Nationalspieler unter sich: Das sagen Lothar Matthäus und Co. zum deutschen WM-Aus

Auch unter deutschen Ex-Nationalspielern regiert nach dem historischen WM-Aus der DFB-Elf die Fassungslosigkeit. Was die Herren Matthäus, Breitner, Seeler und Co. sagen, lesen Sie hier. 
dpa, sid |
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Mario Gomez, Mats Hummels und Niklas Süle (von links) nach dem 0:2 gegen Südkorea.
Christian Charisius/dpa Mario Gomez, Mats Hummels und Niklas Süle (von links) nach dem 0:2 gegen Südkorea.

Auch unter deutschen Ex-Nationalspielern regiert nach dem historischen WM-Aus der DFB-Elf die Fassungslosigkeit. Was die Herren Matthäus, Breitner, Buchwald und Co. sagen, lesen Sie hier. 

München - Frust, Enttäuschung, Wut - und klare Worte. Deutsche Ex-Nationalspieler wie Lothar Matthäus und Paul Breitner lassen nach dem deutschen WM-Ausscheiden beim 0:2 gegen Südkorea kaum ein gutes Haar an der DFB-Elf. 

WM-Aus: Matthäus rechnet mit DFB-Elf und Löw ab

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus wirft der DFB-Auswahl Selbstüberschätzung und Bundestrainer Joachim Löw falsche Personalentscheidungen vor. Schon in der Vorbereitung habe es viele Probleme und schlechte Testspiele gegeben, schrieb der Weltmeister von 1990 in einem Gastbeitrag für die "Bild"-Zeitung. "Und was ich in den drei Gruppenspielen auf dem Platz sah, hat diese Spaltung des Teams vollkommen bestätigt. Die Mannschaft war keine Einheit. Sie hat keine Leidenschaft gezeigt. Und viel schlimmer: Sie war selbstherrlich."

Bei den ebenfalls enttäuschend verlaufenen WM-Endrunden 1994 und 1998 habe die Nationalelf zumindest in der Gruppenphase oder im Achtelfinale zeitweise ordentlich gespielt, teils auch starke Halbzeiten abgeliefert. "Davon kann diesmal nicht die Rede sein", bilanzierte Matthäus. Auch Löw stehe nun zurecht in der Kritik wegen seiner Kaderplanung. "Der Mannschaft fehlten Typen mit Ecken und Kanten wie Bayerns Sandro Wagner", kritisierte Matthäus, der mit der Nationalelf Bulgariens zuletzt vor sieben Jahren ein Team trainierte. (Lesen Sie hier: Das sagt Jürgen Kohler in der AZ)

Internationale Pressestimmen zum WM-Aus: "Ausgeweltmeistert!"

Beim WM-Personal habe Löw auch nicht genügend Wert auf schnelle Spieler wie Leroy Sané gelegt, der beim englischen Meister Manchester City zum Stammpersonal zählt, aber überraschend nicht mit nach Russland fahren durfte. An einen Rücktritt Löws glaubt Matthäus nach eigenen Worten zwar nicht. Der vor dem Turnier verpasste Umbruch sei aber spätestens jetzt unumgänglich. "Die Mannschaft muss rund um Führungsspieler wie (Manuel) Neuer und (Toni) Kroos mit neuen Gesichtern aufgebaut werden", forderte der 150-malige Nationalspieler. Junge Talente wie Niklas Süle, Timo Werner und Leon Goretzka gelte es zudem viel stärker einzubinden.

Seeler über WM-Aus: "So gewinnt man kein Spiel"

Ehrenspielführer Uwe Seeler ist von der Spielweise bei der Weltmeisterschaft in Russland bitter enttäuscht. "Nur immer die Bälle hin und her spielen, damit gewinnt man kein Spiel. Wenn ich den Ball habe, muss ich ihn auch reinhauen", sagte der 81-Jährige den "Lübecker Nachrichten". (Lesen Sie hier: So scharf kritisiert Kahn den Löw-Stil)

Das Hamburger Fußball-Idol verfolgte auf einer Benefizveranstaltung zugunsten der Uwe-Seeler-Stiftung im schleswig-holsteinischen Tangstedt zusammen mit seinen früheren Nationalmannschaftskollegen Max Lorenz und Charly Dörfel die 0:2-Niederlage des nun vorzeitig entthronten Weltmeisters in Kasan gegen Außenseiter Südkorea. Selbst die Unterstützung des Unparteiischen, so Seeler weiter, habe das Team von Bundestrainer Joachim Löw nicht nutzen können: "Der Schiedsrichter hat ja mitgeholfen, mehr geht nicht. Woher der die Nachspielzeit genommen hat, weiß ich nicht." Referee Mark Geiger aus den USA hatte neun Minuten nachspielen lassen. 

