Noch ein Jahr bis zur WM – Blatter begeistert
Endspurt in Brasilien. In nur zwölf Monaten rollt bei der WM 2014 der Ball. Schon am 15. Juni beginnt der Confed-Cup. Alles läuft auf Hochtouren, doch nicht immer rund. FIFA-Präsident Blatter ist dennoch extrem optimistisch.
Rio de Janeiro – „Imagina na Copa!“ ist in Brasilien zum geflügelten Wort geworden: „Stell' Dir das bei der Weltmeisterschaft vor!“ Immer wenn Staus unerträglich werden, Warteschlangen an Bushaltestellen, Ticket- oder Bankschaltern unendlich scheinen, der Strom mal ausfällt oder das Handy-Netz überlastet ist – „Imagina na Copa!“. Der populäre Ausruf ist inzwischen als Lied vertont worden.
Fast sechs Jahre nach dem Zuschlag sind nur noch 365 Tage übrig - dann wird die WM angepfiffen. Nicht jedem ist wohl dabei. Die Generalprobe ist eher eine Frage von Stunden, denn von Tagen. Am 15. Juni startet der Confed-Cup mit acht Teams und ohne Deutschland. Gespielt wird in sechs Stadien in Brasília, Rio de Janeiro, Belo Horizonte, Fortaleza, Recife und Salvador. „Ich bin sicher, dass Brasilien glänzen wird, sowohl auf dem (Fußball)-Feld wie außerhalb. ... Ich bin sicher, dass alle, die kommen, sich verlieben werden und zur WM zurückkommen wollen“, sagte Präsidentin Dilma Rousseff voller Zuversicht.
Auch FIFA-Präsident Joseph Blatter klingt durch und durch optimistisch – ja, fast schon begeistert. „Wir werden eine hervorragende WM erleben. Brasilien ist Fußball. Wir können uns auf ein großes Turnier freuen“, sagte er kürzlich beim Kongress auf Mauritius. Vergessen scheinen die Zeiten, als sein Generalsekretär Jérôme Valcke den Gastgebern verbal einen Tritt in den Allerwertesten androhte, da die Arbeit an Stadien und Flughäfen stockte.
Die WM wird in zwölf Städten ausgetragen. Die Herausforderung für Fans und Teams ist die Distanz in dem Riesenland, das 25 mal größer ist als Deutschland, wo 2006 der Zug das bequemste Reisemittel für die Fans war. In Brasilien dürfte das der Flieger werden. Denn zwischen Spielorten wie Porto Alegre im Süden des Landes und Manaus im fernen Amazonas im Norden liegen schlappe 4000 Kilometer. 600 000 ausländische Touristen werden erwartet. Das ist die Nagelprobe für die oft an der Kapazitätsgrenze arbeitenden Flughäfen.
Über den Fortgang der Arbeiten an den Stadien wacht die FIFA mit Argusaugen. Nicht ohne Grund, denn zum Confederations Cup wurden die meisten der vorgegebenen Fristen nicht eingehalten. „Bei der WM darf und wird es das nicht geben“, warnte Valcke noch kürzlich. Vor allem das Eröffnungsstadion Itaquerão in São Paulo steht im Fadenkreuz der Organisatoren. Gastgeber Brasilien versichert immer wieder, die Stadien werden rechtzeitig fertig.
Die Deadline der FIFA: Dezember 2013. Eine Wackelpartie wie zuletzt beim legendären Maracanã will der Fußball-Weltverband unter allen Umständen vermeiden. Das Stadion in Rio – Schauplatz der Endspiele beim Confed-Cup und der WM – sollte im Dezember 2012 fertig sein. Wegen Streiks, zusätzlicher Baumaßnahmen und Planungsfehlern musste die Eröffnung immer wieder verschoben werden. Es wurde später und teurer.
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Doch trotz aller Unkenrufe: Das neue Maracanã ist schön geworden, auch wenn im Umfeld des Stadions hier und da grüne Plastik-Planen den Blick versperren und auch nicht jeder Toilettenabfluss dicht ist. Das Urteil des Profis fällt positiv aus. „Der technische Bereich, also auch Spielfeld und Umkleideräume, sind spektakulär“, freute sich Nationalcoach Luiz Felipe Scolari nach dem Eröffnungsspiel der Seleção gegen England am 2. Juni. Die Freundschaftspartie endete mit 2:2, was Brasilien nicht reichen kann, wenn es seine selbst erklärte Favoritenrolle ernst nimmt.
Seit Amtsantritt von Felipão im November 2012 hat Brasiliens Team um Topstar Neymar noch keinen Sieg gegen einen großen Gegner erringen können. „Imagina na Copa!“ – nein, das mag sich in Brasilien bei der WM nun wirklich keiner vorstellen.