Otto Pfister: "Man darf Angola nicht mit Südafrika verwechseln"

Trotz des Anschlags auf sein früheres Team Togo, warnt der Trainer und Afrika-Experte davor, im Hinblick auf die WM in Panik zu verfallen.
von  Abendzeitung
Otto Pfister aus Köln, der ehemalige Nationaltrainer Togos.
Otto Pfister aus Köln, der ehemalige Nationaltrainer Togos. © Rauchensteiner/Augenklick

Trotz des Anschlags auf sein früheres Team Togo, warnt der Trainer und Afrika-Experte davor, im Hinblick auf die WM in Panik zu verfallen.

Der Terroranschlag auf ihre ehemalige Mannschaft hat die Fußball-Welt erschüttert. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen, Herr Pfister?

OTTO PFISTER: Das war ein echter Schock für mich. Ich habe es am Freitag erfahren, eine ganz bittere Sache. Das ist schon unglaublich.

Haben Sie bereits Kontakt zu Spielern aufgenommen?

Ich habe sofort versucht, Emmanuel Adebayor von Manchester City auf dem Handy zu erreichen, auch den jungen Assimiou Toure von Leverkusen – vergeblich. Danach habe ich mit Thomas Dossevi vom FC Nantes gesprochen, der mir diesen Vorfall detailliert geschildert hat. Schlimm. Heutzutage ist einfach alles möglich.

Welche Bedeutung hat dieser Anschlag für die im Juni und Juli anstehende Weltmeisterschaft in Südafrika?

Das wird jetzt natürlich direkt auf die WM projiziert. Das ist ein echter Schlag für Afrika, die Kritiker werden nun Oberwasser bekommen. Aber man darf Angola nicht mit Südafrika verwechseln. Man darf jetzt nicht in Panik verfallen.

Sie haben viele Jahre lang afrikanische Mannschaften trainiert und gelten als Afrika-Experte. Gehen Sportler dort wegen der teilweise instabilen Verhältnisse ein besonderes Risiko ein?

Generell ist das Risiko in Afrika nicht höher als anderswo. Aber die Sicherheitsmaßnahmen sind natürlich mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen. Das sind auch in diesem Bereich Entwicklungsländer, wie in der Wirtschaft, wie fast überall. Es ist teilweise eine endlose Weite dort – wie sollen sie so etwas vernünftig kontrollieren?

Reflexartig wurde die sofortige Absage des Turniers in Angola gefordert. Der afrikanische Fußball-Verband CAF hat jedoch ebenso umgehend abgelehnt. Ist das die richtige Entscheidung?

Der Afrika-Cup ist ein unglaubliches Event für die Afrikaner, fast wichtiger als eine WM. Man darf ihn nicht absagen. Da ist man ganz schnell bei Helmut Schmidt und dem entführten Flugzeug in Mogadischu (mit der Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“, die in Somalias Hauptstadt landen musste, wollte die RAF 1977 die Freilassung inhaftierter Terroristen durchsetzen; der Kanzler lehnte ab, d. Red.) – da wird man erpressbar.

Togo hat sein Team dennoch zurückgezogen, und englische Premier-League-Klubs haben bereits ihre Spieler aufgefordert, zurückzukehren...

Die Klubs gehen jetzt natürlich auf die Palme, weil sie Angst um ihre hochbezahlten Superstars haben. Jetzt geht das ganz große Zittern los.

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