Ohne Leroy Sané, mit Kai Havertz: Die DFB-Elf für Frankreich steht
Düsseldorf/Herzogenaurach - Ob sich der Bundestrainer durchschaut fühlte? Wirklich schwierig war die Interpretation seiner Aufstellung und der taktischen Umstellungen vom 1:1 gegen Dänemark zum 7:1 gegen Lettland nicht.
Vier richtungsweisende Wechsel
Vier Veränderungen hatte Joachim Löw vorgenommen: Antonio Rüdiger, Toni Kroos, Ilkay Gündogan und Kai Havertz rein. Niklas Süle, Lukas Klostermann, Florian Neuhaus und Leroy Sané raus.
Kimmich (Löw: "Er hat das Format von Philipp Lahm: Der kann alle Varianten spielen.") agierte als Rechtsaußen, daher war Platz im Zentrum für Kroos und Gündogan. Rüdiger ersetzte Süle in der Dreierkette.
Löw lässt sich nicht in die Karten schauen
Ob die 7:1-Elf des Lettland-Spiels bereits die Startformation für den EM-Auftakt am 15. Juni gegen Frankreich sei, wurde Löw gefragt. Er wich aus: "Das kann ich jetzt nicht bestätigen. Mit Frankreich kommt ein ganz anderer Gegner auf uns zu. Was Offensive, Variabilität und Individualität betrifft, ist das ein völlig anderes Kaliber. Es ist natürlich grundsätzlich noch wichtig, dass der Konkurrenzkampf noch ein paar Tage oben bleibt, dass um einzelne Plätze gekämpft wird. Natürlich weiß man, dass die meisten Spieler auch gegen Frankreich auf dem Platz sein werden. Aber es gibt noch Überlegungen."
Das sagen Trainer so, damit die Bankdrücker nicht entmutigt werden. Für Löw sind mit dem Lettland-Kick mehrere Baustellen geschlossen: Routinier Kroos sei nach seiner Zwangsquarantäne infolge einer Corona-Infektion "im Vollbesitz seiner Kräfte". Löw: "Das Spiel hat ihm gutgetan, dass er über 90 Minuten die Widerstände überwinden musste."
Kimmich glänzt auf rechts und akzeptiert neue Rolle
Und Kimmich akzeptiert die Versetzung auf die rechte Außenbahn. "Jo braucht auf dieser Position keine Anlaufzeit. Über rechts haben wir gute Angriffe initiiert." Zustimmung gibt's auch von MagentaTV-Experte Fredi Bobic: "Joshua spielt das überragend, er ist fleißig, physisch sehr stark und in dieser Position auch noch sehr torgefährlich."
Die Dreierkette, die in der Rückwärtsbewegung zur Fünferkette werden kann, zieht Löw durch. Vor allem gegen die schnellen, offensivstarken Franzosen um Kylian Mbappé.
Es läuft mit Müller und Havertz
Auch die Offensive hatte mehr Kreativität im Programm als beim dünnen 1:1 vor fünf Tagen in Innsbruck gegen Dänemark. Für das verbesserte Spiel nach vorne waren vor allem Rückkehrer Thomas Müller und Kai Havertz verantwortlich, die bei ihrer gemeinsamen Startelf-Premiere im DFB-Trikot prächtig harmonierten.

Addiert haben sie drei Mal die Champions League gewonnen: Müller 2013 und 2020, Havertz vor zehn Tagen mit dem FC Chelsea. Der gesetzte Motivationsminister Müller, dazu der Ex-Leverkusener mit seiner frischen Energie dank des Königsklassen-Triumphes plus Serge Gnabry (Löw: "Bei mir spielt der Serge immer") wecken Hoffnungen. "Dass wir mal so einen deutlichen Sieg hatten, ist auch schon länger her", sagte Müller, Weltmeister von 2014: "Wir waren sogar kaltschnäuzig vor dem Tor, das muss man auch mal lobend erwähnen. Es hat sich schon gut angefühlt auf dem Platz."
Und Löw lobte: "Wir haben aus unseren Chancen Tore gemacht. Das war das Ergebnis vieler intensiver Trainingseinheiten." Über das Zusammenspiel von Müller und Havertz meinte der 61-Jährige: "Die Harmonie zwischen beiden war gut. Die Positionen waren besetzt, daher gab es viele gute Aktionen Richtung Tor." Es sieht schlecht aus für Leroy Sané und Timo Werner - die beide nur eingewechselt wurden. Obwohl sie ebenfalls je ein Tor beisteuerten, werden sie gegen Frankreich erstmal draußen bleiben müssen.