Özil vs. Sahin: Der entscheidende Pass

Nuri Sahin und Mesut Özil stammen aus dem Ruhrgebiet und haben beide türkische Wurzeln. Nun treten sie als Spielmacher gegeneinander an: Sahin für die Heimat der Eltern, Özil für den DFB.
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Türkische Wurzeln, deutscher Pass, spanischer Klub: Mesut Özil.
firo/Augenklick Türkische Wurzeln, deutscher Pass, spanischer Klub: Mesut Özil.

Nuri Sahin und Mesut Özil stammen aus dem Ruhrgebiet und haben beide türkische Wurzeln. Nun treten sie als Spielmacher gegeneinander an: Sahin für die Heimat der Eltern, Özil für den DFB.

BERLIN Die Technik streikte. Mesut Özil konnte helfen. Sofort sprang er als Dolmetscher ein, übersetzte die Frage eines türkischen Reporters am Mittwochmittag in der Mercedes-Welt am Berliner Salzufer ins Deutsche. Özil (21), seit Sommer Real-Profi, geboren in Gelsenkirchen, ist nach Mustafa Dogan, Malik Fathi und Serdar Tasci der vierte Profi mit türkischen Wurzeln, der in der deutschen Nationalelf spielt. Einer seiner besten Kumpels ist nur 74 Kilometer entfernt geboren - in Lüdenscheid: Dortmunds Star Nuri Sahin (22). Am Freitag sind sie Gegner im EM-Qualifikationsspiel zwischen der DFB-Elf und der Türkei in Berlin (20.45 Uhr, ZDF live).

Die AZ vergleicht die beiden Spielmacher. Denn nach den Ausfällen von Bastian Schweinsteiger sowie Arda Turan werden Özil und Sahin die Offensivgestalter sein.

IHR HEIMATBEGRIFF

Özil ist in dritter Generation Sohn einer türkischen Einwandererfamilie, die sich im Multi-Kulti-Stadtteil Gelsenkirchen-Bulmke niederließ. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen, fühle mich in Deutschland sehr wohl", sagte er am Mittwoch in Berlin, „ich bin ein Beispiel für gelungene Integration."

Im Sauerland aufgewachsen, kam Sahin mit vier Jahren in den RSV Meinerzhagen. Der BVB-Profi über seine Familie: „Meine Eltern und meine Familie sind türkisch, deshalb fühle ich mich als Türke. Außerhalb des Elternhauses bin ich im deutschen Kulturkreis aufgewachsen."

IHR NATIONALSTOLZ

„Ich fühle mich als Deutscher", sagt Özil, „also kam für mich auch keine andere Nationalmannschaft in Frage." Der Real-Profi singt den Text der Hymne nicht mit, betet zu Allah. Für viele Muslime in Deutschland stellt er eine Art Brücke zwischen den Kulturen dar.

Sahin hat sich bewusst für das Land seiner Eltern entschieden, als es um die Wahl der Nationalelf ging, er sagt: „Meine deutsche Seite decke ich bei Dortmund ab, meine türkische bei der Nationalmannschaft. Aber ich liebe Deutschland. Ich ziehe das Beste aus beiden Kulturen."

IHRE WEGE

Özil hat als kleiner Junge auf einem eingezäunten Bolzplatz, den die Kinder „Affenkäfig" nannten, angefangen zu kicken. Später kam er über den DJK Westfalia 04 und Rot-Weiss Essen zum FC Schalke. Mit 19 verließ er seine Heimatstadt und setzte seine Karriere in Bremen fort, nach einer starken WM in Südafrika holte ihn Star-Trainer José Mourinho zu Real.

Arsenals Trainer Arsène Wenger adelte Sahin 2004 als das „momentan weltweit größte Talent“, da war er gerade mal 16 und hatte bei der U17-EM mit der Türkei den Titel geholt. Er hält den Rekord jüngster Spieler und jüngster Torschütze der Bundesliga (jeweils für den BVB) sowie jüngster Nationalspieler und jüngster Torschütze der Türkei (beim 2:1 im Oktober 2005 gegen die DFB-Elf). Mit 18 wurde er an Feyenoord Rotterdam ausgeliehen, kehrte 2008 gereift nach Dortmund zurück.

IHRE EMOTIONEN

In der Türkei wird Özil trotz seines deutschen Passes als Türke gesehen. Daher wandte er sich jetzt in der Zeitung „Hürriyet“ an die türkischen Fans: „Erklärt mich nicht zum Verräter, wenn ich ein Tor schieße." Seine Sorge: „Leider regen wir Türken uns leicht über alles mögliche auf.“

Sahin glaubt: „Unsere dritte Generation der Türken ist sehr gut integriert. Und aus der vierten Generation kann vielleicht ein Bundeskanzler kommen.“ Und weiter: „Die deutsche Nationalmannschaft macht es doch vor, spielt mit einem multikulturellen Team, und ganz Deutschland jubelt, wenn der Türke Mesut Özil ein Tor schießt."

Patrick Strasser

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