Schuster erwartet Löw-Verbleib

Der einstige Europameister Bernd Schuster glaubt nicht an ein Ende der Ära von Bundestrainer Joachim Löw. "Joachim Löw wird weitermachen, und es wird nichts weiter passieren, als dass es im September einen Neuanfang gibt. Er hat genügend Kredit", sagte der frühere Mittelfeldspieler des FC Barcelona, von Real und Atlético Madrid in einem Interview des Radiosenders "Onda Cero". 

Breitner zum WM-Aus: "Geht alles drunter und drüber"

Der 1974er-Weltmeister Paul Breitner befürchtet nach dem deutschen WM-Desaster auch für die -Bundesliga "tiefgehende Folgen - und zwar bereits für die nächste Saison". Im Interview mit der "tz" prophezeite der 66-Jährige: "Das lässt sich der Fan nicht bieten. Die Diskussion über satte Profis, die es nicht mehr nötig haben, wird jetzt gnadenlos aufgetischt."

Krachend durchgefallen: Die Einzelkritik-Noten für die Nationalmannschaft

Die Leistungen der Nationalmannschaft beim Turnier in Russland seien "eine Katastrophe" gewesen, wetterte Breitner: "Das war Altherrenfußball, was wir in den drei Spielen gesehen haben. Es war ja kein Plan da. Es plätschert dahin. Ich habe niemanden gesehen, der versucht hat, die Mannschaft aus ihrer Lethargie zu führen."

Kritik übte er nach dem peinlichen 0:2 gegen Südkorea deshalb auch an Toni Kroos von Real Madrid. "Wissen sie, ich verzichte gerne auf den 15.000. Pass von Toni Kroos, wenn er nicht ein einziges Mal den Raum ausnutzt, den er sich schafft. Nicht einmal ist er durch das Mittelfeld marschiert oder hat mal versucht, die Abwehr vielleicht mit einem Dribbling auseinanderzureißen. Da verzichte ich gerne auf die 99 Prozent Passgenauigkeit", moserte der frühere Münchner. Bundestrainer Joachim Löw müsse er "den Vorwurf machen", so Breitner, "dass er keine feste Mannschaft und keinen Plan hatte. Er hat gewechselt, umgestellt - und das in einer Art und Weise, die ich nicht verstehe." Jedes Verständnis fehle ihm auch "für Manuel Neuers Ausflug gegen Südkorea in den gegnerischen Strafraum", führte Breitner weiter aus: "Er weiß genau, was in sechs Minuten noch alles passieren kann. In dieser Truppe geht alles drunter und drüber." 

Buchwald zum WM-Aus: Eine Lanze für Löw

Weltmeister Guido Buchwald sieht trotz des Scheiterns keinen Grund für einen Wechsel des Bundestrainers. Joachim Löw habe "in zwölf Jahren einen hervorragenden Job gemacht. Bei aller Enttäuschung muss man jetzt in Ruhe analysieren, dann sollte es mit ihm weitergehen", sagte der 57-Jährige dem "Kicker". Als Grund für das erstmalige Ausscheiden einer DFB-Auswahl in der WM-Gruppenphase nannte Buchwald mangelnden Teamgeist und mentale Schwächen.

Berthold zum WM-Aus: Intensiv aufarbeiten

Thomas Berthold, wie Buchwald 1990 mit der deutschen Mannschaft Weltmeister, forderte eine intensive Aufarbeitung der WM-Blamage von Russland. "Der DFB und die Bundesliga müssen sich jetzt hinterfragen. Zum Beispiel, ob es sinnvoll war, vor der WM langfristig mit Jogi Löw zu verlängern", sagte Berthold dem "Kicker". Der Bundestrainer habe bei der Personalauswahl keine glücklichen Entscheidungen getroffen. "Auf Sané und mit Petersen oder Wagner auf einen weiteren Stürmer zu verzichten war riskant und hat sich letztlich als Fehler erwiesen", sagte der 53-Jährige.

