Nur 0:0 gegen Honduras: Aus der Traum für Hitzfeld
Bloemfontein (dpa) - Aus der Traum: Für WM-Debütant Ottmar Hitzfeld und seine sturmschwachen Schweizer ist die Fußball-WM in Südafrika mit dem 0:0 gegen Honduras bereits nach der Vorrunde beendet.
Die gegen Europameister Spanien noch sensationell siegende «Nati» blamierte sich gegen Nobody Honduras bis auf die Knochen und muss die Koffer packen. Die tapfer kämpfenden Mittelamerikaner reisen gar ohne Tor ab. Vor 28 042 Zuschauern im Free-State-Stadium von Bloemfontein hätte der freche Außenseiter sogar als Sieger vom Platz gehen können, doch der Wolfsburger Diego Benaglio im Tor der Eidgenossen rettete gegen Edgar Alvarez mit einem Weltklasse-Reflex (71. Minute). Auch der kurz zuvor eingewechselte Torjäger Alex Frei konnte die Schweiz nicht mehr retten.
Unbedingt siegen und zwei Tore aufholen - die Schweizer wussten, was die Uhr geschlagen hat. Sie überbrückten zwar zügig das Mittelfeld, doch im Angriff fehlte das kreative Moment und im Strafraum die letzte Konsequenz. Erst verzog der emsige Kapitän Gökhan Inler nur knapp (11.), dann wäre nach «Teamarbeit» a la Leverkusen fast das 1:0 gefallen: Derdiyok segelt in eine präzise Flanke seines Clubkollegen Tranquillo Barnetta, doch der Kopfball springt übers Tor (17.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff konnte Blaise Nkufo den Ball, der ihm plötzlich an die Brust sprang, zwei Meter vor dem Tor nicht unter Kontrolle bringen.
Von der angekündigten und dringend benötigten Offensive war bei den Schweizern nichts zu sehen. Zunächst spielte die «Nati» regelrecht gehemmt, dann rannten sich die Rot-Weißen immer wieder in der Abwehr der Mittelamerikaner fest. Honduras spielte recht frech und war mit überfallartigen Kontern mehrmals gefährlich. Aufgeregt gestikulierend stand Hitzfeld an der Seitenlinie und wirkte total unzufrieden: Schon nach einer halben Stunde schickte er alle Ersatzspieler zum Warmmachen.
Nach der Pause musste sogar «Spanien-Besieger» Gelson Fernandes weichen; für ihn kam Hakan Yakin. Die Schweizer erhöhten den Druck, doch David Suazo vergab das 1:0 der Honduraner mit einem Kopfball vom «Fünfer» nur um Zentimeter (53.). Barnetta, Derdiyok und Yakin zerrten an den Ketten, konnten ihre Chancen aber auch in der hektischen Schlussphase nicht nutzen. Dank der schnellen Konter war Honduras selbst in der Nachspielzeit dem 1:0 näher als die am Ende frustrierten Schweizer.
Trainer Hitzfeld hatte den rot-gesperrten Valon Behrami durch den Barnetta ersetzt; im Angriff erhielt Derdiyok zunächst - etwas überraschend - den Vorzug vor dem Rekordtorschützen Frei. Derdiyok hatte zwar beim 1:0 gegen Spanien eine starke Leistung gezeigt, anschließend gegen Chile aber dem von einer Sprunggelenk-Verletzung genesenen Frei weichen müssen.
Honduras-Coach Reynaldo Rueda krempelte sein Mannschaft im Vergleich zum 0:2 gegen Spanien komplett um und brachte gleich sechs neue Spieler. Überraschend gehörte auch Verteiger Victor Bernárdez dazu, der den Trainer vor dem Spiel noch öffentlich kritisiert hatte. «Man kann den Krieg nur mit den richtigen Soldaten gewinnen», sagte der 28-Jährige. Zum «Dank» ließ ihn Rueda zum ersten Mal bei dieser WM spielen.
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