O Klose mio! Ein Stürmer entdeckt die Langsamkeit

Düsseldorf -Miroslav Klose hat ruhige, entspannte Tage gehabt in Düsseldorf, das Hotel der Nationalelf liegt am Medienhafen. Es sieht ein bisschen wie Legoland hier aus, freaky Bürobauten, mittags sitzen Business-People im Anzug mit Plastikschalen voller Salat in der Sonne. Klose trägt die Fußballerberufskleidung, den DFB-Trainingsanzug.
Er schlendert durchs „Grand Hyatt”, ein kurzes Nicken hier, ein Smalltalk dort. „Hey Mirek”, sagt Toni Kroos, er nuschelt ein „Servus!”
Klose, 33 Jahre, fühlt sich wohl unter all den Jungen, er ist der einzige im Nationalelf-Kader Baujahr 70er Jahre – zu seiner Generation gehört eher Oliver Bierhoff (43), der Teammanager. Der Alltag Nationalelf vor einem Spiel wie in der EM-Qualifikation gegen Österreich in Gelsenkirchen: rumsitzen, quatschen, trainieren, essen, massieren, schlafen. Fußballerwelt eben. Business as usual. Ruhig Blut.
Doch Klose hat sein Leben verändert, Verein und Stadt gewechselt – er spielt nun bei Lazio Rom. Während der Tage in Düsseldorf hat er die Aufregung in seiner neuen Heimat, auf dem Sommertransfer-Schlussverkaufsmarkt der Serie A nicht miterlebt. Rund um den 1. September geht es zu wie auf dem Fischmarkt in Palermo. Jeden Tag konnte Klose verfolgen, wer von seinen neuen Kollegen, die er seit Juli kennt, noch da ist und wer hinzukommt. 27 Millionen Euro hat Lazio ausgegeben, 22,4 eingenommen: elf Zugänge, 13 Abgänge. Ein gewisser Cana von Galatasaray kam für sieben Millionen Euro auf Last-Minute-Basis, dafür ging eben schnell Mauro Zarate, der Klose versorgen sollte mit Vorlagen, zu Inter Mailand. Arrivederci!
„Ich wollte eine neue Erfahrung machen im Ausland”, sagt Klose zu „Bild”. Hat er. Der erste Spieltag wurde wegen eines Streiks abgesagt, vor dem Auftakt, der in einer Woche steigt, sind bereits zwei Trainer entlassen worden. Benvenuto, Miro. „Bei Lazio ist alles top”, versichert er, „es ist genau so, wie wir uns das vorgestellt haben.” Mit seiner Frau Sylwia büffelt er Italienisch. Er sagt, sie sei die schnellere.
Klose lernt nun die Langsamkeit. Das Preußische in ihm, der Bundesliga-Drill, hat Urlaub. So hektisch der Transfermarkt, so gelassen der Alltag. „Mir gefällt die entspannte Mentalität der Italiener. Ich spüre jetzt, wie gut mir das tut nach 13 Jahren Bundesliga in Deutschland”, bilanziert er, „ich war in dieser Zeit immer sehr pflichtbewusst und bin nur ein Mal zu spät zum Training gekommen. Und das auch nur, weil die Autobahn gesperrt war.” In Italien fahre der Bus eben auch mal zehn Minuten später. Was soll’s? „Für mich ist das gut, zu erfahren, dass es auch anders geht.”
Wundertüte Lazio, Abenteuer Serie A – Miros neue Welt. „Lazio ist eine sehr interessante Mannschaft", sagt er. „ich bin sehr froh, dass ich dieses neue Abenteuer angehen darf.” Gut, dass es trotzdem noch Konstanten gibt in Kloses Leben: die Nationalelf, die Lobeshymnen von Joachim Löw („Miro ist sehr dynamisch, hat eine große Präsenz”), das eigene Selbstverständnis. „Wenn ich fit bin, spiele ich auch. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es anders kommt.” Ob nun Bayern-Stürmer Mario Gomez verletzt ist wie derzeit oder nicht. 110 Länderspiele hat Klose, nur Lothar Matthäus hat mehr. 61 Tore, nur Gerd Müller hat mehr. Aber Klose hat noch richtig viel vor.