Thon fordert nach WM-Aus "radikalen Neuaufbau"

Der frühere Nationalspieler Olaf Thon nannte eine Reihe von Störfaktoren auf dem Weg zur WM als Ursache für das frühe Aus. "Es gibt vieles aufzuarbeiten. Im Moment habe ich den Eindruck: Wir brauchen einen radikalen Neuaufbau", sagte der 52-Jährige im "Kicker".

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Magath zum WM-Aus: "Wie in unserer Gesellschaft"

Der langjährige Bundesliga-Trainer Felix Magath ist entsetzt vom blamablen Vorrunden-Aus der Nationalmannschaft bei der WM in Russland, nimmt aber Bundestrainer Joachim Löw in Schutz. "So ein kolossales Versagen hatte ich mir nicht vorstellen können. Der Auftritt unserer Nationalmannschaft war so desolat, dass es nicht damit getan ist, einen Schuldigen zu suchen", schreibt der 64-Jährige auf seiner Facebook-Seite.

"Der Auftritt wirft eher die Frage auf, ob das, was wir spielen, das ist, was wir nur können." Die Nationalmannschaft sei die Hoffnung gewesen, wieder einen Titel gewinnen zu können. "In unserem Klubfußball haben wir schon einige Jahre keine internationalen Titel mehr vorzuweisen. Nun ist offenbar auch die Nationalmannschaft in diesem Abwärtstrend", stellte Magath fest. "Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: im Fußball und speziell in der Nationalmannschaft wirken mittlerweile ähnliche Fehlentwicklungen wie in unserer Gesellschaft."

Der frühere Profi des Hamburger SV war 1982 und 1986 mit der DFB-Auswahl Vize-Weltmeister und bestritt 43 Länderspiele. Als Trainer war er zweimal mit dem FC Bayern München und einmal mit dem VfL Wolfsburg deutscher Meister. Zuletzt arbeitete er in China bei Shandong Luneng.

Hamann zum WM-Aus: "K.o.-Phase nicht verdient"

Dietmar Hamann hat mangelnde Führung und Disziplinlosigkeit als Grund für das blamable Ausscheiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Russland ausgemacht. "Wenn man sich die drei Spiele anschaut, hat die Mannschaft es nicht verdient. Mit Klose, Mertesacker, Lahm und Schweinsteiger hat man in den letzten vier Jahren Spieler auf dem Platz verloren. Wir hatten zu wenig Spieler, die Verantwortung übernommen und geführt haben", sagte der 59-malige Nationalspieler.

Und er ergänzte: "Was für mich alles auf den Punkt gebracht hat, ist das Verhalten von Manuel Neuer in den letzten fünf Minuten, als er als elfter Feldspieler mitspielt und beim Ballverlust fünf Feldspieler hinter sich hat. Ich glaube nicht, dass er sich das beim FC Bayern erlaubt hätte." Der DFB-Kapitän war in der Nachspielzeit beim Spiel gegen Südkorea aus seinem Tor herausgekommen, Heung Min Son erzielte in der 96. Minute das 2:0 ins leere Tor.

Basler zum WM-Aus: Özil kein Führungsspieler

"Die Spieler waren nicht bei einhundert Prozent. Niemand war in der Lage, diese Mannschaft zu führen", sagte Ex-Nationalspieler Mario Basler beim Business Viewing im Kölner Rheinloft. Die genannten Qualitäten sprach er vor allem Mittelfeldspieler Mesut Özil ab: "Er ist nicht dieser Führungsspieler, der er gerne sein möchte."

Die Schuld für das schlechte Abschneiden sieht Basler aber nicht beim Trainergespann rund um Joachim Löw: "Wenn die Spieler ihre Form nicht bringen, dann bist du als Trainer machtlos." Stattdessen forderte Basler, dass "einige Spieler intensiv darüber nachdenken, ob sie das Nationaltrikot wirklich nochmal anziehen". 

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