Obacht, "Wirtziala"! Nicht jedes vermeintliche Traum-Duo war ein Erfolgsgarant

Frankfurt - Achtung, Stadionbesucher und TV-Zuschauer! Die Anstoßzeit am Dienstag im Deutsche Bank Park von Frankfurt gegen die Niederlande ist bereits um 20.45 Uhr (RTL), nicht erst um 21 Uhr. Nehmen Sie Ihre Plätze ein oder machen Sie es sich auf der Couch gemütlich. Rechtzeitig – denn: Wer zu spät kommt, den bestraft die deutsche Nationalelf. Einmal noch aufs Handy geschaut vorm Anstoß und schon steht's 1:0.
"Wirtziala" verzaubern Fußball-Deutschland
Aber ob der Trick via Kai Havertz, Toni Kroos und Torschütze Florian Wirtz wie beim Führungstreffer in Lyon gegen Frankreich noch mal funktioniert? Die Gegner werden achtsam sein. Das Acht-Sekunden-Meisterstück könnte einmalig bleiben. Aber: Wer weiß? Dann stößt er an und völlig...
Gegen die Niederlande wollen Wirtz (20) und sein kongenialer Partner Jamal Musiala (21) wieder kräftig wirbeln, Bundestrainer Julian Nagelsmann bezeichnet sie liebevoll als "Zauberer". Nach der formidablen Offensiv-Show gegen die Franzosen taufte die AZ das Magier-Duo "Wirtziala". Der Leverkusener hat am Rhein noch einen Vertrag bis 2027.
Florian Wirtz und Jamal Musiala sind nicht das erste DFB-Traumpärchen
Um den Offensivspieler eines Tages nach München zu seinem Kumpel Jamal zu lotsen, müssten die Bayern-Bosse wohl ans Festgeld-Konto (aktuell geschätzter Marktwert: 100 Millionen Euro). Doch man stelle sich vor: Beide Künstler im selben Klubtrikot. Diese Show fände regelmäßiger statt als in der Nationalelf, wo die beiden über einen langen Zeitraum stil- und spielprägend werden könnten.
Wirtz und Musiala ist nicht das erste Pärchen aus der Rubrik "Gesucht und gefunden", das beim DFB-Team für Furore sorgte. Nachfolgend vier weitere Top-Duos, die im gleichen Zeitraum und ähnlichem Alter Nationalspieler wurden, jedoch trotz ihrer individuellen Klasse nicht immer harmonierten.
Die Geschichten dahinter:
Lothar Emmerich (†2003) & Sigi Held (81)

Nach deren großer Show im Europacup-Halbfinale 1966 gegen West Ham United (2:1 und 3:1) taufte die englische Presse die beiden Dortmunder Angreifer "terrible twins" (schreckliche Zwillinge). Held war 1965 zum BVB gekommen, traf dort "Emma", der sein Kumpel wurde. Gemeinsam gewannen "Max & Moritz" 1966 den Europapokal der Pokalsieger gegen den FC Liverpool (2:1 n.V.), bei der anschließenden WM in England war Held Stammspieler. Emma ("Gib mich die Kirsche"), der mit der linken Klebe, machte dort vier seiner lediglich fünf Länderspiele.
Günter Netzer (79) & Wolfgang Overath (80)

Weil sich der Gladbacher Netzer und der Kölner Overath als Spielmacher-Typen zu sehr ähnelten, standen sie im DFB-Team selten gemeinsam auf dem Platz. Es funktionierte einfach nicht gemeinsam.
Netzer führte die Nationalelf 1972 zum EM-Titel, bei der Heim-WM 1974 setzte er auf Overath. Netzer ("Wolfgang war der bessere Nationalspieler"), der inzwischen bei Real Madrid spielte, kam nur 20 Minuten zum Einsatz, machte insgesamt lediglich 37 Länderspiele. Overath 81.
Andreas Möller (56) & Thomas Häßler (57)

Der Frankfurter Bub debütierte beim DFB 1988 nach der Heim-EM, drei Wochen später als der Berliner Junge "Icke". Die offensiven Mittelfeldspieler wurden gemeinsam 1990 Weltmeister (Häßler mit fünf Startelf-Einsätzen, Möller mit nur zweien als Joker) und 1996 Europameister (hier war Möller der dominantere Spieler). 1998/99 spielten sie gemeinsam beim BVB, doch Häßler flüchtete nach nur einer Saison, weil auf seiner Position meist Möller vorgezogen wurde, zum TSV 1860.
Bastian Schweinsteiger (39) & Lukas Podolski (38)

Kurz vor der EM 2004 holte Teamchef Rudi Völler das Duo von der U21 zur A-Nationalelf. Der Stern des frechen Duos "Schweini & Poldi" ging beim Confed-Cup 2005 auf, ein Jahr später bei der Heim-WM waren die dicken Freunde in aller Munde. Mittelfeldspieler Schweinsteiger lotste Stürmer Podolski sogar zum FC Bayern (2006 bis 2009). Gemeinsam gewannen sie die WM 2014 in Brasilien: Schweini als Mittelfeld-Chef, Poldi als Joker und guter Geist.
Heute noch ist Podolski in der polnischen Liga bei Gornik Zabrze aktiv. Mit 130 Länderspielen ist er Dritter der ewigen DFB-Rangliste, vor Thomas Müller (127) und Schweinsteiger (121).