Negativserie beendet - und Mehmet wechselt zu C&A

Mainstream ist nicht sein Ding. Jetzt aber macht Mehmet Scholl Werbung für günstige Mode. Und hadert als Coach mit seinem Team: „Die 3. Liga ist kein Kindergeburtstag“. Am Samstag jedoch gelang der erste Sieg.
von  Abendzeitung
Mehmet Scholl: Vom Trainingsanzug in lässige C&A-Klamotten
Mehmet Scholl: Vom Trainingsanzug in lässige C&A-Klamotten © sampics

MÜNCHEN - Mainstream ist nicht sein Ding. Jetzt aber macht Mehmet Scholl Werbung für günstige Mode. Und hadert als Coach mit seinem Team: „Die 3. Liga ist kein Kindergeburtstag“. Am Samstag jedoch gelang der erste Sieg.

Frustbewältigung kann auch heißen Ablenkung: Mal was ganz anderes machen. Und so stellte sich Mehmet Scholl Anfang der Woche vor die Kamera. Posing für eine Kampagne in eigener Sache. Scholl macht in Mode, er wirbt ab demnächst in Anzeigen und TV-Spots für die Marke „C&A“. Der preiswerte Einheitslook – passt auf den ersten Blick nicht gerade wie ein warmer Mantel zu Scholl, der sich immer gern extravagant und so gar nicht gemäß des Mainstreams präsentierte.

„Die Sachen gefallen mir“, sagte Scholl dennoch zur AZ, „künftig soll ich eine Linie mitgestalten können, auch wenn es keine Produktlinie mit meinem Namen geben wird.“ Scholl wechselt also zu „C&A“. An der Linie kam er bisher stets adrett in Hemd und Pullunder daher, in seinem neuen Job als Cheftrainer der Drittliga-Mannschaft seiner Bayern aber hat Scholl bislang weniger gut ausgesehen. Immerhin; nach fünf sieglosen Spielen gelang am Samstag mit einem 3:1 über den Wuppertaler SV der erste volle Erfolg. „Der Fehlstart trifft uns ins Mark. Die Mannschaft ist total verunsichert“, hatte Abteilungsleiter Werner Kern zuvor gestanden, „aber bei uns herrscht kein Chaos. Die Mannschaft wird sich fangen.“

Mit Scholl? „Mehmet ist kein Thema. Er versteht brutal viel vom Fußball und macht einen guten Job“, lobte Kern. Doch Scholl tut sich schwer als Nachfolger des strengen Hermann Gerland. Stichwort antiautoritäre Erziehung. Scholl, mit 38 ein Neuling an der Linie, muss nun den Harten geben. „Ich sage immer zu den Jungs: Wie könnt ihr von der Bundesliga träumen, wenn ihr schon gewisse Dinge missachtet? Einige haben da einen Denkfehler. Da fehlt es an den Grundlagen des Fußballs, an einfachen Voraussetzungen wie Laufen, Geschicklichkeit, Ausstrahlung, Selbstbewusstsein und Selbstliebe.“

Harter Stoff, rauer Alltag – das wahre Leben. „Wir haben sehr junge Spieler, die gegen Männer spielen, die eine Familie ernähren müssen", sagt Scholl, „die dritte Liga ist kein Kindergeburtstag.“ Und sein Job kein Topfschlagen. Der liebe Scholli ist Vergangenheit.

Sein Erkenntnisprozess: „Jetzt weiß ich, was unser früherer Trainer Ottmar Hitzfeld immer stundenlang gemacht hat. Der Job des Trainers ist so viel komplexer als man sich das als Spieler vorstellen kann.“ Scholl at work. Er, der nie Trainer werden wollte, beißt sich nun rein. Gedanken, den Job hinzuschmeißen, hat er nicht: „Nein, ich werde jetzt die Flinte nicht ins Korn werfen.“

Auch wenn Frau Jessica und die beiden Kinder Polli und Josephine auf ihn verzichten müssen. „Jetzt habe ich plötzlich einen Fulltime-Job und sehe meine Familie kaum noch“, sagt Scholl, „ich stehe mit den Gedanken an meine Mannschaft auf und gehe damit ins Bett. Künftig im C&A-Pyjama?

Patrick Strasser

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