Neun Stammplätze: Jogis Gesetzten-Bande
Nein! Nein! Nein!“, titelte die schottische Tageszeitung „Daily Record“ und meinte einerseits die drei Gegentore durch die DFB-Auswahl, andererseits aber auch: „Der Euro-Traum ist noch nicht ganz vorbei.“ Die Deutschen dagegen können buchen, ohne Reiserücktrittskosten-Versicherung. Auch wenn es mathematisch noch nicht vollbracht ist. „Wir wollen in Dublin gewinnen und damit die Qualifikation endgültig klar machen“, sagte Bundestrainer Joachim Löw nach dem 3:2 in Glasgow. Am 8. Oktober reicht auch schon ein Punkt gegen die Iren.
Ein Punkt? No! No! No! Denn die Germans haben ja Müller, Thomas Müller. In der EM-Qualifikation kommt der Bayern-Star nach seinen beiden Treffern in Glasgow nun auf acht Tore. Seit Beginn der WM in Brasilien steht bei ihm: 16 Einsätze, 14 Tore plus drei Vorlagen – am Montagabend beim 3:2 durch Ilkay Gündogan. „Es könnte schlechter laufen“, sagte Müller, der Schotten-Schreck. Die „Scottish Daily Mail“ schrieb: „Müller zeigte wieder einmal, ein Stachel im Fleisch jedes Gegners zu sein.“ Der 25-Jährige startete perfekt in die Saison, erzielte für Bayern fünf Ligatreffer in drei Partien. „Man weiß, dass Thomas ein wahnsinnig gutes Gefühl für Situationen, für Räume hat. Er schleicht sich dahin, wo kein Gegner steht. Das ist seine große Stärke. Das kann man nicht lernen, das hat er irgendwie im Blut“, urteilte Bundestrainer Joachim Löw über seinen Goalgetter. Müller ist eine feste Größe, bei Löw gesetzt.
Sein zentrales Problem: Er hat zu viele gute Spieler. Es wird einige Enttäuschte geben bei der Nominierung des Kaders für die EM-Endrunde in Frankreich (10.6.-10.7.2016). Welche seine ideale Elf sei, wurde Löw gefragt. Er überlegte lange, betonte dann, dass Marco Reus und Sami Khedira ja verletzt gefehlt hätten. Andere erwähnte er nicht. Heißt: Seine Start-Neun steht. Diese September-Partien, das 3:1 gegen Polen und der Erfolg in Schottland, waren die Schlüsselspiele der Gruppe D. Nun folgt das lockere Auslaufen in Irland und gegen Georgien (11. Oktober). In Leipzig kann dann schon getestet werden für die EM. Wer spielt sich noch rein? Wer verliert seinen Platz? Wie lautet die Top-Elf für Frankreich, Stand heute?
Tor: Manuel Neuer ist die unumstrittene Nummer eins, der kleine Patzer vor dem 1:1 der Schotten ist ihm zu verzeihen.
Abwehr: Jérome Boateng und Mats Hummels sind gesetzt in der Innenverteidigung. Jonas Hector hat sich auf der linken Abwehrseite einen Stammplatz gesichert. Benedikt Höwedes, bei der WM Stamm, nun verletzt, wird kämpfen müssen. Weiterhin vakant: Ein zuverlässiger Rechtsverteidiger. Emre Can bekam nun seine Doppel-Chance, er wackelte bedenklich. „Man darf keine Wunderdinge von ihm erwarten“, sagte Löw, „das Spieltempo ist doch ein anderes als in der U21. Er muss weiter lernen, sich anpassen.“ Die Alternative: Sebastian Rudy, Antonio Rüdiger oder Shkodran Mustafi, letztere fühlen sich jedoch in der Mitte wohler.
Die Thomas-Müller-Gala: Das kann man nicht lernen
Mittelfeld: In der Zentrale herrschen Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos und Ilkay Gündogan (siehe Seite 26). Für Sami Khedira wird es schwer, dort wieder reinzukommen.
Außenpositionen: Müller ist auf rechts gesetzt, Mesut Özil kommt über links oder zentral. Dort gibt es viele Alternativen: Karim Bellarabi, André Schürrle, vielleicht wieder Julian Draxler. Wohl eher nicht mehr Lukas Podolski.
Sturmzentrum: Mario Götze bewies, dass er Mittelstürmer-tauglich ist. Joker könnten Max Kruse oder Kevin Volland sein. Wenn’s aber mal nicht läuft, schickt Löw Müller vorne rein. Der Bundestrainer ist nicht sein einziger Verehrer. „Incredible! Fantastic! He is a phenomenon“, lobte ihn die schottische Pop-Legende Rod Stewart – mit Deutschland-Schal um den Hals. Darauf einen Whiskey!