Niersbachs Vorbild? Franz Beckenbauer!

Der Generalsekretär tritt an und wird im Oktober 2012 Nachfolger von Zwanziger. Er wird wie alle seine Vorgänger ehrenamtlich arbeiten und behauptet: „Das war nicht mein Lebensziel.”
Frank Hellmann |
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Der Generalsekretär tritt an und wird im Oktober 2012 Nachfolger von DFB-Präsident Zwanziger. Er wird wie alle seine Vorgänger ehrenamtlich arbeiten und behauptet: „Das war nicht mein Lebensziel”

Frankfurt - Gleich am Empfang beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) steht seit Tagen ein mit Kugeln behängter Christbaum. Als Wolfgang Niersbach am Mittwochmittag die Treppe aus der Bibliothek nahm und nach einer zweistündigen Sitzung wieder ebenerdigen Boden in der Zentrale betrat, hat der Generalsekretär lieber die Ahnentafel im Gang zum Sepp-Herberger-Tagungsraum betrachtet. Dort hängen Fotos der bisherigen zehn DFB-Präsidenten. Hier wird bald auch sein Konterfei hinzugefügt.

Die Sitzung mit den fünf Vertretern der Regionalverbände und Mitgliedern des DFB-Präsidiums brachte das erwartete Ergebnis: Niersbach tritt als einziger Kandidat für das Präsidentenamt auf einem außerordentlichen DFB-Bundestag im Oktober 2012 an. „Das war nicht meine Lebensplanung und mein Lebensziel”, sagte der 61-Jährige, „Ich traue es mir zu, mit meinen Stärken dieses Amt auszufüllen. Es sind ein Stück andere als die, die insbesondere Theo Zwanziger gehabt hat."

Die Weichen dafür wurden am Sonntag in einem Dreier-Gespräch mit Amtsinhaber Zwanziger (66) und dessen ursprünglich auserkorenem Wunschkandidaten Erwin Staudt (63) gestellt. Staudt erklärte dabei seine Bereitschaft für einen Rückzug, sofern Niersbach kandidieren würde. „Noch am Sonntag war ich total unentschlossen”, verriet dieser, der dann am Dienstag um 22.30 Uhr telefonisch bei Zwanziger zusagte.

Er habe tagelang geschwiegen, weil er sich erst die Rückendeckung der Amateurvertreter einholen wollte. Die sicherte ihm Hermann Korfmacher, der DFB-Vize Amateure, zu. Denn Niersbach erfüllt deren Grundvoraussetzung: Auch er wird ehrenamtlich tätig sein, seinen Vertrag als hauptamtlich Angestellter auflösen und stattdessen eine Aufwandsentschädigung erhalten, mit der sich aber wohl ebenfalls gut leben lässt. Zu Einbußen sagte Niersbach grinsend: „Dieser Job ist eine Ehre.”

Seine erste Tätigkeit erhielt der frühere Chef des Sportinformationsdienstes 1988 noch unter der Ägide von Hermann Neuberger, der ihn als Pressechef installierte. In verschiedensten Funktionen hat Niersbach hernach unter Egidius Braun, Gerhard Mayer-Vorfelder und eben Zwanziger gedient. „Ich habe gewaltigen Respekt, aber genug Selbstvertrauen für diese Aufgabe."

Der Pragmatiker will diese als Mannschaftsspieler („Der Präsident sollte kein Solist sein, er ist mehr Kapitän") angehen, und dabei diene ihm sein jahrelanger Unterstützer Franz Beckenbauer „als Vorbild". Niersbach: „Franz ist ein echter Freund, der immer ein Lächeln auf den Lippen hat.” Ihn etwa in der Halbzeitpause des WM-Endspiels 1990 erlebt zu haben, seien prägende Erinnerungen gewesen.

Mit dem gebürtigen Düsseldorfer („Ich bin Ehrenmitglied des Prinzenclubs der Landeshaupt”) ist an der Verbandsspitze ein Paradigmenwechsel verbunden. Unterschiede zu Zwanziger kann nicht nur der Amtsinhaber selbst erkennen. Wenn Niersbach neben dem ihm sehr vertrauten Profibereich („Über Karl-Heinz Rummenigge habe ich Bücher geschrieben”) auch 6,7 Millionen Mitglieder in 26000 Vereinen repräsentieren will, muss er sich sozialen Aufgaben zumindest teilweise in jener Form stellen, wie es Zwanziger tat. Einerseits.

Andererseits steht ein Präsident, der nun weniger selbstverliebt referiert, dem Verband auch nicht schlecht. Denn, so Niersbach: „Als Mensch werde ich mich nicht verändern. Ich will weiter am Wochenende Tennis gegen Jüngere spielen und in meiner Dorfkneipe ein Bier trinken.” 

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