelfeld abgezogen und hinter die Viererkette postiert. „Wir würden schönen Fußball spielen, wenn wir Kaka, Messi und Xavi hätten“, entgegnet Rehhagel. „Wir haben in Griechenland die Spieler, die wir haben. Ich wurde nie für schönen Fußball bezahlt, sondern für Siege."

Im Grunde würde ja schon ein Törchen in einer Gruppe mit Argentinien, Nigeria und eben Südkorea genügen, und die Griechen hätten ein besseres Ergebnis erreicht als 1994, als die Hellenen gegen Argentinien (0:4), Bulgarien (0:4) und Nigeria (0:2) untergingen. Wenn sie aber ins Achtelfinale kommen, wird er wohl gefeiert werden wie beim EM-Triumph 2004.

Und was kommt dann?

„Der Otto", hat sein ehemaliger Lieblingsschüler Rudi Völler kürzlich gescherzt, „hat noch lange nicht fertig." Rehhagel bestätigt jetzt diese Version. „Ja, ich fühle, ich will nicht aufhören. Ich will weiter als Trainer arbeiten.“ Auch Beate Rehhagel, die aus der Essener Heimat vieles koordiniert, kann sich den Ehemann als Rentner nicht vorstellen. Fußballlehrer mit 75? Mit 80? Nichts ist mehr unmöglich bei Otto. Frank Hellmann

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