Neururer kommentiert die Abstiegskandidaten

Fünf Teams kämpfen gegen den Abstieg. Trainer Peter Neururer analysiert für die AZ die Lage der Klubs.
von  Florian Bogner
Hertha BSC: 17. Platz, 27 Punkte, 31:54 Tore - Entsetzen gehört mittlerweile zum Grundrepertoire der Berliner Bank: Laut Peter Neururer wird es die Hertha selbst mit zwei Siegen schwer haben, die Klasse zu halten.
Hertha BSC: 17. Platz, 27 Punkte, 31:54 Tore - Entsetzen gehört mittlerweile zum Grundrepertoire der Berliner Bank: Laut Peter Neururer wird es die Hertha selbst mit zwei Siegen schwer haben, die Klasse zu halten. © dpa

München - Peter Neururer ist für seine markigen Sprüche bekannt. Als Jürgen Klinsmann beim FC Bayern anheuerte, nannte ihn Neururer damals den „bestbezahlten Lehrling im Weltfußball“. Berühmt ist auch Neururers Aussage, wonach er eigentlich Real Madrid trainieren müsste, wenn denn der beste Trainer automatisch auch den besten Klub bekäme.

Nach Stationen in Bochum, Hannover und Duisburg war der 56-Jährige zuletzt allerdings nur als möglicher Feuerwehrmann für den 1. FC Köln im Gespräch, dort bekam aber nun das Dreigestirn Schaefer/Lottner/Engels den Zuschlag.

„Damit hat man die richtige Lösung gewählt“, sagt Neururer im Gespräch mit der AZ. „Jetzt einen Trainer von außen zu holen, wäre nicht gut gewesen, weil die Vorbereitung auf das Spiel in Mönchengladbach zu kurz gewesen wäre.“

Neururer bleibt im Saisonendspurt so nur die Rolle des Abstiegskampf-Experten, die er gerne übernimmt. „Nürnberg hat sich mit dem Sieg gegen Schalke gerettet, auch für Freiburg wird es reichen“, sagt Neururer und legt sich damit fest: „35 Punkte reichen dieses Jahr zum Nicht-Abstieg.“ Bleiben also laut Neururer noch fünf Vereine, die ums Überleben kämpfen:


HAMBURGER SV

Neururer: „Der HSV hat von Anfang an nicht begriffen, worum es geht. Die Spieler, die Sportdirektor Arnesen geholt hat, waren keine Verstärkung. Das Gerede vom internationalen Geschäft war ohne Not. Dazu kommen jetzt die blanke Angst vorm Versagen und fehlende Erfahrung.“

Das spricht gegen den HSV: Will man ein Endspiel in Augsburg vermeiden, müssen Heimsiege her. 2012 hat der Dino aber noch kein Spiel im eigenen Stadion gewonnen. „Vom Derby gegen Hannover hängt schon viel ab“, sagt Neururer.

Das spricht für den HSV: Das Restprogramm. Neururer: „Am Ende kommt man wohl mit dem Schrecken davon.“

Das Restprogramm: Hannover (H), Nürnberg (A), Mainz (H), Augsburg (A).


FC AUGSBURG

Neururer: „Hervorragend fand ich die Aussage von Manager Rettig, der sagte, Trainer Luhukay bleibt 34 Spieltage – egal, was passiert. Daran hat er sich gehalten, das hat Klasse! Dennoch wird es der FCA schwer haben.“

Das spricht gegen den FCA: Mit Wolfsburg, Schalke und Gladbach geht es noch gegen drei Teams von oben, da kann man schnell abrutschen. Neururer: „Für Augsburg herrscht akute Abschiedsgefahr!“

Das spricht für den FCA: Die Mannschaft ist ein verschworener Haufen, der Glaube an den großen Wurf ist allgegenwärtig - und beeindruckt die Gegner. „Man muss nur sehen, wie ernst die Bayern den FCA genommen haben“, sagt Neururer. Sollte es auf ein Endspiel gegen den HSV hinauslaufen, sieht Neururer den FCA gar im Vorteil, „denn dann hat Augsburg weniger Druck“.

Das Restprogramm: Wolfsburg (A), Schalke (H), M’gladbach (A), Hamburg (H).


1. FC KÖLN

Neururer: „In Köln wurden die ganze Saison über komische Entscheidungen getroffen. Der FC steht nun aber vor dem leichtesten Spiel der Saison: Gegen Gladbach hat man die Chance, die Fans zurück ins Boot zu holen. Vielleicht läuft es ja auf fantastische Relegationsspiele gegen Düsseldorf raus…“

Das spricht gegen den FC: Nach Gladbach geht es gegen die Teams der Stunde, Stuttgart und Freiburg. Am 34. Spieltag kommt dann auch noch der FC Bayern - härter geht’s kaum. Neururer sieht allerdings einen Ausweg: „Freiburg ist bis dahin gerettet und vielleicht geht auch gegen Bayern was, wenn Heynckes Spieler fürs Pokalfinale schont.“

Das spricht für den FC: Mit Podolski (17 Toren) hat Köln den einzigen Knipser im Keller. „Er ist in einer sehr schwachen Mannschaft der herausragende Spieler“, sagt Neururer. Der Trainerwechsel könnte zudem für einen Stimmungsumschwung sorgen: „Vielleicht gibt das ja den letzten Kick, um die Klasse zu halten.“

Das Restprogramm: M’gladbach (A), Stuttgart (H), Freiburg (A), FC Bayern (H).


HERTHA BSC

Neururer: „Die Hertha ist in einen Strudel geraten, aus dem man schwer raus kommt. Zwei Siege sind keine Garantie, nicht mal für Platz 16.“

Das spricht gegen Berlin: Otto Rehhagel. „Otto weiß eigentlich, dass man als dritter Trainer innerhalb einer Saison fast chancenlos ist, der Mannschaft noch etwas zu vermitteln.“ Der 73-Jährige mag sich in den letzten 20 Jahren nicht verändert haben - aber ob seine Art bei jungen Spieler noch ankommt? „Das ist eine andere Geschichte.“

Das spricht für Berlin: Rehhagel. „Ich kenne ihn gut, er bringt immernoch Feuer mit und kennt alle Kniffe, die es braucht“, sagt Neururer.

Das Restprogramm: Leverkusen (A), K’lautern (H), Schalke (A), Hoffenheim (H).


1. FC KAISERSLAUTERN

Neururer: „Trainer Balakow tut mir fast schon leid. Mit vier Niederlagen zu starten - das hat er eigentlich nicht verdient. Ich hoffe für ihn, dass sich noch Erfolgserlebnisse einstellen, damit er mit ein bisschen Schwung in die Zweitliga-Saison gehen kann.“

Das spricht gegen den FCK: Alles. Verliert Lautern gegen Nürnberg, braucht Köln nur einen Punkt oder Hertha einen Sieg - und der FCK ist abgestiegen. Neururer: „Lautern gebe ich keine Chance mehr.“

Das spricht für den FCK: Wunder gibt es laut Katja Ebstein zwar immer wieder - im Fall der Roten Teufel müsste aber schon die Hölle zufrieren.

Das Restprogramm: Nürnberg (H), Hertha (A), Dortmund (H), Hannover (A). Florian Bogner

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